25.06.2014 10:45 Uhr

Zweckoptimismus bei England-Trainer Hodgson

Raheem Sterling war einer der überzeugenden Jungen
Raheem Sterling war einer der überzeugenden Jungen

Englands Teamchef Roy Hodgson sieht die "Three Lions" trotz des schlechtesten WM-Abschneidens der Geschichte auf eine große Zukunft zusteuern. Die Engländer verabschiedeten sich am Dienstag mit lediglich einem Punkt aus drei Gruppenspielen aus Brasilien. Hodgson glaubt aber an sein junges Team. Der 66-Jährige soll England trotz der WM-Pleite zur EM 2016 in Frankreich führen.

Zum Abschluss am Dienstag gegen Costa Rica gab Hodgson seinen Youngsters eine Chance. Die zweitjüngste Mannschaft in Englands WM-Geschichte kam gegen das Sensationsteam nicht über ein torloses Remis hinaus, blieb erstmals seit 1958 ohne WM-Sieg. "England RIP", titelte die Boulevardzeitung "Daily Express". "Kein Herz, kein Können, keine Seele."

Hodgson dagegen sah die Zukunft rosig. "Dieser Tag hat mir viel Positives gegeben", betonte der Trainer. Beeindruckend war vor allem die Reaktion der Fans, die ihr Team trotz der mageren WM-Ausbeute feierten. "Always look on the bright side of life", hallte es in Belo Horizonte von den Rängen. "Sie haben uns eine Ovation gegeben, die unsere Resultate offensichtlich nicht verdienen", sagte Hodgson.

Presse fordert Abgang

Der Vertrag des Teamchefs läuft noch zwei weitere Jahre. Trotz aller Vertrauensbekundungen durch den Verband fordert der Boulevard bereits seine Ablöse. "Hodgsons Flops schleichen zurück aus Brasilien, eine vergangene Macht im Weltfußball", schrieb die "Daily Mail". Italiens Teamchef Cesare Prandelli sei nach dem WM-Aus zurückgetreten. "Und so sollte es auch Roy tun."

Dem Trainer-Haudegen wurde vorgeworfen, auf die falschen Spieler gesetzt zu haben. Arsenal-Spielmacher Jack Wilshere etwa durfte nur gegen Costa Rica von Beginn an spielen - und war gegen den Gruppensieger prompt einer der besten. "Wir haben einige gute junge Spieler", versicherte der 22-Jährige. "Wir haben Charakter gezeigt. Aber es wäre zu einfach für mich, zu sagen, wir sind jung."

Denn mit Wayne Rooney, Steven Gerrard oder dem aus dem Nationalteam scheidenden Frank Lampard verfügten die Engländer auch über international erfahrene Akteure. Die Routiniers schlichen allesamt geknickt aus der WM-Arena - die meisten wort- und grußlos. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Rio de Janeiro ging es noch in der Nacht in die Heimat.

Einzig Lampard stellte sich den Journalisten. "Die jungen Spieler werden von dieser schlimmen Erfahrung profitieren", sagte der 36-Jährige nach seinem letzten WM-Auftritt, den er als Kapitän bestreiten durfte. Die Youngsters hätten überzeugt. "Sie waren beeindruckend und werden auch in Zukunft das Richtige tun." Das hofft auch Hodgson, der das Team kurz vor der EM 2012 übernommen hatte.

Keine Liga-Änderung in Sicht

Damit die "Lions" wieder mehr Zähne zeigen, soll sich auch in der Heimat etwas ändern. Bei den Topclubs der Premier League sitzen die eigenen Talente aufgrund unzähliger ausländischer Stars fast nur auf der Bank. Wegen der hohen Gehälter, die auf der Insel bezahlt werden, denkt aber niemand an das Ausland. Hodgson, selbst Weltenbummler: "Wenn sie in der Premier League nicht spielen und im Ausland eine gute Chance finden, wäre das sehr positiv."

Eine Legionärsschwemme auf den europäischen Kontinent ist vorerst aber nicht zu erwarten. Das Mutterland des Fußballs muss sich mit dem Blick in die Vergangenheit trösten. "1988 haben wir alle drei Gruppenspiele bei der EM verloren", erinnerte Ex-Teamstürmer und TV-Experte Gary Lineker. "Zwei Jahre später waren wir nur ein Elfmeterschießen vom WM-Finale entfernt."

Die WM 1990 war es auch, als Costa Rica das bisher einzige Mal in ein Achtelfinale vorgedrungen war. Diesmal wollen die "Ticos" mehr. Am Sonntag (22.00 Uhr) geht es in Recife im Duell zweier Außenseiter gegen Griechenland. Der Aufsteiger trifft im Viertelfinale auf die Niederlande oder Mexiko. "Wir haben Costa Rica in der Fußball-Welt zu Ansehen verholfen", sagte Costa Ricas kolumbianischer Teamchef Jose Luis Pinto. "Ich hoffe, es geht so weiter."

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apa