08.10.2014 11:45 Uhr

Rampenlicht: Die Rückkehr des Doppelpack-Cissé

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf zwei Stehauf-Männchen auf der Insel und einen Ungarn mit Punktlandung im Mittelfeld.

Die schwarz-weißen Streifen des Newcastle-United-Trikots stehen stellvertretend für den Verlauf der letzten Jahre des Papiss Demba Cissé. Für Freiburg traf er durchschnittlich in jedem zweiten Spiel, bei seinem Umzug auf die Insel 2012 ließ der Senegalese seinen Torriecher aber wohl zu Hause und brachte es in der letzten Spielzeit bei 24 Einsätzen auf gerade mal zwei Treffer, bevor er am 19. April seinen schwärzesten Tag erlebte. Am 35. Spieltag verletzt sich Cissé gegen Swansea schwer, Diagnose: Kniescheiben-Bruch. Monatelang fiel der 29-Jährige aus, verpasste den Saisonstart – um dann wie verwandelt zurückzukehren.

Am fünften Spieltag feierte der Senegalese sein Comeback für die Magpies, undankbarer hätte es aber kaum sein können: Bei einem 0:2-Rückstand warf Coach Alan Pardew seinen Rückkehrer in der 69. Minute ins Spiel. Vier Minuten später erzielte der den Anschlusstreffer. Was ein guter Einstand hätte werden können, verwandelte sich kurz vor Schluss mit einem Rechtsschuss zum 2:2 in ein Traum-Comeback.

Am letzten Wochenende hat sich Cissé ausgerechnet gegen Swansea nach sechs Monaten zurück in die Startelf gearbeitet. Er zahlte das Vertrauen mit einem weiteren Doppelpack zurück und kann sich damit mehr Treffer aufs Konto schreiben als der ganze Rest seiner Mannschaft in der laufenden Saison. "Ich bin noch nicht wieder in Bestform", sagte der Stürmer nach dem Spiel. "Ich arbeite im Moment nur hart. Ich habe eine Chance bekommen und ich habe getroffen, ich mache nur meinen Job. Ich bin sehr glücklich, dass ich drei Tore in vier Spielen gemacht habe." Vom Chancentod zur Lebensversicherung, von schwerer Verletzung zum Top-Torjäger. Papiss Demba Cissé ist wieder beim weißen Streifen angekommen. Bleibt ihm zu wünschen, dass es ein breiter ist.

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Vom Aussortierten zum Schlüsselspieler

Über einen Lichtblick kann sich eine Liga weiter unten noch ein bekanntes Gesicht auf der Insel freuen. Für Robert Tesche gingen seine fünf Jahre beim HSV unglücklich zu Ende. In der zweiten Hälfte der letzten Spielzeit arbeitete sich der 27-Jährige von der zweiten in die erste Mannschaft vor, fiel am Saisonende aber den personellen Aufräumarbeiten des wankenden Bundesliga-Dinos zum Opfer. Im August folgte er seinem Teamkollegen Michael Mancienne zu Nottingham Forest und mauserte sich seitdem zur Stammkraft im englischen Unterhaus.

Seit sieben Partien trägt der Ex-Hamburger dazu bei, dass Nottingham in dieser Saison ungeschlagen bleibt. Seine konstante Leistung krönte er am vergangenen Spieltag mit dem zwischenzeitlichen Ausgleichtreffer gegen Ipswich Town und beteiligte sich damit entscheidend an der Eroberung des zweiten Tabellenplatzes. Nicht nur Teamkameraden und Fans jubelten ihm zu, auch Trainer Stuart Pearce stimmte eine Lobeshymne auf den zum Man of the Match gekürten Deutschen an: "Seine Trainingsform ist hervorragend. Er musste aussetzen, er war geduldig und hat sich nie beschwert. Die Möglichkeit kam und er hat sie ergriffen und ich denke, er war der beste Spieler auf dem Platz während der letzten zwei Spiele." Lieber unverzichtbar in der Championship als unbeachtet in der Bundesliga – während Nottingham Forest im Aufstiegskampf mitmischt, hat Tesche mit dem Schritt in die zweite Liga bereits einen Sprung nach vorn gemacht.

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Ein 96er im Fernen Osten

Einen viel weiteren Schritt ist zumindest auf der Landkarte ein Ex-Hannoveraner gegangen. Szabolcs Huszti war insgesamt fünf Jahre für 96 unterwegs, zwischendrin lag ein dreijähriger Abstecher zu Zenit St. Petersburg. Für seine nächste Station flog der Ungar diesen Sommer noch ein ganzes Stück weiter in den Osten, um seinen Vertrag beim chinesischen Erstligisten Changchun Yatai zu unterschreiben. Fremdes Land, fremde Kultur – und doch dürfte ihm immerhin die Tabellenregion bekannt vorkommen. Seine letzte Spielzeit im Dress der Niedersachsen beendete der 31-Jährige auf Rang zehn. Genau da steht er jetzt auch mit seinem neuen Arbeitgeber - voll angekommen also im Reich der Mitte.

Um sich wenige Spieltage vor Saisonende vom Abstiegsplatz fern zu halten, zählt für Changchun jeder Punkt. Einen bescherte Szabolcs Huszti am Wochenende mit seinem zwischenzeitlichen Führungstreffer gegen den Tabellennachbarn Tianjin Teda. Es war sein drittes Tor im zwölften Super-League-Einsatz, nur ein Mal mehr traf der Ungar in seiner ganzen ersten Saison bei 96. Im Mittelfeld ist Huszti zu Hause, egal auf welchem Kontinent.

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Laura Krause