17.08.2014 10:18 Uhr

Zwei Tore von Joselu zum Hannover-Einstand

Joselu zahlt die in ihn investierten Millionen bereits zurück
Joselu zahlt die in ihn investierten Millionen bereits zurück

Dafür, dass er gerade erst 24 Jahre alt ist, hat José Luis Sanmartín Mato schon einige Vereine auf Trab gehalten in seiner Karriere. Ausgebildet wurde Hannovers neuer Stürmer mit dem Künstlernamen Joselu unter anderem bei Real Madrid.

In diesem Sommer wollte ihn dann Eintracht Frankfurt unbedingt behalten, aber 1899 Hoffenheim sah die Chance, für den bislang nur ausgeliehenen Spanier viel Geld einzustreichen. Am Ende landete er für rund fünf Millionen Euro bei den Niedersachsen. Er sei "vom Hocker gefallen", als er davon hörte, klagte Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen, aber in Hannover hat sich diese immense Investition nun schon früh zum ersten Mal ausgezahlt. Beim 3:1 (1:0)-Pokalerfolg bei Viertligist FC Astoria Walldorf war Joselu mit zwei Toren der entscheidende Mann.

Demut statt Hochmut

"Mehr kann man von einem Stürmer nicht verlangen. Ich freue mich für ihn", sagte 96-Boss Martin Kind. "In den letzten Testspielen war er eher bemüht, aber nicht erfolgreich. Jetzt geht es richtig los."

Und Joselu selbst? Der gab sich nach dem erfolgreichen Pflichtspiel-Debüt für seinen neuen Club so demütig, als hätte man ihn zuvor in Hoffenheim und Frankfurt nicht nur zum Deutsch-, sondern auch zu einem Benimm-Kurs geschickt. "Super" sei dieser Einstand gewesen. "Das Resultat ist eine gute Motivation für den Bundesliga-Start gegen Schalke." Die Reihenfolge laute: "Erst kommt der Erfolg der Mannschaft, dann meine Tore." Zu guter Letzt entschuldigte er sich noch für sein Deutsch, wozu gar kein Anlass bestand. Und schleppte auch noch freiwillig die schwere Kiste mit den Aufwärmklamotten seiner Mitspieler von der Kabine zum Bus.

Joselu steht gleich in doppelter Hinsicht für den großen Umbruch in Hannover. Er hat eine Menge Geld gekostet, das unterstreicht die Ambitionen dieses sich wieder nach internationalem Fußball sehnenden Vereins. Bislang gab 96 knapp elf Millionen Euro für neun neue Spieler aus, eine letzte Verstärkung soll noch kommen. "Wir waren schon auf die Position rechts vorne festgelegt, jetzt sind wir da aber wieder offen", sagte Kind am Samstag.

Hinzu kommt, dass man bei Joselu genau wie bei seinem gesamten, neuformierten Team noch nicht so richtig weiß, wie gut er eigentlich wirklich ist. "Er hat alles, was ein Klasse-Stürmer braucht", sagte sein früherer Trainer Armin Veh über ihn. "Aber gegen den Ball und mit der Mannschaft zu arbeiten, hat ihm nicht immer so gefallen. Das musste ich ihm erst beibringen."

Irgendwann platzt der Knoten

Auch in Hannover habe er "in der Vorbereitung teilweise etwas unglücklich agiert", meinte Weltmeister Ron-Robert Zieler. Joselu traf das Tor nicht und verkrampfte. "Aber wir wissen ja, wie das bei Stürmern ist", sagte Trainer Tayfun Korkut: "Irgendwann platzt der Knoten." Er habe in den Testspielen gar nicht und im ersten Pflichtspiel zweimal getroffen. Besser so als umgekehrt.

Clubboss Kind betonte noch einmal, dass der Neuaufbau der Mannschaft "auf drei Jahre ausgerichtet ist". Man wolle mit Spielern wie Joselu oder Hiroshi Kiyotake also Geduld haben. In Walldorf bestand das Team schon einmal einen ersten Charaktertest. Nach der Roten Karte für Marcelo (39.) musste 96 lange in Unterzahl spielen und auch noch den Ausgleich von Nico Hillenbrand hinnehmen (60.). Als der große Favorit immer mehr wackelte, trafen doch noch Lars Stindl (76.) und zum zweiten Mal Joselu (29./79.). "Es war gut zu sehen, dass die Mannschaft Moral gezeigt hat", sagte Zieler. Und Joselu werde "noch sehr wertvoll für uns sein".

dpa