19.02.2014 13:56 Uhr

Rampenlicht: Sie wollen doch nur spielen

Taktgeber im Mittelfeld der Grasshoppers: Caio (r.)
Taktgeber im Mittelfeld der Grasshoppers: Caio (r.)

Raus aus dem Rampenlicht: Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball in seiner Serie unter anderem auf einen paraguayischen Ex-Borussen und ein paar ''Gastarbeiter'' in der Schweiz.

Es ist eines der Themen der letzten Wochen in der europäischen Politik gewesen und sorgte für Empörung, leider manchmal aber auch Zustimmung in Europas Landen. Die Schweizer haben abgestimmt und beschlossen die Masseneinwanderung zu stoppen, um fortan die Immigration zu erschweren. Schwenkt man den Blick nun einmal fernab der Politik auf den Spitzensport, kann man feststellen, dass es aber eben die Migranten und ''Gastarbeiter'' sind, die am letzten Spieltag Spaß und gute Laune in der Schweizer Liga versprüht haben.

Migration auf dem Platz

Die Grasshoppers Zürich liegen derzeit auf dem dritten Rang in der Super League und befinden sich damit in Schlagdistanz zu den Champions-League-Plätzen. Auf dem Weg nach Europa, stand am Wochenende das Duell beim Konkurrent St. Gallen an. Mit einem 5:1 konnten die Grasshoppers die Aufgabe mit Bravour erfüllen und sich oben festbeißen. Maßgeblichen Anteil daran hatten zwei Profis, die bereits Bundesligaluft geschnuppert haben. Caio und Nassim Ben Khalifa sorgten fast im Alleingang für den Kantersieg in St. Gallen. Vier Vorlagen von Caio und zwei Tore von Ben Khalifa standen am Ende des Tages für die ehemaligen Bundesligalegionäre auf dem Zettel.

Der in Frankfurt für seine Schusstechnik geachtete, oft aber lustlose und über dem für Profifußballer geltenden Body-Mass-Index liegende Caio wurde bei der Eintracht nie wirklich glücklich. Über einen kurzen Abstecher in seine brasilianische Heimat folgte er dann im Sommer 2013 erneut dem Ruf eines Bekannten nach Europa und schloss sich den Grasshoppers an. Seitdem konnte er mit sieben Toren und nun fünf Vorlagen einiges von dem in ihn gesetzten Vertrauen an seinen Trainer und Frankfurter Weggefährten Michael Skibbe zurückzahlen.

Nassim Ben Khalifa scheint unterdessen bei seinem Stammverein aus Zürich wieder sein persönliches Glück gefunden zu haben. Einst von den Grasshoppers in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg gewechselt, ging der damals 18-jährige Schweizer mit tunesischen Wurzeln im großen Kader des VW-Klubs unter und wurde für ein halbes Jahr nach Nürnberg verliehen. Nach nur einem einzigen Ligaeinsatz für die Franken schloss Ben Khalifa im Sommer 2011 das Kapitel Bundesliga und spielte fortan wieder in der Schweiz. Über den Umweg Bern kehrte er dann zu den Grasshoppers zurück und fand hier wieder in die Spur. Zum festen Stammpersonal im Team von Skibbe gehörend, bleibt ihm und seinen Mannschaftskollegen zu wünschen, dass sie weiterhin die richtige Mischung auf dem Platz finden. Und das fernab des politischen Einflusses.

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Zu gut für die Nummer drei

Vor zwei Spieltagen musste Lars Unnerstall im Duell seines neuen Arbeitgebers, dem FC Aarau, gegen die Grasshoppers nach einem Schuss von Nassim Ben Khalifa den Ball aus dem Netz holen. Doch lachen durfte der Torhüter am Ende trotzdem. Unnerstall, der zuletzt hinter Fährmann und Hildebrand nur dritte Kraft beim FC Schalke war, entschloss sich in der Winterpause für einen Neuanfang und heuerte als Leihgabe beim FC Aarau in der Schweiz an. Mit zwei Topleistungen in seinen ersten beiden Spielen sicherte er Aarau vier Punkte und damit ein wichtiges Polster im Abstiegskampf.

Am Wochenende riss nun die Erfolgsserie von Unnerstalls neuem Klub nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage. In Luzern gab Aarau durch zwei Elfmeter in den letzten zehn Minuten doch noch den Sieg aus den Händen. Dabei traf unter anderem der in der Bundesliga ebenfalls bestens bekannte Bulgare Dimitar Rangelov in der 80. Spielminute vom Punkt. Unnerstall war bei beiden Elfmetern chancenlos und kann nun im nächsten Spiel wieder unter Beweis stellen, dass die Arbeitsanstellung in der Schweiz über den Sommer hinaus verlängert werden sollte.

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Auf der Suche nach einer neuen Fußballheimat

Nicht in die Schweiz, sondern nach Griechenland hat es Nelson Valdez auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber verschlagen. In seinem zweiten Spiel für Olympiakos Piräus konnte er den unangefochtenen griechischen Spitzenreiter gegen Platanias Chanion mit seinem ersten Saisontreffer auf die Siegerstraße bringen (Endstand: 4:2).

Das Toreschießen hat beim paragayischen Mittelstürmer bisher allerdings nicht zu den ganz großen Stärken gehört, viel mehr stand Nelson Valdez in seiner Bundesligazeit für unbedingten Willen und Einsatz, was ihm lange Verträge bei seinen Klubs einbrachte. Über fünf Jahre in Bremen und vier Jahre in Dortmund aktiv, verabschiedete er sich im Sommer 2010 aus Deutschland und begann eine Wechselodyssee über Spanien, Russland, wieder Spanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und schließlich Griechenland.

Vor wenigen Wochen wurde Nelson Valdez an den griechischen Traditionsklub Olympiakos Piräus ausgeliehen und hegt nun die Hoffnung, endlich wieder eine fußballerische Heimat gefunden zu haben. Mit Toren wie am vergangenen Wochenende dürfte das sicher nicht schwer werden. Doch sollte Valdez seinen Quoten in Europas Topligen (nie mehr als neun Saisontreffer) treu bleiben, darf man für ihn hoffen, dass er die Griechen mit seinen anderen Stärken zu überzeugen weiß: Wille und Einsatzbereitschaft.

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Nils Marlow