27.08.2014 14:11 Uhr

Zu Besuch bei Zlatans Wurzeln

Zlatan Ibrahimovic ziert sogar eine Briefmarke
Zlatan Ibrahimovic ziert sogar eine Briefmarke

Spielt er oder spielt er nicht? Schwedens Fußball bangt eineinhalb Wochen vor dem Auftakt der EM-Qualifikation in Österreich um den Einsatz von Superstar Zlatan Ibrahimovic. Auch in seiner Heimatstadt Malmö ist der 32-Jährige ein Dauerthema. Dort, wo er in einer kleinen Wohnung im fünften Stock aufgewachsen ist - und deutliche Spuren hinterlassen hat.

Der Cronmans Väg im von Einwanderern dominierten Stadtteil Rosengaard. Im Hinterhof einer Wohnhausanlage ragen Flutlichtmasten aus dem Boden. Ibrahimovic selbst hat mit der Stadtverwaltung und einem Sponsor den Hartplatz sanieren lassen, auf dem er einst das Fußballspielen gelernt hat. "Hier ist mein Herz. Hier ist meine Geschichte. Hier ist mein Spiel. Bring es weiter", steht am Eingang.

Stark frequentiert ist er nicht, der Zlatan Court. Rosengaard, nicht einmal 15 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt, gilt schon seit Jahren als Problemviertel. "Es ist ein sehr spezieller Ort. Es gibt viele Einwanderer, viele verschiedene Kulturen, aber auch viel Kriminalität", erklärt Alen Avdic, der wie Ibrahimovic' Vater aus Bosnien stammt. Avdic war einst selbst Fußballer in der zweiten schwedischen Spielklasse, mittlerweile ist er als Taxifahrer tätig.

"Man kann einen Typen aus Rosengaard holen, aber nicht Rosengaard aus einem Typen"

Bis zu seinem ersten Auslandstransfer mit 19 zu Ajax Amsterdam hat Ibrahimovic am Cronmans Väg gelebt - Eingang 5A. Die Eltern waren geschieden, Zlatan wuchs hauptsächlich bei seiner aus Kroatien stammenden Mutter auf. Die Probleme beschreibt der eigenwillige Stürmer in seiner 2011 erschienen Autobiografie "Ich bin Zlatan". Das Umfeld, in dem er aufgewachsen ist, hat laut eigenen Angaben auch sein Auftreten und seinen Spielstil geprägt.

"Man kann einen Typen aus Rosengaard herausholen, aber nicht Rosengaard aus einem Typen", steht auf einer Brücke, die den Eingang zur Siedlung markiert. Ein Zitat von Ibrahimovic. "Home is, where your heart is", heißt es auf der anderen Seite. Die Eltern des Superstars wohnen immer noch in der Gegend, gehen auf eigenen Wunsch einem normalen Leben nach. Manchmal treffe er Zlatans Vater beim Kaffee trinken, erzählt Avdic.

Der große Sohn selbst ist nur noch selten in der Stadt. Seine Villa am Meer steht zum Verkauf. Zuletzt befand sich Ibrahimovic aber zu Reha-Zwecken in der Heimat. Der Teamarzt von Salzburgs Champions-League-Play-off-Gegner Malmö FF, Pär Herbertsson, ist auch jener des schwedischen Nationalteams. Bei ihm ließ der Angreifer von Paris St. Germain eine Bauchmuskelverletzung behandeln, die ihn seit fast zwei Wochen plagt.

Mittlerweile ist Ibrahimovic zurück in Paris, am Sonntag soll er sein Comeback in der französischen Liga geben. Dann stünde auch einem Antreten eine Woche später (Montag, 8. September) in Wien nichts im Wege. "Wenn Zlatan nicht spielen kann, dann hat Schweden ein Problem", weiß Ex-Kicker Avdic. "Dann stehen die Chancen wahrscheinlich 70:30 für Österreich. Mit Zlatan ist das etwas ganz anderes, er kann jedes Spiel entscheiden."

Die Bewunderung für den Superstar ist groß. Die Autobiografie hat Avdic zweimal gelesen. Von der Entwicklung des schwedischen Fußballs hält er aber wenig. "Es wird zu viel Wert auf Physis und Kondition gelegt und zu wenig auf Fußballer", meinte der Taxifahrer. Das Nationalteam, mit dem er mitfiebere, sei aber ohnehin ein anderes, das bosnische. Damit geht es ihm wie vielen anderen Menschen am Cronmans Väg.

Mehr dazu:
>> Schwedischer Kader mit Ibrahimovic

apa