23.10.2014 10:42 Uhr

Showdown zwischen Barça-Liebhabern

Pep Guardiola perfektioniert sein Barcelona-System mit den Bayern. Foto: Andreas Gebert
Pep Guardiola perfektioniert sein Barcelona-System mit den Bayern. Foto: Andreas Gebert

Sie gelten als die absoluten Vorzeigetrainer in Deutschland und haben mit ihrem Wirken die Bundesliga enorm bereichert. Ihre Idee vom modernen Spiel ist in vielen Bereichen ähnlich, sie verlangen von ihren Spielern vor allem Flexibilität und Intelligenz.

Und doch sind Pep Guardiola, der Katalane, und Lucien Favre, der Westschweizer, recht unterschiedlich in vielen kleinen Details des Spiels und vor allem im Auftreten. Der Bayern-Coach im Maßanzug vom Edel-Ausstatter, am Spielfeldrand ständig in Bewegung und in permanenter Kommunikation mit seinen Profis. Favre, oft im Klubanzug und sonst immer in dezenten, dunklen Tönen, eher ruhiger und gezielter in der Ansprache.

Wenn die beiden Trainer am Sonntag im Top-Duell der Liga aufeinandertreffen, werden sie sich auch an ihre Zeit vor mehr als 20 Jahren in Barcelona erinnern. Der heute fast 57 Jahre alte Favre hospitierte als junger Trainer damals 15 Tage beim katalanischen Topklub unter Trainer Johan Cruyff, der im defensiven Mittelfeld einen jungen Spieler namens Pep Guardiola förderte. Favre schwärmt noch heute von den damaligen Eindrücken: "Es war fantastisch. Die Philosophie von Cruyff hat mich beeindruckt", erzählte Gladbachs Coach. Guardiola habe als Trainer später vieles von damals weiterentwickelt - bis hin zum heutigen Stil des FC Bayern.

System Cruyff

Auch Favre, wie Guardiola ein strategischer Mittelfeldspieler, ist geprägt vom System Cruyff. Die heutigen Unterschiede zwischen seiner und Guardiolas Interpretation sind minimal. Favre setzt auf pfeilschnelle Außenspieler, der Bayern-Trainer bevorzugt trickreiche und stellte sie gerne auf die "falsche" Seite. Guardiolas Mannschaften verteidigen sehr hoch und gezielt in kleinen Gruppen, Gladbachs Stärken unter Favre liegen im Verschieben der Reihen und dem blitzschnellen Umschaltspiel, mit gezielten Pässen in die Tiefe, gerne auch über Außen. Bayern spielt mit einem "Sechser", Favre stellt zwei Stabilisatoren auf.

Was beide Trainer eint, ist die Erkenntnis, dass man nicht nur laufstarke, sondern auch gedankenschnelle, technisch perfekt ausgebildete Fußballer für das System benötigt, die auch über ein besonderes Maß an Spielintelligenz verfügen sollten. "Klopper" werden ebensowenig benötigt wie der klassische Mittelstürmer, früherer Prägung.

Gegenseitiger Respekt

Natürlich ist der gegenseitige Respekt groß. Im seinem ersten Bundesligaspiel als Bayern-Coach traf der heute 43 Jahre alte Guardiola ausgerechnet auf Favres Gladbacher. Er wusste, dass es gegen Favre nicht leicht wird. "Er kann es schaffen, uns zu stoppen und eine gute Arbeit machen", sagte Guardiola im Vorfeld der Partie. Zuvor hatte Favre seinen jüngeren Kollegen schon geadelt. "Guardiola ist gut für alle", befand der Schweizer und freute sich darüber, dass man zukünftig wohl mehr über den Fußball an sich und Taktik reden werde. "Seine Teams spielen immer schlau", betonte Favre. So schlau, dass Favre noch auf den ersten Bundesligasieg gegen Guardiola wartet. In der vergangenen Saison gab's ein 1:3 in München und ein 0:2 in Mönchengladbach.

Bei alldem darf man allerdings nicht vergessen: Guardiola verfügt über ein Ensemble von Weltklassespielern, Favre muss mit bescheideneren Mitteln leben und versucht seine vielen jungen Spieler noch besser zu machen. Das ist ihm bislang oft gelungen. Ob's am Sonntag schon reicht, hängt aber sicherlich auch von anderen Faktoren ab.

dpa