22.08.2014 13:09 Uhr

HSV: Slomka hat nicht viel Zeit für Erfolge

Mirko Slomka muss mit dem Hamburger SV einen guten Saisonstart hinlegen. Foto: Oliver Mehlis
Mirko Slomka muss mit dem Hamburger SV einen guten Saisonstart hinlegen. Foto: Oliver Mehlis

Mit acht Wochen hat der Hamburger SV die längste Vorbereitungszeit aller Bundesligisten hinter sich. Trainer Mirko Slomka holte die Medizinbälle heraus und scheuchte die Profis die Treppen am Stadion hoch.

Sogar Rafael van der Vaart kam rank und schlank aus dem Urlaub zurück und hielt mit beim fast militärischen Drill in drei Trainingscamps. Das ist das wichtigste Pfund, mit dem Slomka in der neuen Spielzeit Kredit für den HSV zurückgewinnen will: Fitness und Power über 90 Minuten. Am besten schon zum Auftakt beim 1. FC Köln.

Im Pokal in Cottbus hatte der HSV sogar über 120 Minuten zumindest genügend Kraft - war aber trotzdem nicht wesentlich besser als der Drittligist und schaffte dank Torwart René Adler erst im Elfmeterscheißen das Weiterkommen. "Es ist ein Prozess, der in Gang geschoben werden muss. Wir haben einen starken Willen", kommentierte Slomka und bat um etwas Geduld, bis die Maßnahmen greifen.

Slomka muss erst einmal mit der alten Truppe auskommen

Für die Entwicklung zum schnellen Umschaltspiel hat der HSV Akteure wie den Ex-Mainzer Nicolai Müller (Adduktorenprobleme) und Zoltan Stieber (Knochen-Ödem) geholt. Weil sie noch verletzt fehlen, mussten im Pokal wieder Profis wie Petr Jiracek ran, die die Vorstellungen des Trainers nicht verinnerlicht haben.

Im Sturm ist eigentlich nur dem verletzungsanfälligen Pierre-Michel Lasogga etwas zuzutrauen. Weder Jacques Zoua noch Artjoms Rudnevs sind torgefährlich. Von den Neuen ist der Schweizer Nationalspieler Valon Behrami gesetzt, auch Linksverteidiger Matthias Ostrzolek ist ein Kandidat für die Startelf.

Es ärgert Slomka, dass er trotz Einkäufen im Wert von 26 Millionen Euro fast noch mit der alten Mannschaft spielen muss, die zuletzt nur Tabellen-16. wurde. Der Coach weiß ganz genau: Viel Kredit hat er in Hamburg nicht (mehr). Der neue Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer, der Sportdirektor Oliver Kreuzer kündigte, ließ Slomka zwar im Amt, ein richtiges Bekenntnis zu dem ehemaligen 96-Trainer gab er aber nie ab. So gehört der 46 Jahre alte Slomka bei den Buchmachern zu den ersten Kandidaten für einen Rauswurf.

Dünnes Eis für den Coach

"Es hat sich ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis entwickelt", antwortete Slomka auf die Frage, wie sein Auskommen mit dem neuen Chef zu bewerten sei. Beiersdorfer hörte genau hin. Er gibt keinen Platz als Zielvorgabe für diese Spielzeit aus, deutlich besser als 2013/2014 muss es aber schon werden.

Zum Auftakt spielt der HSV am Samstag nun ausgerechnet beim 1. FC Köln, mit dem Slomkas ehemaligem Weggefährten Jörg Schmadtke der Aufstieg gelang. Zwischen Sportdirektor Schmadtke und Slomka knirschte es gewaltig in Hannover. Schmadtke ist kein Mann der Öffentlichkeit, Slomka weiß die Medien zu bedienen. "Es ist richtig, dass wir keine Freunde sind. Wir sind einfach unterschiedliche Typen", sagte Schmadtke dem "Hamburger Abendblatt".

Interessant zu beobachten wird sein, wie lange sich die Kritiker zurückhalten, wenn sich beim HSV nicht gleich der Erfolg einstellt. Investor Klaus-Michael Kühne verkündete in der vergangenen Spielzeit, Slomka sei kein Toptrainer. Der Coach nahm ihm die Aussage nicht übel. Im Gegenteil: Er bedankte sich sogar jüngst für die großzügigen Millionen-Investitionen. Vielleicht hat er Kühne damit schon einmal besänftigt.

dpa