09.09.2014 10:34 Uhr

Gegen Schweden wäre mehr drin gewesen

Im Auftaktspiel der EM-Qualifikation gab es eine Punkteteilung
Im Auftaktspiel der EM-Qualifikation gab es eine Punkteteilung

Zum Start in die WM-Qualifikation gab es für Österreich und Schweden nach einem 1:1 jeweils einen Punkt. Während die Gastgeber ihren zahlreichen vergeben Chancen nachtrauern, sahen sich die Skandinavier in ihrer Defensivtaktik bestätigt. Nur sie waren mit dem Remis wirklich zufrieden.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat wie die 48.500 Zuschauer im Ernst-Happel-Stadion ein gutes Spiel gesehen. "Aus meiner Sicht haben wir Schweden dominiert." Die Österreicher hatten einen regelrechten Traumstart erwischt. David Alaba holte nach nur sieben Minuten gegen einen dahingrätschenden Sebastian Larsson einen Hands-Elfmeter heraus und verwerte diesen anschließend.

Dass die Hausherren gar nicht in die Verlegenheit kamen, ihre Führung lange verteidigen zu müssen, dafür sorgte Erkan Zengin in der 12. Minute. Denn zu ihm fand via Verlängerung von Zlatan Ibrahimovic ein weiter Freistoß. Der Flügelstürmer fackelte nicht lang und verwertete zum 1:1. Marcel Koller über den ansonsten nicht ganz so herausragenden Superstar des Gegners: "Zlatan war beim Gegentor dabei, hat das Kopfballduell gewonnen. In dieser Situation war er für sie sehr wertvoll."

Die Anzeigentafel sollte in weiterer Folge nur noch ihre Zeitangabe ändern, nicht jedoch das Ergebnis. Die Schweden wollten nicht – mit Ausnahme Zengins, dessen Doppelpack kurz darauf nur von der Torlatte verhindert wurde. Die Österreicher konnten nicht. Wie schon in der jüngeren Länderspielgeschichte wurde auch diesmal eine eklatante Schwäche im Abschluss sichtbar.

"Es war auf jeden Fall mehr drinnen. Wir haben in beiden Halbzeiten gute Chancen vorgefunden, die wir leider nicht genützt haben", gestand etwa Christian Fuchs nach dem Spiel. Der Kapitän war sichtlich enttäuscht: "Wir waren die viel bessere Mannschaft."

"Wir hatten in der ersten Halbzeit Möglichkeiten für ein zweites Tor, in der zweiten Halbzeit vor allem die Chance von Janko", fasste Teamchef Koller zusammen. Der bald 53-Jährige hatte jedoch auch etwas Verständnis: "Die Schweden sind sehr defensiv gestanden. Es ist schwer, die Wand oder eigentlich die zwei Wände zu durchbrechen." Fuchs dazu: " In der zweiten Halbzeit war das ein 10-Mann-Block im eigenen Sechzehner."

Auch Zlatko Junuzovic haderte mit dem Abwehrriegel. "Sie haben unattraktiv gespielt, viele hohe lange Bälle auf Ibra. So ist auch das Tor entstanden", so der Werder-Legionär, der auch mit Selbstkritik nicht sparte. "Bei Standardsituationen, und wir hatten davon einige, müssen wir entschlossener zum Ball gehen und das Tor machen. Grad in solchen Spielen, in denen der Gegner tief steht, musst du aus Standardsituationen mehr machen."

Glückliche Schweden

Schwedens Teamchef Erik Hamren war hingegen "happy". "Mit dem Ergebnis, wir waren früh hinten und spielten auswärts, aber auch mit dem Spiel", meinte er nach Spielende. In der Einschätzung, dass sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe begegnen würden, sah er sich bestätigt. Hamren zeigte sich vom Auftreten der Österreicher überhaupt nicht überrascht, im Gegenteil: "Sie hatten mehr Ballbesitz, aber das war auch unsere taktische Idee." Die Punkteteilung an sich wäre wichtig. "Wir sind nun gleichauf und sie nicht drei vorne."

