31.07.2014 14:21 Uhr

RB Leipzig: Abneigung vs. Akzeptanz

Die Leipziger Spieler feiern ihren Trainer Alexander Zorniger nach dem geglückten Aufstieg
Die Leipziger Spieler feiern ihren Trainer Alexander Zorniger nach dem geglückten Aufstieg

Noch nie hat ein angehender Zweitligist so viele Schlagzeilen produziert wie RB Leipzig vor dieser Saison. Das Sportliche spielt nur selten eine Rolle. Dabei darf sich das Unterhaus auf eine Mannschaft freuen, die allerhand zu bieten hat.

Lange gedauert hat es nicht, bis sich die Leipziger ihren ersten Eintrag in die Geschichtsbücher gesichert haben. Als erstem Verein gelang ihnen im Vorjahr der direkte Durchmarsch von der vierten bis in die zweite Liga. Angesichts der finanziellen Möglichkeiten kein Zufall. Allein damit lässt sich der Erfolg aber nicht erklären.

Eine gute und talentierte Mannschaft zusammenzustellen ist das eine. Sie Woche für Woche richtig ein- und aufzustellen der wesentlich kompliziertere Teil. Verantwortlich dafür ist Trainer Alexander Zorniger. Der 46-Jährige steht seit zwei Jahren an der Seitenlinie und hat seinem Team vom ersten Tag an Tempofußball verordnet. Mit Erfolg.

Taktisch flexibel, spielerisch stark

Ob 4-2-3-1, 4-3-3 oder das etablierte 4-3-1-2, im flexiblen System des gebürtigen Mutlangers gibt es nur eine Richtung. „Du musst in jeder Situation wissen, dass du grundsätzlich nach vorne verteidigst“, erklärt Zorniger. Spielintelligenz und Handlungsschnelligkeit seien für diese Art Fußball unabdingbar. Seine Spieler bringen in der Regel beides mit.

Pressing, Gegenpressing, frühe Balleroberung, schnelles Umschalten und Abschließen sind Hauptbestandteile des Leipziger Spiels. Das birgt gerade in der Rückwärtsbewegung einige Risiken, hat sich der Vergangenheit aber auch oft genug ausgezahlt.

Das passende Ergebnis habe für Zorniger zwar oberste Priorität, doch „für mich zählt auch, dass die Leute aus dem Stadion gehen und sich freuen, dass sie da waren.“ Das war besonders in der vergangenen Rückrunde der Fall. Von 19 Spielen gewann Leipzig 13, spielte viermal Unentschieden und ging nur zweimal als Verlierer vom Platz. Eine herausragende Bilanz, die den Weg in Liga zwei ebnete.

Stammelf sinnvoll ergänzt

Hier gehen die „roten Bullen“ mit einer nahezu unveränderten Mannschaft an den Start. Sämtliche Stammspieler wurden gehalten, das Team mit Rani Khedira (20/VfB Stuttgart), US-Nationalspieler Terrence Boyd (23/Rapid Wien), Stefan Hierländer (23/RB Salzburg), Thomas Dähne (20/RB Salzburg) und Zsolt Kalmár (19/Györi FC) sinnvoll verstärkt.

Weiterhin gesetzt ist das spielstarke Offensivtrio Dominik Kaisern (13 Saisontore), Yussuf Poulsen (10) und Daniel Frahn (19). Kapitän Frahn ist seit 2010 im Verein und damit einer der Dienstältesten. Er ist sich sicher: „Wenn wir so Fußball spielen, wie wir uns das vorstellen, werden wir Spiele gewinnen.“ Damit dürfte der Stürmer Recht behalten. Er selbst hat seinen Eintrag in den Rekordbüchern der 3. Liga übrigens sicher – als Schütze des schnellsten Tores.

Schwachstelle Defensive

Ob dem Team der von vielen prognostizierte zweite Durchmarsch in Folge gelingt, scheint allerdings fraglich. Nur sieben von 26 Spielern im Kader haben bisher überhaupt Erfahrungen in der 2. Bundesliga gesammelt. Der Rest der Mannschaft besteht aus talentierten Kickern, die sich im Unterhaus erst noch beweisen müssen.

Außerdem bereitete das hohe und aggressive Verteidigen der Abwehr häufiger Probleme, was in der 3. Liga mitunter in einem vogelwilden Schlagabtausch endete. Mit der Verpflichtung von Khedira und dem angestrebten Transfer von Marvin Compper soll der manchmal labilen Defensive mehr Halt gegeben werden. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten.

Abneigung vs. Akzeptanz

Obwohl sich die 2. Bundesliga auf eine talentierte und spielerisch starke Mannschaft freuen darf, werden die kritischen Stimmen erst mal nicht verstummen. Nicht ganz unschuldig daran sind die offensiven Aussagen von Red-Bull-Mäzen Dietrich Mateschitz. Auch die rechtlich legitime, moralisch allerdings fragwürdige Vernetzung mit den „Filialen“ in Salzburg, São Paulo, New York oder Liefering bietet Kritikern eine große Angriffsfläche.

Doch so extrem die Abneigung gegenüber dem „Projekt RB Leipzig“ in der Fußballgemeinde ist, so groß ist die Akzeptanz in und um Leipzig. Durchschnittlich 16.734 Zuschauer besuchten im letzten Jahr die Spiele in der Red Bull Arena. Der drittbeste Wert seit Bestehen der 3. Liga. Zum Auftakt in der 2. Bundesliga rechnet man mit mindestens 25.000 Zuschauern. Sie alle werden in der Hoffnung kommen, guten und unterhaltsamen Fußball zu sehen. Viel spricht nicht dagegen.

Christian Schenzel

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