02.03.2014 11:29 Uhr

"Kannibale" gegen ÖFB mit Tor-Appetit

Liverpool-Topstar Luis Suárez gastiert am Mittwoch mit Uruguay in Klagenfurt
Liverpool-Topstar Luis Suárez gastiert am Mittwoch mit Uruguay in Klagenfurt

Österreichs Nationalteam bekommt es am Mittwoch (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) im Klagenfurter Wörthersee-Stadion mit einem äußerst kontroversen Gegenspieler zu tun. Uruguays Top-Star Luis Suárez gilt als einer der besten Stürmer der Welt - allerdings mit einem Faible für regelmäßige Aussetzer.

Einen Eklat lieferte der Liverpool-Profi unter anderem am 21. April des Vorjahres, als er im Spiel gegen Chelsea seinen Gegenspieler Branislav Ivanović in den Arm biss. Der Schiedsrichter sah das Vergehen nicht, der Südamerikaner durfte weiterspielen und erzielte das Tor zum 2:2-Endstand.

Die darauffolgende Welle der Empörung führte sogar so weit, dass der britische Premierminister David Cameron wegen mangelhafter Vorbildwirkung von Suárez eine harte Bestrafung forderte. Der Torjäger Uruguay wurde für zehn Partien gesperrt, versäumte dadurch die ersten fünf Spiele der laufenden Saison in der Premier League und führt dennoch die englische Torschützenliste mit 24 Toren in 23 Matches an.
>> Die aktuelle Torschützenliste der Premier League

Auch bei Ajax biss Suárez zu

Den Spitznamen "Kannibalen" hatte sich Suarez schon vor der Attacke gegen Ivanović eingehandelt. Der damalige Ajax-Stürmer kassierte eine Sperre für sieben Spiele, nachdem er am 20. November 2010 - kurz vor seinem Wechsel nach Liverpool für 26 Millionen Euro - den Eindhoven-Spieler Otman Bakkal in die Schulter gebissen hatte.

Die Beißattacken würde der Südamerikaner gerne rückgängig machen. "Aber das waren die einzigen Fehler, die ich als Fußballer gemacht habe. Alle anderen Dinge waren wie ein Film, von dem die Leute glauben, er sei echt", beteuerte Suárez in Anspielung auf die Kontroverse mit Patrice Evra von Manchester United.

Unmittelbar nach dem Heimspiel von Liverpool gegen die "Red Devils" am 15. Oktober 2011 gab Evra an, dass er von Suárez rassistisch beleidigt worden war. Der Legionär aus Uruguay, der einen dunkelhäutigen Großvater hat, dementierte und erklärte, das laut Suárez nicht diskriminierende spanische Wort "negro" nur freundschaftlich verwendet zu haben. Der englische Verband schenkte dieser Argumentation jedoch keinen Glauben und sperrte den Stürmer für acht Spiele.

"Diese Entscheidung war falsch. Ich bin ohne jeden Beweis verurteilt worden", schimpfte der Angreifer. Beim Wiedersehen mit Evra im Old Trafford am 11. Februar 2012 verweigerte Suárez dem Franzosen den traditionellen Handschlag vor Spielbeginn, was neuerlich für große Aufregung sorgte.

Bei der WM 2010 als Rot-Sünder Aufstiegs-Held

Auch im Nationalteam zog sich Suárez den Unmut vieler gegnerischer Fans zu. Im WM-Viertelfinale 2010 gegen Ghana wehrte er den Ball beim Stand von 1:1 kurz vor dem Ende der Verlängerung auf der Torlinie mit der Hand ab und wurde dafür ausgeschlossen. Den anschließenden Strafstoß verschoss Asamoah Gyan, Uruguay gewann danach das Elfmeterschießen und Suárez stand lächelnd am Rand des Spielfeldes.

"Ich habe die beste Abwehr des ganzen Turniers gemacht", jubelte der Rot-Sünder. Bei der Niederlage im Semifinale gegen die Niederlande fehlte er gesperrt, im Spiel um Platz drei gegen Deutschland wurde Suárez vom südafrikanischen Publikum bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen.

In seiner Heimat aber avancierte der zweifache Familienvater zum Volkshelden, und dieser Status verfestigte sich noch durch den Gewinn der Copa America 2011, bei der Uruguays Rekord-Torschütze (39 Treffer in 76 Ländermatches) zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.

Bei Liverpool zunächst Abschiedsgedanken dann Kehrtwende

Auch die Liverpool-Fans liegen dem streitbaren Kicker, der bei seinem Nationalteam-Debüt am 8. Februar 2007 gegen Kolumbien ausgeschlossen wurde, zu Füßen. Nur im vergangenen Sommer war es mit der Zuneigung kurz vorbei - Suarez wollte den Verein verlassen, nachdem Arsenal für ihn 40 Millionen plus ein Pfund geboten hatte.

Liverpool schob dem Wechsel jedoch einen Riegel vor. Nach einigen Tagen des Schmollens akzeptierte der Stürmer das Veto und zeigte sich danach so stark wie nie zuvor. Die Folge: Im Dezember 2013 wurde sein Vertrag bis 2018 verlängert, kurz zuvor hatte er die "Reds" gegen Tottenham zum ersten Mal als Kapitän aufs Feld geführt.

Für Liverpool-Coach Brendan Rodgers ist der auf einen Marktwert von 52 Millionen Euro taxierte Suárez trotz aller Skandale ein Muster-Profi. "Er ist nie verletzt, er ist nie im Behandlungsraum und er liebt es, zu trainieren", sagte der Nordire und gab zu: "An die Erfahrung, mit Luis zu arbeiten, werde ich mich mein ganzes Leben lang erinnern."

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apa