12.09.2014 10:45 Uhr

Slomkas Rückkehr nach Hannover

HSV-Coach Mirko Slomka erklärt Neuzugang Lewis Holtby (l), wie er sich den Hamburger Fußball vorstellt
HSV-Coach Mirko Slomka erklärt Neuzugang Lewis Holtby (l), wie er sich den Hamburger Fußball vorstellt

Mirko Slomka bläst der Wind in Hamburg mächtig ins Gesicht. Will der Fußballlehrer, der am Freitag kaum einen Gedanken an seinen 47. Geburtstag verschwendete, seinen Arbeitsplatz beim Hamburger SV sichern, sollte er am Sonntag zumindest einen Punkt bei seinem ehemaligen Verein Hannover 96 holen.

Von einem Auswärtskomplex will Slomka nichts wissen. Dabei gab es in der Fremde zuletzt am 27. Oktober 2013 drei Punkte. Um wieder auf Kurs zu kommen, sollen die Neuen eine andere Mentalität in die Mannschaft bringen - und für das erste Saisontor sorgen.

Lewis Holtby, der Brasilianer Cleber, Matthias Ostrzolek, möglichst auch Nicolai Müller und eventuell sogar der 19 Jahre alte Julian Green von Bayern München sollen beginnen. Schon nach dem 0:3 gegen Paderborn, wo nur Valon Behrami in der Anfangsformation stand, hatte der Vorstandsvorsitzende Dietmar Beiersdorfer mehr Mut verlangt. Auch Aufsichtsratschef Karl Gernandt forderte einen klaren Kurs mit den Neuen, so dass in den sozialen Medien schon geunkt wurde, beim HSV stelle der Aufsichtsrat die Mannschaft auf.

Harte Vorbereitung stößt auf Kritik

Kritik gab es zuletzt von Peter Nogly, der ebenfalls dem Gremium angehört. Der Europapokalsieger von 1977 kritisierte die harte Vorbereitung mit Medizinbällen und Treppenläufen: "Im Spiel hat man gesehen, dass der Mannschaft noch etwas in den Knochen steckte." Auch die Profis waren nicht begeistert von der harten Einheit. Die Laufleistung in der Bundesliga war in jedem Fall ein Schwachpunkt.

Mit Slomkas Bilanz von drei Siegen, neun Niederlagen und drei Unentschieden wurde Bert van Marwijk beim HSV in der Vorsaison entlassen. Beiersdorfer hält noch an dem Mathematiklehrer aus Niedersachsen fest, auch wenn der zuletzt abstiegsgefährdete Traditionsclub seit zehn Bundesliga-Spielen auf einen Sieg wartet.

In der Länderspiel-Pause ging Slomka behutsam mit den Spielern um - nach einem freien Wochenende pausierte das Team auch am Mittwoch. Kritik äußert er nur vorsichtig, denn er weiß: Er braucht die Spieler. Holtby soll nun der Taktgeber sein. Kapitän Rafael van der Vaart wird erneut von einer Wadenverletzung geplagt, für das Hannover-Spiel fällt er aus.

Alles auf dem Prüfstand

Vor Wochenfrist kündigte Slomka an, alles auf den Prüfstand stellen zu wollen. Ob er allerdings sogar René Adler für Jaroslav Drobny aus dem Tor nimmt, scheint fraglich. Klar scheint, dass Heiko Westermann auf der Bank Platz nehmen muss. Trotz zuletzt haarsträubender Fehler hat Johan Djourou seinen Platz im Abwehrzentrum sicher.

Im Nordderby trifft man auf einen selbstbewussten Gegner, der saisonübergreifend seit sieben Partien ungeschlagen ist. Diese Serie startete Tayfun Korkut am 30. Spieltag mit dem 2:1-Sieg über den HSV. Rücksicht auf seinen Freund Slomka will er auch dieses Mal nicht nehmen. "Wir sprechen hier vom dritten Spieltag. Aber dass sie in Hamburg mit der Situation natürlich nicht zufrieden sind, das kann ich mir gut vorstellen. Wir leben von Ergebnissen, das ist bei allen Trainern in der Bundesliga so", sagte Korkut.

96-Präsident Martin Kind wünscht Slomka kein schnelles Ende beim HSV: "Ich würde es bedauern, wenn das das Ergebnis wäre. Unsere Aufgabe besteht darin, als Mannschaft gut aufzutreten und zu gewinnen."

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dpa