29.07.2014 11:33 Uhr

Insolvenz in Ritzing - "ÖFB schaut nur zu"

Wie geht es im Sonnenseestadion in Ritzing weiter?
Wie geht es im Sonnenseestadion in Ritzing weiter?

Miroslav Milošević, Szabolcs Sáfár (beide Wacker Innsbruck) und Stefan Rakowitz (Wiener Neustadt) – gleich drei ehemalige Bundesligaspieler verpflichtete der SC Ritzing aus der Regionalliga Ost in der Sommerpause. Die Burgenländer haben Großes vor, lieferten sich in der Saison 2013/14 lange Zeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Floridsdorfer AC um den Aufstieg in die Erste Liga. Erst ein sportlicher Einbruch nach Zurückweisung des Lizenzansuchen durch den Senat 5 (Lizenzausschuss) der Bundesliga brachte die Entscheidung zugunsten des FAC.

Auf den Weg in die Erste Liga warten aber nicht nur sportliche Hürden. Am 28. Juli wurde am Landesgericht Eisenstadt ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. "Das Abgleiten in die nunmehrige Insolvenz wird vor allem auf Auffassungsunterschiede mit der burgenländischen Gebietskrankenkasse hinsichtlich der sozialversicherungsrechtlichen Komponente verschiedener Spielerverträge zurückgeführt", schreibt der Alpenländische Kreditorenverband Europa (AKV) an seine Mitglieder. "Aufgrund hoher Nachbelastungen, die zu entsprechenden Rückständen führten, trat die Zahlungsunfähigkeit ein." Derzeit geht der AKV von Gesamtforderungen in der Höhe von rund 550.000 Euro aus.

Diese Nachbelastungen kommen allerdings nicht überraschend. Anfang 2013 deckte das Fußballmagazin "Ballesterer" die fragwürdige Konstruktion der Spielerfinanzierung des SC Ritzing auf. "Die Spieler waren bei einem slowakischen Sponsor gemeldet und sind dem SC Ritzing als Sachleistung zur Verfügung gestellt worden", sagte Obmann Harald Reiszner damals gegenüber dem "Ballesterer". Die Burgenländische Gebietskrankenkasse hatte zu dem Zeitpunkt schon eine Untersuchung eingeleitet und dürfte nun eben zu einem entsprechenden Ergebnis gekommen sein. Und auch die Arbeiterkammer interessiert sich mittlerweile für das Ritzinger Modell.

Für die Gewerkschaft (Vereinigung der Fußballer; VdF) ist Ritzing ein alter Bekannter. Auch derzeit laufen einige Verfahren aufgrund eingeklagter Gehaltszahlungen von ehemaligen Spielern. „Die Bundesliga hat mittlerweile zusammengeräumt, da sehe ich Bemühen“, sagt Rudolf Novotony, Geschäftsführender Sekretär der VDF, gegenüber weltfussball. "Der ÖFB schaut aber in seinem Bereich nur zu." Angestellt waren die Spieler laut Novotny bei einem slowakischen Gastrobetrieb. Ein Umstand, der dem zuständigen Burgenländischen Fußballverband nicht weiter zu stören scheint. "Welche Pflichten glaubt denn der BFV, dass ein Fußballverband eigentlich hat?", ärgert sich Novotny. "Seit über einem Jahr laufen hier Verfahren, wo von Seiten des BFV nichts passiert ist."

Fußballverband sieht Spielbetrieb nicht gefährdet

Gegenüber der APA äußerte sich Geschäftsführer Simon Knöbl vom Burgenländischen Fußballverband zuversichtlich. Man sehe "aus aktueller Sicht" keine Einschränkung des Spielbetriebs. Einen nicht ganz so reibungslosen Ablauf erwartet die Fußballer-Gewerkschaft. "Wenn der Masseverwalter sieht, welche Spielerverträge zu bedienen sind, wird es zu Kündigungen kommen", sagt Novotny. Für Spieler, die erst im Sommer 2014 zu Ritzing wechselten, bliebe somit nur der Weg ins Ausland. Auch das Transferfenster im Amateurbereich ist seit rund zwei Wochen geschlossen.

Am 4. August startet im Landesgericht Eisenstadt nun das Sanierungsplan mit Eigenverwaltung. Vorraussetzung für ein derartiges Verfahren ist, dass der Schuldner einen Sanierungsplan mit einer Mindestquote von 30 Prozent und ein genaues Vermögensverzeichnis samt Bilanzen der letzten drei Jahre vorlegt. Sollte der Sanierungsplan abgelehnt, wird die Causa Ritzing als Insolvenzverfahren fortgeführt.

Der Startschuss in die neue RLO-Saison für den SC Ritzing fällt am 1. August, Gegner ist der 1. SC Sollenau. Zuständig für den Profibereich in Ritzing ist Robert Hochstaffl, einst Manager beim FC Tirol. Der sportliche Höhenflug des FC Tirols mit drei Meistertitel in Serie des FC Tirols endete 2002 mit einem Konkurs.

Edit: Der letzte Absatz wurde um 16:00 geändert. Wir weisen darauf hin, dass wir Herrn Robert Hochstaffl keineswegs in Verbindung mit der Pleite des FC Tirols bringen. Der Fall ist gerichtlich abgeschlossen.

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Clemens Schotola