13.07.2014 09:14 Uhr

Nicht alle lieben EM in neuer Dimension

Erstmals werden an einer Fußball-EM 24 Mannschaften teilnehmen . Foto: Federico Gambarini
Erstmals werden an einer Fußball-EM 24 Mannschaften teilnehmen . Foto: Federico Gambarini

Auf den nächsten Fußball-Sommer in WM-Dimensionen müssen Fans diesmal nur zwei Jahre warten. Die EM 2016 in Frankreich wird durch die Aufstockung auf 24 Mannschaften zu einem kontinentalen Mammutturnier - mit allen Vor- und Nachteilen.

Gerade in Deutschland spricht man die EM-Kritik aus. "Der sportliche Wert einzelner Spiele, aber auch des gesamten Wettbewerbs sinkt", monierte Bundestrainer Joachim Löw. Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff merkte ebenfalls schon vor der Qualifikationsauslosung im Februar in Nizza an: Man dürfe "den Fußball nicht beliebig werden lassen."

Die Entscheidung der UEFA, den wichtigsten Kontinentalwettbewerb von 16 auf 24 Teams und von 31 auf 51 Spiele aufzustocken - und das bei einer kompletten Turnierwoche mehr - war politisch und ökonomisch begründet. Europas Fußball-Mittelstand aus Irland und Schottland stellte den Antrag - die Chancen auf eine Qualifikation haben sich deutlich erhöht. UEFA-Präsident Michel Platini nahm den Ball gerne auf. Die Vermarktungschancen sind für den Kontinentalverband viel besser.

Platini fordert zum Boykott auf

Die Kritik aus Deutschland konterte Platini auf seine Art. "Dann sollen sie halt nicht spielen", sagte der Franzose süffisant. Die Idee ist absurd. Natürlich wird Deutschland vom 10. Juni bis 10. Juli wieder auf Titeljagd gehen - mit dem Ziel Finale im Stade de France von St. Denis. Die Qualifikation steht in der Gruppe mit den Expansionsbefürwortern Schottland, Irland sowie Polen, Georgien und Gibraltar außer Frage. Eventuell würde sogar der dritte Platz reichen. Los geht es vier Tage nach der Neuauflage des WM-Endspiels gegen Argentinien. Am 7. September ist Schottland in Dortmund der Gegner.

Sogar Platini-Freund Wolfgang Niersbach findet die Entwicklung unglücklich, konnte seinen Einfluss aber auch als Vorsitzender der UEFA-Wettbewerbskommission nicht geltend machen. "Es war eine Mehrheitsentscheidung, der wir uns fügen müssen", sagte der DFB-Präsident und monierte dennoch: "Die Qualifikation wird an Spannung erheblich verlieren. Und im Turnier selbst muss man nach einem Modus spielen, bei dem man eine Logarithmentafel braucht."
In Frankreich kehrt man zu dem WM-System von 1986 bis 1994 mit einem komplizierten Modus zurück, der auch besten Gruppendritten noch das Weiterkommen ermöglicht.

Perspektivisch ein Problem

Auch perspektivisch hat die UEFA sich selbst ein Problem kreiert. Für EM-Turniere kommen nur noch wenige Länder als Gastgeber infrage. Zu aufwendig und teuer ist die Organisation. Für 2020 wurde die Idee mit dem Pan-Europa-Turnier in 13 Ländern schnell umgesetzt. Für 2024 muss Deutschland praktisch nicht mit Konkurrenz rechnen. Offenbar gibt es aber schon Überlegungen, die Aufstockung rückgängig zu machen und die kleinen und mittelgroßen Verbände mit der ab 2018 angedachten Nations League mit Pflichtspielen im Saisonverlauf statt Testländerspielen zu entschädigen.

Immerhin ein Problem hat die UEFA nicht. Erstmals seit der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gibt es im Vorfeld keine Zweifel an Organisation und Logistik - wie bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine und den Weltmeisterschaften 2010 in Südafrika und in diesem Sommer in Brasilien. Zehn Stadien in neun Städten werden rechtzeitig fertig. Infrastruktur für Verkehr und Touristik sind adäquat. Gelegenheit genug also, sich im nächsten Turniersommer ganz auf den Fußball konzentrieren zu können.

Mehr dazu:
>> Niersbach konkretisiert EM-Bewerbung

dpa