08.08.2014 10:36 Uhr

Tapfere Wölfe boten PSV erneut die Stirn

WM-Jungstar Memphis Depay war für Bernhard Fucik und Co. nicht zu halten
WM-Jungstar Memphis Depay war für Bernhard Fucik und Co. nicht zu halten

Der SKN St. Pölten bot im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde der Europa League dem PSV Eindhoven erneut die Stirn. Nach einer 0:1-Niederlage in den Niederlanden verloren die Niederösterreicher daheim mit 2:3. Den Unterschied ausgemacht hat Joker Memphis Depay, der bei der WM in die Top 3 der besten "jungen Spieler" gewählt worden war. Die SKN-Fans waren dennoch begeistert wie selten zuvor von der Leistung ihrer Wölfe, die in den Cup-Bewerben stets über sich hinauswachsen.

Vom PSV Eindhoven großmundig angekündigtes Überrollen war nichts zu sehen. Der SKN St. Pölten aus der zweithöchsten österreichischen Spielklasse verkaufte seine Haut gegen den Ex-Meistercupsieger in der mit 8.000 Zuschauern ausverkauften NV Arena teuer und mitunter wurde von den Wölfen sogar richtig laut geheult.

Nach dem 1:1-Ausgleichstreffer durch Daniel Lucas Segovia (56.) herrschte eine elektrisierende Atmosphäre, bei der die Hausherren richtig Blut leckten. "Vielleicht haben wir in der Phase sogar zuviel gedrückt und riskiert", meinte nachher Mittelfeldspieler Konstantin Kerschbaumer.

Weit mehr wurmte Kerschbaumer nach seiner glänzenden Vorstellung, dass der Konter, der zum Führungstor der Niederländer durch Jürgen Locadia (28.) führte, einem von ihm gespielten Pass in die Tiefe entsprang, der abgefangen wurde. "Da waren wir aber immer noch fünf gegen vier und hätten die Situation klären können", ärgert sich Kerschbaumer. Parada hätte die Möglichkeit gehabt, griff sich aber just in diesem Moment auf den zwickenden Oberschenkel, anstatt eine schlimmere Verletzung zu riskieren - und schleppte sich anschließend bis zur Halbzeit weiter ohne Sprint durch.

Holzi und Co. konnten WM-Jungstar Depay nicht halten

Nach der Pause ersetzte den Mann von der Costa Blanca dann Michael Ambichl aus Pyhra auf der Sechserposition. "Ein Wahnsinnsgefühl", schilderte der gelernte Tischler, den sie "Holzi" nennen. "So viele Bekannte von mir waren überhaupt noch nicht bei uns im Stadion, das motiviert ungemein", so Ambichl. Geschnitzt hat der 23-jährige Eigenbauspieler - er kam über den Nachwuchs des SC Pyhra zum SKN - nicht. Aber Holzi und Co. konnten die stärker werdenden Niederländern dann nicht mehr stoppen.

Den Unterschied ausgemacht hat letztlich der niederländische WM-Spieler Memhis Depay, den PSV-Coach Phillip Cocu in der 61. Minute brachte. Der 22-Jährige - bei der Endrunde von der FIFA in die Top 3 der "jungen Spieler" gewählt - war von den Niederösterreichern nicht zu bändigen. Das 2:1 erzielte er selbst (68.), das 3:1 durch des ansonsten blassen Luuk de Jong (69.) bereitete er vor. Der 2:3-Anschlusstreffer durch Kerschbaumer kam aus österreichischer Sicht zu spät (90.). Ein Remis hätten sich St. Pölten durchaus verdient gehabt.

Eine Trophäe sicherte sich SKN-Coach Herbert Gager gleich nach dem Schlusspfiff: Den Dress von Depay für Sohn Manuel. "Mein Kasten zuhause geht ja schon über vor lauter Leiberl", scherzte Gager. Zuvor war Offensivmann Manuel Hartl - der selbst wieder mit einem Plakat "Manuel Hartl - Fußballgott" gehuldigt wurde - mit einer Anfrage bei Depay gescheitert.

Publikum stand auf für den SKN

Was sonst noch bleibt, ist, dass in St. Pölten das Publikum äußerst dankbar war und die Leistung trotz der Niederlage zu Recht weit mehr honorierte, als so manchen Sieg in der Ersten Liga. Die gute Performance im Europacup und im ÖFB-Cup gegen Sturm (Halbfinale daheim) und Salzburg (Finale in Klagenfurt) gibt, verglichen mit den weniger ambitionierten Auftritten in der Ersten Liga, jedoch zu denken.

Ambichl hat einen Erklärungsansatz für diese Diskrepanz. "In der Ersten Liga wird viel körperbetonter gespielt. Wenn du da den Ersten überspielt hast, haut dir schon der Zweite von hinten rein." Schnitzen tut der Ambichl in seinem nunmehrigen Job halt eher ungern.

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Thomas Schöpf