02.07.2014 11:40 Uhr

Argentinien: Messi und der "Pfosten Gottes"

Kurz vor Schluss der Verlängerung köpft Blerim Dzemaili den Ball an den Pfosten
Kurz vor Schluss der Verlängerung köpft Blerim Dzemaili den Ball an den Pfosten

Auch das vierte Spiel war "eine einzige Leidensgeschichte", doch der viermalige Weltfußballer Lionel Messi und "der Pfosten Gottes" machen Argentinien Hoffnung auf den ersten Weltmeister-Titel seit 28 Jahren.

Zwar quälte sich die Albiceleste zu einem 1:0 nach Verlängerung im Achtelfinale gegen die Schweiz und spielte alles andere als weltmeisterlich. Doch dank des Glücks und eines Geniestreichs ihres Superstars sind die Gauchos nur noch drei Schritte vom Triumph entfernt.

Zufrieden ist aber nicht einmal Messi. Dabei ist die WM für ihn auf dem Papier bisher ein voller Erfolg. Vier Siege, vier Tore und vier Auszeichnungen als Man of the Match stehen für ihn darauf notiert. Doch von Euphorie war der Ausnahme-Fußballer des FC Barcelona weit entfernt. "Das ganze Spiel war eine einzige Leidensgeschichte", sagte der 27-Jährige und fand nur einen positiven Aspekt: "Jetzt wissen wir, dass wir auch durch solche Momente durchkommen."

Wieder einmal der Garant

Dass es gelang, hatten die Südamerikaner wieder einmal ihm zu verdanken. 117 Minuten war Messi ein Spieler wie die meisten anderen gewesen, von ein oder zwei kurzen Geniestreichen abgesehen. Er und seine Mitspieler seien "nervös gewesen. Wir haben kein Tor geschossen, die Zeit verrann und wir wollten auf gar keinen Fall ins Elfmeterschießen." Also nahm Messi die Sache in die Hand, dribbelte über das halbe Spielfeld, bediente Ángel Di María - und Argentinien stand im Viertelfinale. "Eigentlich wollte ich ganz alleine machen", sagte der Offensivstar, der den Glauben an seine Kollegen wohl schon verloren hatte: "Dann habe ich Ángel gesehen, er hat getroffen, und wir haben gefeiert."

So einfach kann Fußball manchmal sein, selbst am Ende von 120 Minuten absoluter Schwerstarbeit. Ottmar Hitzfeld hatte in seinem letzten Spiel als Trainer das angekündigte "Spinnennetz" ausgelegt und Messi und Co. hatten sich tatsächlich darin verfangen.

"Das war eines der stressigsten Spiele in meiner Karriere", sagte Alejandro Sabella, immerhin schon 59 Jahre alt und seit 25 Jahren Fußballlehrer. Er habe "viel erlebt als Trainer", aber die Erwartungen von 40 Millionen Argentiniern schultern zu müssen, sei eben eine besondere Verantwortung. Zum Glück hätten sich "zwei großartige Spieler zusammengetan", kurz vor Schluss, kurz vor dem Elfmeterschießen.

Dzemailis Pfostentreffer

Das hätte es trotzdem gegeben, wenn der Schweizer Blerim Dzemaili in der Nachspielzeit der Verlängerung aus etwa vier Metern nicht den Pfosten getroffen hätte. Das sei "el Palo de Dios" gewesen, schrieb die Zeitung Olé, der "Pfosten Gottes". Seit der "Hand Gottes" von Diego Maradona beim WM-Sieg 1986 beschwört das Geburtsland von Papst Franziskus auch im Fußball gerne das Überirdische.

Mit dessen Hilfe soll am Samstag gegen Belgien auch erstmals seit der Endspiel-Teilnahme 1990 (0:1 gegen Deutschland) wieder das Viertelfinale überstanden werden. Am Dienstag musste die Albiceleste aber noch "leiden, um zu gewinnen". Das sah nicht nur Messi so, sondern auch die Zeitung La Nacion. "Herz und Schmerz" nannte derweil Clarín als Erfolgsrezept.

Ob das reicht zum großen Coup, muss sich zeigen. Aber zur Not haben sie ja auch noch Messi und den "Pfosten Gottes".

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sid