15.04.2014 12:16 Uhr

Youth League: Gemischte Premierenbilanz

Die Schalker Knappen scheiterten im Halbfinale der Youth League an Barcelona
Die Schalker Knappen scheiterten im Halbfinale der Youth League an Barcelona

Das Finale bot noch einmal Jugendfußball vom Feinsten: Mit einem 50-Meter-Lupfer besiegelte Munir El Haddadi Barcelonas Titelgewinn gegen Benfica in der ersten Saison der neu geschaffenen Youth League. Das Gesamtfazit für den neuen Wettbewerb fällt verhalten positiv aus.

Mit dem FC Barcelona bekommt die Youth League einen würdigen ersten Titelträger. Schon lange gilt das Ausbildungszentrum der Katalanen – La Masia – als weltweit herausragendes Ausbildungszentrum für Jugendfußballer. 3:0 schlugen die Erben von Messi, Iniesta & Co die Jugend von Benfica, nachdem sie im Halbfinale mit Schalke 04 den letzten deutschen Vertreter knapp mit 1:0 aus dem Wettbewerb gekegelt hatten.

Youth League ersetzt die NextGen-Series

Werfen wir zur Einschätzung der ersten Saison der Youth League einen Blick zurück: Als die UEFA im Herbst 2012 Pläne für eine U19-Champions-League veröffentlichte, hagelte es Kritik. In den beiden Jahren zuvor hatte sich mit der privat organisierten NextGen-Series erfolgreich ein Wettbewerb für die A-Jugend-Mannschaften der europäischen Topklubs etabliert. Der europäische Fußballverband witterte ein vielversprechendes Geschäftsmodell, schuf die Youth League und grub dem Konkurrenzprodukt so das Wasser ab. War die NextGen-Series ein Einladungsturnier auf freiwilliger Basis, ist die Youth League als Spiegelbild der Champions League konzipiert. In der Gruppenphase trifft jedes Jugendteams auf die gleichen Gegner wie die A-Mannschaft.

In Deutschland stößt die Youth League auch nach der ersten Saison nicht nur auf Gegenliebe. Der zusätzliche Terminstress und die Reisestrapazen erschweren die ohnehin schon schwierige Koordination von Schule und Fußball für die Nachwuchskicker. Borussia Dortmund, im letzten Jahr noch freiwilliger Teilnehmer an der NextGen-Series hätte am liebsten gar nicht mitgemacht. Die UEFA machte dem BVB jedoch unmissverständlich deutlich, dass eine Teilnahme gewünscht sei.

Auch Reviernachbar Schalke 04 teilte die Vorbehalte. Nach einer erfolgreichen Premierensaison fällt das Urteil der Gelsenkirchnener Verantwortlichen allerdings ausgewogener aus. Seine anfänglichen Bedenken hat Schalkes Jugendtrainer Norbert Elgert inzwischen relativiert und hält die Youth League für „extrem sinnvoll“, so lange die Regeneration nicht zu kurz komme und die richtigen Schlüsse aus den gemachten Erfahrungen gezogen würden. "Die Jungs lernen die Abläufe kennen. Man kann sich alles aus der Nähe ansehen, ohne den ganz großen Druck zu haben", so Elgert.

UEFA schmettert Verbesserungsvorschläge ab

Lieber sähe man es in der Knappenschmiede allerdings, würde aus dem U19- ein U20-Wettbewerb. Dann hätten viele Nachwuchskicker die Schule hinter sich gebracht und die Youth League könnte den schwierigen Übergang von der A-Jugend in das Profi-Team erleichtern. Allerdings zeigte sich die UEFA bei allen Verbesserungsvorschlägen nur bedingt gesprächsbereit. Denn die Kritik aus Deutschland hat viel damit zu tun, dass die Nachwuchsspieler hierzulande in einem funktionierenden Ligensystem gefördert und gefordert werden . Vor allem kleinere Verbände haben dagegen ein großes Interesse daran, dass sich ihre Top-Jugendvereine auf europäischer Ebene mit gleichaltrigen Talenten messen können.

Für zwei Jahre ist der Modus des neuen Wettbewerbs festgeschrieben – danach soll eine erste Bilanz gezogen werden. Sportlich hat sich die Youth League schon in ihrem ersten Jahr als ein Erfolgsmodell herausgestellt, auch wenn das Abschneiden der deutschen Teams mit Ausnahme des Schalker Halbfinaleinzugs äußerst bescheiden ausfällt. Organisatorisch gibt es allerdings noch Verbesserungspotenzial. So sorgt das Andocken der Youth League an die Champions League zwar einerseits für große Namen und einen geringeren organisatorischen Aufwand. Auf der anderen Seite verfügen die besten Teams in Europa nicht unbedingt über die besten Jugendmannschaften. Ein Schritt in die richtige Richtung wäre die Öffnung der Youth League für die U19-Teams anerkannt guter Jugendakademien wie die des VfL Wolfsburg, Stade Rennes, Standard Lüttich oder Sporting Lissabon.

>> Der Liveticker des Finales zum Nachlesen

>> Barcelona gewinnt die Youth League

Ralf Amshove