03.11.2014 10:02 Uhr

Bajen is back! Hammarby schafft Aufstieg

Die Grün-Weißen jubeln über das Comeback in der Allsvenskan
Die Grün-Weißen jubeln über das Comeback in der Allsvenskan

Der schwedische Fußball jubelt über das Comeback eines ganz großen Zuschauermagneten. Hammarby IF schaffte am Sonntag nach fünf bitteren Jahren endlich die Rückkehr in die Allsvenskan. Ein 5:0-Heimsieg gegen Jönköpings Södra IF vor 30.129 Fans besiegelte den Wiederaufstieg.

Hammarby: In Schweden mehr als nur ein Sportverein aus der Hauptstadt Stockholm. Das umgangssprachliche "Bajen" reicht oft schon, um Menschen ein Lächeln oder eine versteinerte Miene ins Gesicht zu zaubern. Die Grün-Weißen sind im Süden der Metropole tief in der Gesellschaft verankert.

Deshalb hielt man Bajen auch nach dem Absturz aus dem Oberhaus die Treue. In dieser Saison wurden aber alle Grenzen gesprengt: Die Folge war ein unglaublicher Zuschauerschnitt in der Superettan (der zweithöchsten Spieklasse in Schweden) von 20.451 Fans pro Spiel. Zum Vergleich: In der österreichischen Bundesliga kommt selbst Publikumsmagnet Rapid nur auf durchschnittlich 16.086 Besucher, dahinter folgt Meister RB Salzburg mit 11.524 Zusehern pro Heimspiel.
>> Der Zuschauerschnitt der schwedischen Superettan
>> Der Zuschauerschnitt in der österreichischen Bundesliga

1889 sorgte ein Ruderverein für den Beginn einer Ära

Am 10. April 1889 sorgte die Gründung der Hammarby Roddförening in Södermalm für einen Eintrag in die Bücher der Stadt Stockholm. Daraus entstand am 7. März 1897 die Hammarby Idrottsförening, da man weitere Sportarten aufnahm. Handball, Bandy und Eishockey sind erfolgreiche Sektionen, die Fußballer kamen 1915 dazu und gehören zum 100-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr wieder zur Elite.

Derby-Duelle mit AIK Solna und Djurgårdens IF sowie die Schlager gegen Meister Malmö FF und Ex-Europacupsieger IFK Göteborg werden dann für Volkfeststimmung in der neuen Tele2 Arena sorgen. Die im Vorjahr neu eröffnete Heimstätte, welche 33.000 überdachte Plätze bietet, wird von Hammarby gemeinsam mit Djurgården benützt.

Das eigene Söderstadion im Stadtteil Johanneshov gleich neben der beeindruckenden Veranstaltungshalle Globe war gewaltig in die Jahre gekommen und der Wechsel unausweichlich geworden. Nun darf sich der Verein und dessen Anhängerschaft, die historisch in der Arbeiterklasse verwurzelt war, wieder stolz auf den Straßen von Stockholm zeigen.

Hammarby wird doch nicht wirklich etwas gewinnen?

Was "Bajen" aber auch weit über die Landesgrenzen bekannt machte, war die Publikumsunterstützung für die Grünen trotz einer Kultur des Versagens. Während AIK und Djurgården mit je elf Meisterschaften zumindest ab und zu eine Party im Zentrum feiern durften, war Hammarby der Klub des Scheiterns.

Fanklubs wie die Söder Bröder oder die Bajen Bastards bekamen im Stadion oft eine Pleite nach der anderen vorgesetzt. Selbst Promi-Fans wie die Sportlegenden Björn Borg, Mikael Appelgren, Jan-Ove Waldner oder Staffan Olsson hatten sich an die immerwährende Enttäuschung durch ihre Lieblinge gewöhnt.

Es war die Saison 2001, welche die Geschichte änderte: Hammarby ging einmal mehr mit großen Finanzproblemen in eine Meisterschaft, die Mannschaft schien schwach und die Erwartungen waren ähnlich negativer Natur, wie das schwedische Wetter. Noch dazu wurde Trainer Sören Cratz mitten während des Ligabetriebs darüber informiert, dass der Vorstand seinen Vertrag nicht verlängern wird.

Man wollte Offensivfußball und mehr Spektakel sehen. Dies traute man Cratz nicht zu. Der rächte sich auf seine Weise und holte mit Bajen sensationell erstmals in der Vereinsgeschichte den Meistertitel. Zehntausende Fans versammelten sich in Södermalm, wo normalerweise die Triumphe der schwedischen Nationalteams nach großen Erfolgen im Eishockey oder Handball gefeiert werden. Eine Meisterfeier mit Hammarby: Wunder geschehen.

In den folgenden Jahren sollte der Verein seine Anhänger aber wieder mit den gewohnten Pleiten, Pech und Pannen auf den Boden der Realität zurückholen. 2009 stieg man schließlich als Tabellenletzter aus der Allsvenskan ab, zwei Jahre später wurde nur ganz knapp der Sturz in die dritte Liga vermieden. Nun ist Hammarby wieder da und sogar die Kassiere der gegnerischen Klubs haben ihre Freude.

Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle Superettan

ct