Polster ist 50: "War immer authentisch"
Mit 44 Treffern ist Anton "Toni" Polster Rekordtorschütze des österreichischen Nationalteams - und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Anlässlich seines 50. Geburtstags am Montag spricht der Ex-Torjäger über seine beeindruckende Karriere und das "Leben danach" als Trainer wie aktuell in der Regionalliga Ost bei der Wiener Viktoria: "Es geht viel zu schnell", sagt der Mann, der es immer wieder verstand, zu polarisieren.
Toni hier, Toni da. Polster als Austria-Manager, Polster als Dancing Star, Polster als Charity-Star, Polster als Sänger, Polster als Designer von Polo-Shirts und Hemden, Polster als Zeitungs-Kolumnist. "I geh' immer weiter, bleib niemals stehn, a jede Veränderung is für mi schen", singt Polster in seiner 2006 veröffentlichten Single "Toni Walk On". Auch wenn er sich bei seinen musikalischen Ausflügen "unter Wert geschlagen" fühlt, ist er diesem Motto bis heute treu geblieben. Die Mutationen des einstigen Stürmerstars sind unzählig, stets beachtet und manchmal schillernd, teilweise aber auch von herben Niederlagen begleitet.
2005 übernahm er aus Mönchengladbach kommend bei seinem Herzensverein Austria Wien den Posten des General-Managers - doch das Projekt mitten in der Hochblüte der Magna-Ära scheiterte. Nach gut fünf Monaten war Polster wieder Geschichte, in den arbeitsrechtlichen Nachwehen verhängte der Verein, mit dem er von 1984 bis 1986 drei Mal die Meisterschaft gewann, zeitweise gar ein Hausverbot über ihn. "Ich will den Namen Stronach eigentlich nicht mehr hören", sagt Polster heute über den Magna-Boss.
Oberstes Ziel, Fußballlehrer zu sein
Zuletzt machte im Herbst 2013 sein gescheitertes Engagement bei Admira Wacker Schlagzeilen: Der erste Job als Bundesliga-Trainer ging schon nach drei Spielen und ebenso vielen Niederlagen zu Ende. Inzwischen arbeitet Polster wieder bei der drittklassigen Wiener Viktoria, mit der er zuvor zweimal aufgestiegen war.
Das Oberhaus juckt ihn nur mehr bedingt: "Das wäre schon ein Ziel, aber es ist nicht so, dass ich schlaflose Nächte habe." Fußballlehrer zu sein, bleibe aber sein oberstes Ziel, behauptet der Mann, der bei den LASK Juniors 2010 zum ersten Mal als Trainer gewerkt hatte. "Solange ich Spaß habe, mache ich das. Und wenn man bei minus 15 Grad am Platz steht, muss man wohl Spaß haben."
Dem Stürmer Polster wäre der Spaß manchmal jedoch fast vergangen. Ein guter Kopfballspieler, gefährlicher Freistoß- und auch sicherer Elfmeterschütze, im Strafraum präsent und effizient, immer wieder aber auch etwas ungelenk wirkend - so polarisierten seine Auftritte gerade im Nationalteam die Fans. Selbst von Pfiffen blieb er nicht verschont. "Entweder Oasch oder Held", beschrieb er einst im "Spiegel" sein Verhältnis zum Anhang.
Vom Buhmann zum großen Helden
Erst 1989 versöhnte er mit seinen drei Toren beim entscheidenden Heimspiel in der WM-Qualifikation gegen die DDR die Kritiker und erlebte als ÖFB-Kapitän bei den WM-Endrunden 1990 und 1998 zwei seiner sportlichen Sternstunden.
Dazu zählt auch der Gewinn der Goldenen Schuhs, der freilich erst mit geraumer Verspätung feststand. 1987 belegte er trotz seiner 39 Treffer nur Rang zwei, weil der Rumäne Rodion Camataru in den letzten sechs Spielen mit Dinamo Bucureşti 21 Tore erzielte und Polster den sicher geglaubten Titel noch entriss.
Anfang 1990 wurde sein Manipulationsverdacht ("Der Erfolg von Camataru ist sicher im Staatsinteresse angeordnet worden") nach den politischen Umwälzungen in Rumänien dann offiziell bestätigt, und Polster erhielt im Nachhinein doch noch die Trophäe.
Stets Seitenblicke-tauglich
Seine ballesterischen Herrenjahre verbrachte das violette Urgestein ab 1987 erst in Italien und Spanien (Torino, Sevilla, Logroñes, Rayo Vallecano), ausklingen ließ er seine aktive Karriere bis 2000 schließlich beim 1. FC Köln, Borussia Mönchengladbach und Austria Salzburg.
In Deutschland kam der Wiener Schmäh von Toni "Doppelpack" besonders gut an, da bewies er mit Sangeseinlagen ("Die Fabulösen Thekenschlampen") bereits auch seine Seitenblicke-Tauglichkeit - und stellt diese bis zum heutigen Tage in der Heimat immer wieder unter Beweis.
Was andere über ihn denken, lässt den Vater eines Sohnes (Anton Jesus, geboren 1990) und einer Tochter (Lisa-Maria, 1993) eher kalt. "Ich werde meinen Weg weitergehen und mich für keine Kohle dieser Welt ändern lassen", meint er. Und auch wenn er nicht immer "unschuldig" gewesen sei, so könne man ihm eines nicht nehmen: "Ich war immer authentisch." Authentizität, die vielleicht im Favoriten der Sechziger und Siebziger wurzelt. So wie die Eltern. Denen widmet Polster auch seinen Geburtstagswunsch. "Dass die Mama, der es nicht gut gegangen ist, wieder zunimmt und der Papa den Rollator weggeben kann."
>> Seine Tore besiegten sogar den Tod - Krankl ist 60
apa