10.07.2014 14:43 Uhr

Die Heimatlosen flüchten nach vorn

Austria Lustenaus Trainer Helgi Kolviðsson will zum hundertjährigen Klub-Jubiläum aufsteigen
Austria Lustenaus Trainer Helgi Kolviðsson will zum hundertjährigen Klub-Jubiläum aufsteigen

Die Lustenauer wissen noch nicht, wo sie ihre Heimspiele austragen dürfen. Trainer Helgi Kolviðsson ist davon aber unbeeindruckt und spricht als einziger Coach der Ersten Liga offen vom angestrebten Titel. Wacker-Coach Michael Streiter geht demütig an das Projekt Wiederaufstieg heran und SVM-Coach Ivica Vastić weiß nur zu gut, was letzte Saison im Pappelstadion alles passiert ist.

Im mondänen Weingut am Reisenberg über den Dächern Wiens präsentierte sich die nunmehr von Sky Go gesponserte Erste Liga. Nach sieben Tagen intensiven Kennenlernens wurde die Partnerschaft des Bezahlsenders mit der Profiliga für zunächst zwei Jahre geschlossen. Die zehn versammelten Klub-Trainer wagten, wenn überhaupt, aber nur einen Blick in die kurzfristige Zukunft.

Dezidiert Meister werden will in der Saison 2014/15 Austria Lustenau mit Helgi Kolviðsson. Weil es logisch ist: "Wenn du Zweiter warst und weiter vorwärts kommen willst, bleibt eigentlich nur mehr der Erste." Die sportliche Begründung ist ebenso klar: "Unsere Qualität ist in der Breite gestiegen." Mit Jürgen Patocka (Karrierende) und Patrick Salomon verzeichnen die Vorarlberger nur zwei Abgänge. Mit Alexander Aschauer, David Ölkü, Yusuf Özüyer, dem Spanier Romay und Erich Zachhunber kamen fünf Neue. Im Vorjahr hatten die Lustenauer 14 Neue geholt. "Diesen Fehler haben wir diesmal nicht gemacht", so Kolviðsson, "da haben wir die ersten vier Runden zum Kennenlernen gebraucht."

Wo die Lustenauer ihr erstes Heimspiel bestreiten werden, steht indes immer noch nicht fest. Möglicherweise gibt es doch bald grünes Licht von der Bundesliga. "Es wird noch eine Kommissionierung geben und dann entscheidet der Senat 3", so Bundesliga-Vorstand Christan Ebenbauer. Notfalls heißt es nach Altach ausweichen. Kolviðsson sieht auch das entspannt: "Auswärts sind wir ja auch nicht schlecht."

Streiter fordert Charakter und Demut ein

Michael Streiter will mit Wacker Innsbruck "so schnell wie möglich den Wiederaufstieg schaffen", weiß aber um das schwere erste Jahr nach dem Abstieg Bescheid. Die Mattersburger rasselten im vergangenen Jahr beinahe in die Regionalliga durch und Kapfenbergs "Falken" kreisten im Jahr davor auch nicht gleich wieder oben mit. Streiters Herangehensweise lautet deshalb "demütig sein" und "Spielern mit Charakter" das Vertrauen schenken.

Wackers g'standene neue Hoffnungsträger heißen Jürgen Säumel (29), Andreas Hölzl (29) und Keeper Pascal Grünwald (31) und haben allesamt schon weiter oben gekickt. Sie sind im besten Fußballer-Alter und laut Streiter nach wie vor "hungrig".

Vastić will immer gewinnen, Daxbacher schnell Euphorie entfachen

Der Liga-Vorsitzende Erwin Fuchs räumt auch noch dem Aufsteiger LASK und Mattersburg Titelchancen ein. Karl Daxbacher und Ivica Vastić pflichten da nicht unbedingt bei. SVM-Coach Vastić gibt als Ziel aus "jedes Spiel zu gewinnen", weil er letzte Saison gemerkt hat, dass das möglich sei, und freut sich über den neuen Führungsspieler Jano. "Er ist ein guter Fußballer, fordert die Bälle und zieht das Spiel an sich", so Vastić.

Daxbacher weiß, dass beim LASK "immer alles möglich" ist, das "Potenzial sehr groß" und "die Erwartungshaltung riesengroß" ist. "Wenn wir in den ersten zwei Heimspielen gegen Kapfenberg und Hartberg voll punkten, können wir vielleicht eine Euphorie entfachen." Fuchs rechnet mit über 10.000 Besuchern bei der Auftaktpartie der Linzer gegen Kapfenberg.

Kleer fühlt sich nicht geliebt, Russ sehr wohl

Nicht richtig geliebt fühlt sich FAC-Trainer Hans Kleer. Da ausgerechnet sein Namensschild bei der Auftakt-Pressekonferenz abhanden gekommen ist, kann er sich nicht verkneifen, festzuhalten, dass sich wohl nicht alle gefreut haben, dass der FAC und nicht Austria Salzburg aufgestiegen ist. Dafür darf sich Kleer über die Verpflichtung von Lukas Mössner freuen, der schon einmal fast Torschützenkönig in der Ersten Liga war. Gar nicht erkannt bzw. als Dolmetsch vorgestellt wurde Hartbergs Co-Trainer Marko Kovacevic. Er übersetzte dann aber trotzdem, dass Cheftrainer Ivo Ištuk mit den Steirern Achter werden möchte.

St. Pöltens Trainer Herbert Gager hat bei der Vertragsunterschrift die klare Vorgabe eines Platzes unter den Top 3 erhalten und sieht derzeit eine dringliche Aufgabe darin, "den Spielern klar zu machen, dass sie im Cup und in der Liga ihre Hausaufgaben erledigen und nicht dauernd über den Europacup reden." Nächsten Donnerstag steigt der Cupfinalist in der 2. Runde der Europa-League-Qualifikation ein, weshalb das NÖ-Derby gegen den SV Horn erst am 21. Juli in der NV Arena steigen wird.

Richtig geliebt fühlt sich KSV-Trainer Kurt Russ. Er weiß: "Normalerweise fliegt nach so einer Saison der Trainer. Wir haben jetzt einmal was anderes gemacht und die Spieler gewechselt." 17 Falken sind abgeflogen, 14 neu im Horst. David Witteveen soll demnächst unterschreiben. Damit hätte Russ neben Ronivaldo noch einen zweiten Angreifer mit Goalgetter-Qualität.

Beim SV Horn will man der Vereinsphilosophie treubleiben. Trainer Willi Schuldes betonte, dass sich die Waldviertler als "Ausbildungsverein" etablieren möchten. Oder Spieler von Amateurteams für die Bundesliga vorbereiten. Dies ist logischerweise auch das Ziel des FC Liefering, wo Coach Peter Zeidler die jungen Talente für weitere Aufgaben bei Red Bull vorbereiten soll. "Wir wollen zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden beim Saisonstart konkurrenzfähig sein", gab sich Zeidler zuversichtlich.

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ts