Positiv bewertete Hamren die Rolle seines Starspielers: "Zlatan zeigte heute ein anderes Gesicht, er arbeitete viel für die Mannschaft." Dabei hätte das 100. Länderspiel für Ibrahimovic schon früh zu Ende sein können. Ein vermeintlicher Ellenbogencheck gegen David Alaba nach rund 20 Minuten blieb ohne Folgen. Eine Beurteilung der Szene umschiffte Hamren gekonnt: "Ich habe sie nicht gesehen, sie war auf der anderen Seite des Platzes."

Kollege Koller machte sich via TV-Bilder schlau und formulierte seine Kritik diplomatisch: "Alaba geht mit dem Kopf zurück, das macht er ja nicht ohne Grund. Da wird schon etwas gewesen sein."

Jubilar Ibrahimovic zeigte sich mit der Darbietung seiner Mannschaft ebenso zufrieden wie der Trainer. "Ich denke, das war ein guter Punkt, denn es war ein schweres Spiel. Das letzte Mal als wir hier waren, haben wir verloren. Diesmal waren wir besser. Wir waren bereit, nehmen den Punkt mit, also sind wir zufrieden", so Ibrahimovic. Über die Österreicher meinte der PSG-Legionär: "Sie haben Druck gemacht und uns wenig Räume gelassen. Aber wir haben die Chancen kreieren können für den Ausgleich.

Arnautovic: "Wir haben nicht verloren"

Wenn es lobende Worte von einem der besten Fußballer der Welt gibt, dann kann schließlich nicht alles schlecht gewesen sein. Marcel Koller erinnerte etwa an den letzten Qualifikationsauftakt. "Wir sind weiter als vor zwei Jahren. Im Kasachstan-Spiel waren wir viel hektischer." Gleichzeitig erinnerte er daran, dass die "Quali und der Gruppensieg nicht am ersten Tag entschieden werden."

Die Ausgangslage in der Gruppe G sei demnach unverändert. Österreich liegt ex aequo mit Schweden auf Rang drei, hinter Russland und Montenegro, die ihre vermeintlichen Pflichthürden mit vollen Erfolgen nahmen. "Wir werden Spiele gewinnen und verlieren. Wir haben gegen einen Favoriten einen Punkt geholt", so Koller. Nachsatz: "Wir müssen ruhig bleiben."

Auch Marko Arnautovic wollte das Remis nicht schlechtgeredet hören. "Jeder kann jetzt wieder sagen, wie scheiße wir nicht sind. Wir können aber auch sagen, wir haben das Spiel gemacht gegen Schweden, haben sie 80 Minuten lang dominiert." Aber ein weiterer Torerfolg hätte doch sein müssen: "Da nehme ich mich nicht aus, in der ersten Halbzeit muss ich das Tor machen."

Der Stoke-Legionär blieb beharrlich: "Aber trotzdem, wir haben nicht verloren. Wir haben einen Punkt gemacht im ersten Spiel. Der Start war nicht überragend, aber auch nicht schlecht. Deswegen brauchen wir nicht den Kopf hängen lassen." Trost bringe die Zukunft. "Wenn wir die Chancen verwerten, dann wird das gut laufen.

Lazaro mit erstem Pflichtspiel für den ÖFB

Apropos Zukunft. Der erst 18-jährigen Valentino Lazaro kam in der Schlussphase zu seinem dritten Länderspieleinsatz für das A-Team, aber dem ersten in einem Pflichtbewerb. Damit ist das Salzburg-Talent laut Reglement endgültig für andere Nationalteams gesperrt, Griechenland und Angola brauchen sich nun nicht mehr bemühen. Das war aber freilich nicht der Grund für seine Einwechslung. "Der Plan war, dass wir mit seiner Schnelligkeit in den Rücken des Gegners kommen", so Koller auf seine Hintergedanken angesprochen. 

Mehr dazu:
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Sebastian Kelterer