20.09.2014 12:08 Uhr

Vor 25 Jahren: Verletzung schockt die Bundesliga

Ditmar Jakobs wird u.a. von Masseur Hermann Rieger versorgt
Ditmar Jakobs wird u.a. von Masseur Hermann Rieger versorgt

Eine Rettungstat auf der Linie im Nordderby gegen Werder Bremen beendet die Karriere des HSV-Verteidigers und Nationalspielers Ditmar Jakobs vorzeitig. Bis heute gilt seine Verletzung als eine der schlimmsten der Bundesliga-Historie.

Es läuft die 16. Minute des Nordderbys zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen. Die Hamburger, im Vorjahr noch Tabellenvierter, sind nach einem schlechten Start in die Saison 1989/90 auf einen Abstiegsplatz abgerutscht und stehen so am 10. Spieltag gegen den Nordrivalen unter Druck. Werder fängt einen Angriff der Rothosen ab und kontert über Stürmer Wynton Rufer. Der Neuseeländer überlupft den herausgeeilten Richard Golz, aber der 36-jährige Abwehrrecke Ditmar Jakobs sprintet dem Ball hinterher und kratzt die Kugel von der Torlinie.

Ungebremst rutscht der Retter ins Tornetz. „Ich wollte raus aus dem Netz“, erzählt Jakobs später, „doch es ging nicht. Ich wusste erst gar nicht, was los ist. Als ich an meinen Rücken fasste, spürte ich das Metall. Da habe ich mir allerdings überhaupt noch keine Sorgen gemacht, denn ich hatte keine Schmerzen.“ Ein Karabinerhaken, der das Tornetz am Boden befestigte, hat sich in seinen Rücken gebohrt. Mannschaftsarzt Gerold Schwarz und Physiotherapeut Hermann Rieger versuchen, den Abwehrspieler vom Haken zu befreien – erfolglos. Der Karabiner hat sich in das Fleisch gebohrt und ist dann wieder zugeschnappt.

Nach 20 Minuten vom Haken befreit

Die Helfer sind ratlos. Der Versuch, den Karabinerhaken mit der Flex durchzutrennen, scheitert am Veto des Verletzten: „Ich hatte ein synthetisches Trikot an und Angst, dass es Feuer fangen könnte.“ Es bliebt also nur das Skalpell. Mit einem tiefen Schnitt zerschneidet der Arzt den Muskel, der vom Karabiner umklammert wurde, und kann diesen so aus dem Körper ziehen. Nach endlos langen 20 Minuten ist Jakobs wieder frei.

Der Schiedsrichter kann das Spiel wieder frei geben. Hamburg gewinnt durch Tore von Armin Eck, Holger Ballwanz, Thomas von Heesen und Jörg Bode mit 4:0. Die Leidensgeschichte von Ditmar Jakobs nimmt allerdings kein so gutes Ende. Anders als erhofft, kommt der altgediente Verteidiger nicht mit einer Fleischwunde davon. Die Rettungstat in der 16. Minute des Nordderbys war die letzte Aktion seiner Profilaufbahn. Einige Nervenbahnen waren durchtrennt worden, bis heute leidet der gebürtige Oberhausener unter motorischen Ausfällen und chronischen Schmerzen. In der Bundesliga sind als Konsequenz aus dem schockierenden Unfall im Volksparkstadion die Tornetzbefestigungen mit Karabinerhaken seit jenem Septemberabend verboten.

Ralf Amshove