21.06.2014 12:21 Uhr

Wilmots meckert und mault

Marc Wilmots
Marc Wilmots

Nach dem müden Auftakt ist Belgiens Trainer Marc Wilmots sauer - und lässt das seine Spieler spüren. Er meckert. Er mault. Er legt sich mit der Presse an. Und er beschimpft seine eigenen Spieler als "Idioten".

Nach dem äußerst mühsamen Start der Belgier in die Fußball-WM in Brasilien unternimmt Trainer Marc Wilmots alles, damit seine hochgelobten "Roten Teufel" den Erwartungen in Brasilien doch noch gerecht werden. Im zweiten Gruppenspiel am Sonntag gegen Russland will er eine andere Elf sehen als beim 2:1 gegen Algerien - und vorzeitig ins Achtelfinale.

Das dürfte auch der letzte Ersatzspieler inzwischen verstanden haben. "Ihr rennt hier herum und schießt wie die Idioten!", herrschte Wilmots seine Profis in der Vorbereitung auf das Duell mit seinem ungleich erfahreneren Kollegen Fabio Capello an. Wobei das französische "cons" mit Idioten äußerst freundlich übersetzt ist. Wilmots störte, dass die Spieler sich vor Schussübungen nicht richtig aufgewärmt hatten - für den Disziplinverfechter ein Unding. "Was soll das?", schimpfte er also, "nachher heult ihr, dass ihr verletzt seid. Aber dann ist es zu spät."

Entwarnung bei Kompany

Weitere Verletzungen ist das Letzte, was Wilmots will. Nach dem schwer erkämpften Auftaktsieg klagte sein Kapitän Vincent Kompany über Leistenprobleme, erst am Samstag sollte er wieder trainieren. "Der Zustand seiner Leiste hat sich verbessert, das ist kein Problem mehr", beruhigte Teamarzt Kris van Crombrugge die Anhänger. Kompany verbreitete Fotos aus dem Kraftraum mit der gleichen Botschaft.

Der frühere Hamburger verkörpert die Tugenden, die Wilmots einfordert: Nimmermüden Einsatz, unbedingten Willen, hundertprozentige Professionalität. Mit diesen Eigenschaften hat es das frühere Schalker "Kampfschwein" Wilmots weit gebracht. Nach anfänglicher Skepsis schlägt ihm in der Heimat inzwischen uneingeschränkte Zuneigung entgegen. Der Verband stattete ihn mit einem Vertrag bis 2018 aus und bezahlt ihm mehr als je einem Nationaltrainer zuvor.

Laute Brandrede in Halbzeit gegen Algerien

Weil Kompany und Co. gegen Algerien zunächst allzu lasch aufgetreten waren, hielt Wilmots in der Halbzeitpause eine Brandrede. "Er war richtig laut", sagte Romelu Lukaku. Und weil es danach kritische Fragen gab, ging Wilmots auf die Reporter los. Bei seiner Mannschaft hat diese Masche offenbar Erfolg. Stürmerstar Lukaku, gegen Algerien ein Ausfall, gelobte Besserung. "Ich weiß, dass ich es besser kann. Gegen Russland muss ich mich mehr bewegen, mich beweisen", sagte er.

Beim jüngsten Duell mit den Russen im November 2010 war Lukaku Doppeltorschütze zum 2:0-Sieg. Ob er am Sonntag erneut ran darf, ließ Wilmots offen. Nach den starken Auftritten seiner Joker gegen Algerien habe er "die Qual der Wahl", ließ er wissen. Von den Russen überraschen lassen will er sich nicht. "Wir wissen fast alles über sie", sagte er.

Von seinem Gegenüber Capello darf man annehmen, dass er ähnlich gut vorbereitet ist. Ob nach dem 1:1 zum Auftakt gegen Südkorea Abwehr oder Angriff das Gebot der Stunde sei, wollte ein Fragesteller von Mittelfeldspieler Denis Gluschakow wissen. "Ich weiß es nicht", meinte der, "aber das wird uns der Trainer schon sagen. Niemand weiß besser, wie wir spielen sollen."

Eine wichtige Frage hat Capello schon beantwortet. Igor Akinfejew wird trotz seines schweren Patzers gegen Südkorea wieder im Tor stehen. "Igor ist ein großer Spieler. Ich habe keinen Zweifel, dass er das gegen Belgien zeigen wird", sagte Abwehrchef Sergej Ignaschewitsch.

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sid