01.10.2014 15:05 Uhr

Rampenlicht: Vom Knappen zum Kartenkönig

Michel Bastos sieht gegen Flamengo bereits seine zweite Rote Karte in sechs Spielen
Michel Bastos sieht gegen Flamengo bereits seine zweite Rote Karte in sechs Spielen

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf drei Spieler, die in heimatlichen Gefilden ihr Glück versuchen. Einer schaut auf Erfolge zurück, einer blickt in die Zukunft und einer sieht gerne mal Rot.

Ecken und Kanten sollen Fußballer haben, da sind sich die Experten einig. Im Fall eines ehemaligen Bundesliga-Profis jedoch lassen vor allem die Kanten seine Saison nicht ganz rund laufen. Von Olympique Lyon wurde der Michel Bastos 2013 nach Deutschland ausgeliehen, wo er ein gutes Dutzend Spiele für die Königsblauen auf Schalke bestritt. Behalten wollte man den Brasilianer am Ende der Saison allerdings nicht.

Nach weiteren Kurzaufenthalten in den Emiraten und Italien ist der mittlerweile 31-Jährige in die Heimat zurückgekehrt und läuft seit August für São Paulo auf – seinem insgesamt vierten brasilianischen Arbeitgeber. Von dessen Vereinsfarben Schwarz, Weiß und Rot hat Bastos seit seiner Ankunft besonders mit letzterer mehr Erfahrung gemacht als ihm lieb sein kann. Mit einem wilden Einsteigen am letzten Wochenende trat er nicht nur seinen Gegenspieler von den Beinen, sondern auch sich selbst aus den nächsten Liga-Partien. Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Spielen.

Zum Glück für ihn und seinen Klub ist er in der Copa Sudamericana aber spielberechtigt und einsatzfähig: Es ist der 1. Oktober, mitten in der Nacht in Deutschland, und Michel Bastos trifft mit seinem Linken diesmal keinen Gegner, sondern hämmert den Ball aus 20 Metern ins Tor von CD Huachipato. 1:0, Siegtreffer für São Paulo. Das kann er eben auch.

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Während Bastos mit seiner Kartenstatistik alleine da steht, schickt sich ein ehemaliger Teamkollege anderswo an, ihm das Toreschießen gleich zu tun.

Der Wandervogel zurück im Norden

Europa-League Qualifikation 2011: Mit HJK Helsinki trifft Schalke auf einen mehr als machbaren Gegner. Alles spricht für die Königsblauen, außer, dass der Mann des Spiels auf der anderen Seite steht. Im Hinspiel fertigt Teemu Pukki die Schalker im Alleingang ab. Eine Woche später setzt sich Ralf Rangnicks Truppe doch noch mit 6:1 durch. Den Ehrentreffer für die Finnen zum zwischenzeitlichen Ausgleich schießt, natürlich, Pukki. Drei Tore in zwei Spielen – genug Gründe für Schalke, den damals 21-Jährigen ins Ruhrgebiet zu holen.

Mittlerweile ist das alles Schnee von gestern. Das einst vielversprechende Sturmtalent konnte sich weder in der Bundesliga noch auf der nächsten Station bei Celtic Glasgow von seiner besten Seite zeigen, wird zu Brøndby nach Dänemark ausgeliehen - und trifft wieder. Bei seinem dritten Einsatz für die Dänen setzt sich Pukki im Laufduell gegen die Esbjerger Abwehr durch und schlenzt die Kugel zur 1:0 Führung am Torwart vorbei ins lange Eck. Die Partie endet 2:2, die Nummer neun steht über 90 Minuten auf dem Platz. Und vielleicht ist nach Spanien, Deutschland und Schottland die Rückkehr in den Norden nicht Ende, sondern Anfang der Erfolgsgeschichte des Teemu Pukki.

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Der Derby-Held als Lebensversicherung

Für Olcay Şahan ist der Begriff "Erfolgsgeschichte" schon fast untertrieben gewählt. In seine dritte Saison in der SüperLig ist der 27-Jährige besser denn je gestartet. In Deutschland kickte er sich mit Gladbachs U23, Duisburg und Kaiserslautern von Ober- bis Bundesliga quer durch die Fußballlandschaft, bevor es ihn in die Türkei zog. "Ich werde alles dafür geben, um meinen Beitrag zum Erfolg zu leisten", sagte der brennende Beşiktaş-Fan damals bei seinem Wechsel zum Lieblingsverein und ließ seinen Worten kurz darauf Taten folgen. Bereits in seiner ersten Saison sicherte sich der Mittelfeldmann einen Platz im Herzen aller Fans, als er im Derby gegen Fenerbahçe in letzter Minute den Sieg herbeischoss. Neben Derby-Highlights lief aber auch der Liga-Alltag unverbesserlich: Seit seinem Wechsel in die Türkei kam Şahan in jedem von Beşiktaş' SüperLig-Spielen zum Einsatz. Kaum möglich, auf der Unverzichtbarkeits-Skala weiter nach oben zu klettern - Olcay Şahan macht es trotzdem.

Am letzten Wochenende erzielte der Deutsch-Türke den Führungstreffer der Istanbuler gegen Eskişehirspor - sein drittes Tor in vier Partien. Seit dem zweiten Spieltag trifft Şahan wie auf Bestellung und kann sich aufgrund der mageren Ausbeute von vier Saisontreffern seiner Mannschaft gleich fünf der acht Zähler des Tabellenzweiten alleine aufs Konto schreiben. Lebensversicherung des Lieblingsklubs, ein wahr gewordener Traum – alle Zahlen und Statistiken des Ex-Lauterers belaufen sich auf ein Wort: Unverzichtbar.

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Laura Krause