09.09.2014 13:19 Uhr

Koller: "Nicht einschüchtern lassen"

"Ruhe bewahren" - ÖFB-Teamchef Marcel Koller lässt sich durch das Remis nicht beirren

Satz mit x? War das nix? Jedenfalls war es ein X. Die rot-weiß-rote Rückschau auf das 1:1 gegen Schweden war auch am Tag danach zwiespältig. Angesichts der Dominanz über den Gegner wäre mehr möglich gewesen. Ein Traumstart in die EM-Qualifikation sieht freilich anders aus. Dennoch war ÖFB-Teamchef Marcel Koller bemüht positive Elemente und Lehren für die Zukunft hervorzuheben.

Der Schweizer Marcel Koller ist in seiner Wahlheimat bestens eingelebt. "In Österreich, das habe ich in den zweieinhalb Jahren gemerkt, ist man entweder himmelhochjauchzend oder sehr enttäuscht und am Raunzen", so der Teamchef. "Das müssen wir relativieren. Denn Schweden ist ja nicht irgendein Wald- und Wiesengegner."

Die Gäste wurden im Auftaktspiel dominiert. Die Effizienz ließ jedoch zu wünschen übrig. Ein Problem, das Koller wie schon seine Vorgänger begleitet und wohl auch weiterhin wird. "Du verwertest nicht jede Chance", hielt er entgegen. Schweden war zudem meist mit neun Mann hinter dem Ball. "Das hat man auch bei der WM gesehen, dass es dann nicht so einfach ist", erinnerte Koller an die Spiele in Brasilen im vergangenen Juni.

Stichwort einfach: "Vielleicht wollten wir es zu schön machen", stellte Marcel Koller in den Raum. "Einfach annehmen, drehen, schießen, dann ist er vielleicht drinnen", mag ein Rezept sein, das er seinen Spielern vermitteln könnte.

Weniger Nervenflattern

Lobend erwähnte der österreichische Nationaltrainer, dass die Mannschaft nach dem Ausgleich die Ruhe bewahrt hat. Schließlich war das bis dato nicht immer selbstverständlich. "Wir haben versucht Fußball zu spielen. Ab und zu hängen zu bleiben gehört dazu." Auch die Innenverteidigung habe gegen Ibrahimovic "nichts anbrennen lassen."

Steigerungspotential gibt es jedoch beim Umschalten. Koller hatte eine konkrete Szene von Julian Baumgartlinger in der ersten Halbzeit im Sinn, in der dieser nur zögerlich den Abschluss suchte, und erläuterte: "Wenn der Gegner nach vorne kommt, du den Ball abfangen kannst, sie in diesem kurzen Moment auf das Gegenpressing vergessen und du vertikal spielen kannst, dann musst du das durchziehen." Voller Sprint und Entschlossenheit seien hier gefordert, jede Sekunde des Zögerns eröffne dem Gegner hingegen neue Chancen zur Abwehr.

"Ich bin weder Lehrer noch Journalist und vergebe keine Noten", kam Koller dem Wunsch nach Zensuren für die zur "Reifeprüfung" ausgerufene Partie nicht nach. Also wurden ihm Namen zugeworfen. Koller, stets der Gentleman, verteidigte seine Spieler (Janko, Arnautovic) gegenüber Kritik, schrieb auch die nicht-berücksichtigten Angreifer Andreas Weimann und Erwin Hoffer keineswegs ab.

Konfliktzone Rasen

Dominantes Thema war bei der Nachbesprechung auch der Ellenbogencheck von Zlatan Ibrahimovic gegen David Alaba. "Eine klare Rote Karte", urteilte Koller nachdem er die Szene aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet hatte. "Für die Schiedsrichter war es aber schwer zu sehen."

Von weltfussball auf die Aussage seines schwedischen Amtskollegen Erik Hamren ("Manchmal ist es Krieg auf dem Platz") angesprochen, antwortete Marcel Koller: "Über die Wortwahl kann man natürlich diskutieren. Sie ist nicht glücklich. Aber es ist natürlich schon so, dass es hart hergeht auf dem Platz. Man muss Zweikämpfe gewinnen und darf sich nicht einschüchtern lassen."

Seine Spieler versuche er darauf im Training vorzubereiten, indem er auch dort das eine oder andere Foul nicht pfeife, um eine Reaktion zu provozieren. "Wenn wir bei jeder Diskussion glauben lamentieren zu müssen, sind wir auf dem falschen Weg." Denn auch in den nächsten Spielen werde es in dieser Tonart weitergehen. "Da müssen wir bereit sein mit breiter Brust dagegenzuhalten."

Schmutzige Tricks werden beim ÖFB-Team unter Koller aber auch in Zukunft keinen Eingang finden. "Ich finde das nicht gut, wenn man mit versteckten Fouls spielt. Das versuche ich den Spielern schon mitzugeben. Richtig dagegenhalten ist erlaubt, aber auch da müssen wir zulegen."

Mehr dazu:
>> "Manchmal ist es Krieg auf dem Platz" 

Sebastian Kelterer