24.06.2014 09:40 Uhr

Kagawa auch bei der WM bisher nur Statist

Ganz Japan hoffte vor der WM auf Shinji Kagawa. Im letzten Gruppenspiel am Dienstag hat er seine vielleicht letzte Chance, die Erwartungen zu erfüllen.

Anstatt eines stolzen Samurais ist Shinji Kagawa bei der WM bisher nur ein "Ritter von der traurigen Gestalt". Nach seinen zwei enttäuschenden Jahren bei Manchester United hatte der ehemalige Dortmunder Publikumsliebling eigentlich auf einen starken WM-Auftritt mit der japanischen Fußball-Nationalmannschaft gehofft. Doch auch in Brasilien ist von der einstigen Leichtigkeit, Kreativität und Torgefahr des offensiven Mittelfeldspielers bisher nichts zu sehen.

"Ich habe mich so sehr auf die WM vorbereitet. Wenn dies das Ergebnis sein sollte, sagt das viel über mich aus", sagte Kagawa völlig niedergeschlagen. Gegen Kolumbien am Dienstagabend hat der 25-Jährige nun die vielleicht letzte Chance, sein Können zu zeigen.

Einsatz ungewiss

Wenn er denn überhaupt spielen darf. Beim trostlosen 0:0 gegen Griechenland am vergangenen Freitag saß er zunächst nur auf der Bank. Konnte aber auch nach seiner Einwechslung dem Spiel keine großen Impulse geben. Auch bei der 1:2- Auftaktniederlage gegen die Elfenbeinküste stand Kagawa neben sich. Im Vorfeld der Begegnung ließ Trainer ALberto Zaccheroni den Einsatz bis zum Schluss offen. Allerdings betonte er immer wieder - ohne Kagawa explizit zu nennen - dass für ihn nur das Kollektiv zähle.

Eines der Hauptprobleme Kagawas: Wie in Manchester muss Kagawa auch im Nationaltrikot häufig auf der linken Seite spielen. Im Gegensatz zu seiner Zeit in Dortmund, wo er sich in der zentralen Offensive austoben durfte. Dort avancierte der quirlige Japaner schnell zum Liebling der Fans. Das 350.000-Euro-Schnäppchen wechselte aber 2012 nach zwei erfolgreichen Spielzeiten beim BVB für 20 Millionen Euro nach England.

In Dortmund hat man den Japaner allerdings nicht vergessen. Im vergangenen Jahr starteten einige Fans die Kampagne "Free Shinji", um ihn aus seinem "Gefängnis" auf der britischen Insel zu befreien. Die Aktion erlangte zwar einige mediale Aufmerksamkeit - zu einer Rückkehr in den Ruhrpott kam es aber nicht. Immer wieder tauchten zwar Gerüchte darüber auf, die Verantwortlichen des BVB dementierten aber immer wieder.

Japan chancenlos ohne Kagawa in Topform

Die Fans von Manchester United dürften über solche Aktionen wohl nur den Kopf schütteln. Beim englischen Rekordmeister spielt er nur eine Nebenrolle. 18-mal, davon häufig nur als Einwechselspieler, kam er in der abgelaufenen Saison zum Einsatz. Ein Tor erzielte er dabei nicht.

"Wir müssen unseren Glauben an unsere Stärken behalten, auch wenn wir bisher nicht die gewünschten Resultate hatten", sagte Kagawa: "Wir können nur als Team Erfolg haben." Zumindest bei der Verarbeitung der Rückschläge hat er die Hilfe seiner Teamkollegen bereits bekommen.

Nach der Niederlage gegen die Ivorer war Kagawa so frustriert, dass ihn seine Mitspieler bei einem traditionellen gemeinsamen Bad aufmuntern mussten. "Er war so niedergeschlagen, aber jetzt schaut er wieder nach vorne", sagte Stürmer Shinji Okubo: "Wenn er nicht seinen Job macht, hat Japan keine Chance."

sid