11.07.2014 13:08 Uhr

Reichlich Stoff für die Geschichtsbücher

Unterschiedlicher hätten die beiden Halbfinals der WM in Brasilien kaum laufen können – und doch haben sie eines gemeinsam: Beide gingen in die Geschichte ein. Drei Deutsche erzielten indes historische Treffer. Einige Zahlen und Fakten.

1. Halbfinale der Gegensätze

Was für eine Machtdemonstration Deutschlands! Das 7:1 war der höchste Halbfinalsieg in der WM-Geschichte – und das auch noch gegen einen Gegner, der vor dem Turnier zum Topfavoriten gemacht wurde. Damit übertrumpfte das DFB-Team einen eigens aufgestellten Rekord. Im Jahr 1954 hatte man Österreich in der Vorschlussrunde mit 6:1 besiegt. Wohin das alles führte, ist jedem bekannt...

Und weil es Mittwoch so historisch war, dachten sich Argentinien und die Niederlande wohl: Etwas für die Geschichtsbücher können wir auch auf den Platz bringen. Die langatmige Partie stand nach Verlängerung noch 0:0 – und war damit das erste torlose Semifinale aller Zeiten.

2. Auf Sparflamme

Nicht einmal der vierfache Weltfußballer Lionel Messi konnte dieses Spiel aus seinem Schönheitsschlaf erwecken. Oder vielleicht sollte man besser sagen "Vor allem nicht er"! La Pulga wirkte lethargisch, ideenlos und darüber hinaus nicht einmal sonderlich engagiert. Sowieso scheinen dem 27-Jährigen regelmäßig die Kräfte zu schwinden, wenn ein Weltturnier auf die Zielgerade einbiegt. Keines seiner vier WM-Tore erzielte Messi in einem K.o.-Spiel. Gegen die Niederlande hatte er darüber hinaus in 120 Minuten keinen einzigen Ballkontakt im gegnerischen Sechzehner.

Seine Laufleistungen seit dem Achtelfinale waren derweil verheerend: Er lief pro Stunde nur etwa 5,4 km. Deutschlands Toni Kroos riss vergleichsweise fast 2 km mehr pro Stunde ab.

3. Rekorde, Rekorde, Rekorde

Es ist geschafft! Vor den Augen von Ronaldo – ausgerechnet gegen dessen Heimatland – hat sich Miroslav Klose den Stempel „alleiniger WM-Rekordtorschütze“ verdient. Gegen die Gastgeber erzielte er bereits seinen 16. Treffer. Damit hat er übrigens jetzt genauso viele WM-Tore auf seinem Konto wie der gesamte aktuelle Kader des Finalgegners Argentinien...

Ganz so oft wie sein Teamkollege hat sich Thomas Müller noch nicht in die ewige Torschützenliste eintragen können. Doch auch der Münchner sorgte in Brasilien für ein Novum: Er ist nämlich der erste Spieler überhaupt, der bei einer Endrunde nach dem Gewinn des Goldenen Schuhs wieder die gleiche Anzahl an Toren erzielte. Sollte Müller im Finale ein weiterer Treffer gelingen, könnte er darüber hinaus der erste Angreifer überhaupt werden, der seinen Titel als Torschützenkönig verteidigt.

Und als wären es nicht genug der deutschen Knipser-Rekorde, hat auch Toni Kroos einen solchen aufgestellt: 69 Sekunden lagen nur zwischen seinen beiden Treffern zum 3:0 und 4:0 - Bestmarke!

4. Weniger Fouls, mehr Fußball

Nach dem bösen, turnierbeendenden Foul an Brasiliens Superstar Neymar ist eine heiße Diskussion über die harte Gangart mancher Teams bei dieser WM entbrannt. Die Zahlen sprechen aber eine andere Sprache, die Spiele in Brasilien sind deutlich fairer, als sie es vor vier Jahren waren. Pro Schnitt werden nur 2,8 Gelbe Karten pro Partie gezogen, in Südafrika waren es noch 3,8. Auch bei den Platzverweisen hat sich die Zahl deutlich verringert. So schickten die Schiedsrichter 2010 noch in jedem dritten Spiel einen Akteur früher unter die Dusche, dieses Jahr nur in jedem fünften.

Der Spielfluss spricht ebenfalls für fairere Teams – oder eben Referees, die mehr durchgehen lassen. Während die Nettospielzeit bei der letzten Endrunde noch bei 54 Minuten lag, ist der Ball dieses Jahr im Schnitt 57,3 Minuten im Spiel.

5. Gutes Omen

Mit Italien und Brasilien gibt es zwei Nationen, die den Weltpokal schon häufiger als drei Mal in den Händen halten durften. Bei einem genauen Blick fällt eine Gemeinsamkeit beim Erreichen des vierten Sterns auf. Sowohl die Seleção im Jahr 1994 als auch die Squadra Azzurra bei ihrem Triumph 2006 in Berlin holten ihren vierten Titel 24 Jahre nach dem dritten. Ein gutes Omen für die deutsche Nationalmannschaft! Immerhin ist deren letzte Weltmeisterschaft wie lange her? Richtig, 24 Jahre...

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Jochen Rabe