27.06.2014 14:37 Uhr

Robben warnt trotz starker Form

Arjen Robben (M.) spielt eine starke WM
Arjen Robben (M.) spielt eine starke WM

Erst Mexiko, dann Griechenland oder Costa Rica: Der Spielplan der K.o.-Runde hat es gut gemeint mit den Niederlanden. Doch der Vorrunden-Primus will sich davon nicht blenden lassen.

Der Weg zumindest bis ins WM-Halbfinale scheint für den Vorrunden-Giganten Niederlande wie gemalt, doch Arjen Robben sieht bereits in den widerspenstigen Mexikanern mit Trainer-Vulkan Miguel Herrera einen großen Stolperstein.

"Wir müssen auf Mexiko aufpassen! Sie sind ein schwieriger Gegner und spielen ähnlich wie Chile", sagte der von allen Seiten als beste Vorrundenspieler gelobte Bayern-Star vor dem Achtelfinal-Duell gegen El Tri am Sonntag (ab 18:00 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Fortaleza.

Dankbarer Spielplan

Mit den Lorbeeren aus den ersten drei Spielen wollen sich weder Robben noch seine Teamkollegen der Elftal noch schmücken. Und um erst gar keine Selbstzufriedenheit aufkommen zu lassen, warnte Robben eindringlich davor, schon an ein mögliches Viertelfinale gegen den Sieger der wenig angsteinflößenden Teams aus Griechenland und Costa Rica zu denken.

"Wir dürfen uns nicht mit anderen Spielen beschäftigen. Das ist eine Falle", sagte der dreifache WM-Torschütze. Doch auch Robben ist bewusst, dass der Spielplan es gut gemeint hat mit Oranje. "Wir haben uns selbst in diese gute Position gebracht, jetzt sollten wir auch davon profitieren", sagte Robben: "Wenn wir gegen Mexiko gewinnen, ist wieder ein Finale möglich."

Schon vor vier Jahren in Südafrika stand das Team im Endspiel und unterlag damals Spanien. Im Finale 2010 fiel die Mannschaft vor allem durch ihre rustikale Gangart auf, und auch in Brasilien gehen Robben und Co. wenig zimperlich zu Werke. Mit 69 Fouls führen sie mit Abstand die Rangliste der "bösen Buben" an. Auf der anderen Seite stehen zehn Treffer (WM-Höchstwert) auch für Offensiv-Spektakel.

Van Persie kehrt zurück

Dass das auch in den K.o.-Runden so bleibt, dafür soll Rückkehrer Robin van Persie sorgen. Der Stürmerstar von Manchester United hat seine Gelbsperre abgesessen und macht gegen Mexiko das "magische Dreieck" mit Robben und Wesley Sneijder wieder komplett.

Sneijder wartet jedoch noch auf seine magischen Momente. Was seiner Meinung nach auch daran liegt, dass die Schiedsrichter ihm mit dem neu eingeführten Freistoßspray seiner größten Stärke berauben. "Es behindert mich", sagte der Profi von Galatasaray Istanbul und sprach von einem "mentalen Hindernis". Ansonsten seien er und seine Teamkollegen aber klar im Kopf: "Ich stelle fest, dass jedem bewußt ist, dass das Turnier am Sonntag erst richtig beginnt."

Reduziertes Programm für die Angeschlagenen

Trainer Louis van Gaal, der beim Training am Donnerstag der brasilianischen Fußball-Ikone Zico ein Oranje-Trikot übergab, ging im Vorfeld des Achtelfinals kein Risiko ein und reduzierte für leicht angeschlagene Spieler wie Robben fast komplett das Programm. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Bruno Martins nach dessen Gehirnerschütterung. Sollte der Abwehrspieler ausfallen, dürfte der gelernte Stürmer Dirk Kuyt in seinem 100. Länderspiel erneut als Linksverteidiger auflaufen.

Sorgen bereiten der Elftal aber eigentlich nur zwei Dinge: Das für europäische Verhältnisse ungewohnte Klima in Fortaleza und Mexikos Trainer-Vulkan Miguel Herrera, der seine Spieler bis in die Haarspitzen motiviert aufs Feld schicken wird.

Mexiko will Geschichte schreiben

"Wir wollen bei diesem Turnier Geschichte schreiben und bis ins Finale vordringen", sagte Herrera. Die bislang allesamt überzeugenden Auftritte des Achtelfinal-Gegners beeindrucken ihn nicht sonderlich: "Wir haben im Turnierverlauf schon bewiesen, dass wir gegen große Mannschaften bestehen können."

Die Mexikaner haben auf dem Weg dorthin zunächst ihr erstes Viertelfinale seit der Heim-WM 1986 in Reichweite. Fünfmal in Serie war für "El Tri" zuletzt im Achtelfinale Endstation. Nach einer schwierigen Qualifikation hat Herrera der Mannschaft neues Leben eingehaucht. Bei der WM läuft bisher alles nach Plan. Selbst die Gruppe mit Gastgeber Brasilien überstanden die Mexikaner ungeschlagen.

"Wir spielen gegen eine ausgesprochen schwierige Mannschaft", meinte Herrera. "Aber wir sehen sie nicht als unschlagbar an." Der Kulttraine setzt auf die Fitness seiner Akteure. "Wir wollen sie körperlich beherrschen. Unsere beste Waffe ist der physische Zustand unseres Teams." Die prognostizierten 30 Grad Mittagshitze und die hohe Luftfeuchtigkeit können den Mexikanern nur entgegenkommen.

Allerdings plagt Herrera ein großes personelles Problem. Ausgerechnet seine Schlüsselfigur im zentralen Mittelfeld fehlt mit einer Gelbsperre. So zuverlässig wie Jose Juan Vazquez, genannt "Gallito" (der kleine Hahn), kann die Position vor der Fünferabwehr wohl niemand bekleiden. "Mit ihm verlieren wir einen wichtigen Teil unseres Spiels", bedauerte Andres Guardado, der im Mittelfeld mit Hector Herrera die Fäden zieht.

Erste Option als Vazquez-Ersatz dürfte Routinier Carlos Salcido sein. Der gelernte Linksverteidiger absolviert bereits seine dritte WM. Eine Schlüsselrolle könnte Miguel Layun zuteilwerden, der die Kreise von Robben einengen muss. Und dann wäre da noch Keeper Guillermo Ochoa. Der Schlussmann vom französischen Absteiger AJ Ajaccio hatte in der Gruppenphase schon den Brasilianern (0:0) den Zahn gezogen.

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sid