03.11.2014 12:04 Uhr

In Dortmund schrillen die Alarmglocken

Der BVB kassierte am Wochenende seine fünfte Bundesliganiederlage in Serie
Der BVB kassierte am Wochenende seine fünfte Bundesliganiederlage in Serie

Für Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist es "ein Alptraum", Verteidiger Lukasz Piszczek glaubt an "eine Seuche". Nach dem Absturz auf einen Abstiegsplatz herrscht bei Borussia Dortmund Alarmstimmung.

Von Vorfreude auf das Duell am Dienstag mit Galatasaray Istanbul kann wahrlich keine Rede sein. Angesichts der prekären Lage gerät die Champions League zur Nebensache. Stattdessen genießt die Bundesliga von nun an absolute Priorität. Aus Sorge um den BVB hofft Verteidiger Neven Subotic, dass sich die Türken als Aufbaugegner erweisen: "Wir können Selbstvertrauen tanken für das Heimspiel am Sonntag gegen Gladbach."

Die Chancen auf eine Mut machende Therapie stehen gut. Anders als auf nationaler Bühne lief für den BVB in Europa bisher alles nach Plan. Nach drei Siegen über den FC Arsenal (2:0), den RSC Anderlecht (3:0) und über Galatasaray (4:0) führt der Bundesliga-Vorletzte die Tabelle der Gruppe D mit makelloser Bilanz an. Mit einem weiteren Erfolg über den türkischen Meister wäre der Achtelfinal-Einzug bereits nach vier Vorrundenspielen perfekt - so früh wie nie zuvor. Doch damit allein will sich Sportdirektor Michael Zorc nicht begnügen: "Wir wollen den Gruppensieg." Schließlich würde der erste Platz die Chance auf einen leichteren Gegner in der ersten K.o.-Runde erhöhen.

BVB will ruhig und besonnen handeln

Die Zeit internationaler Festtage dürfte schon bald vorerst vorbei sein. Spätestens nach dem 1:2 am Samstag beim FC Bayern erscheint es bei einem Abstand von bereits zehn Punkten auf den Tabellenvierten Hoffenheim illusorisch, weiter an einen erneuten Einzug in die europäische Königsklasse zu glauben. Zum Leidwesen von Vereinschef Watzke wird der BVB mittlerweile sogar als Abstiegskandidat gehandelt. "Das ist auch für mich ein Alptraum", gestand der Vereinschef in einem ARD-Interview.

Von in solchen Krisensituationen üblichen Mechanismen hält Watzke jedoch wenig. Zum wiederholten Mal stärkte er Trainer Jürgen Klopp demonstrativ den Rücken: "Er hat keinen einzigen Fehler gemacht." Hektische Maßnahmen wären nach Einschätzung des Geschäftsführers ohnehin kontraproduktiv: "Es hilft, dass der Verein in dieser Situation ruhig und besonnen ist - nicht gelassen."

Bezeichnenderweise reden derzeit alle Beteiligten mehr über die anstehende Aufgabe gegen Mönchengladbach als über das Duell mit Galatasaray. So wird darüber spekuliert, welche Profis gegen Istanbul fehlen und für das wichtigere Spiel gegen den in dieser Saison seit 17 Pflichtspielen unbesiegten Bundesliga-3. geschont werden. Eine radikale Rotation ist jedoch nicht zu erwarten. "Solange wir rechnerisch noch nicht durch sind, sollten wir uns vor allem damit befassen, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen", sagte Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang dem "Kicker".

Auch Galatasaray fehlt das Selbstvertrauen

In jedem Fall muss Klopp auf Mats Hummels verzichten. Der Weltmeister wird seiner Mannschaft wegen einer Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk drei Wochen fehlen. Als möglicher Ersatz gilt Subotic, obwohl der in München nach der Pause eingewechselte serbische Nationalspieler an beiden Gegentoren beteiligt war.

Anders als Dortmund feierte Istanbul am Wochenende eine gelungene Generalprobe. Dennoch blieben beim 2:1 im Derby gegen Kasimpasa erneut viele Wünsche offen. Nach Rückstand zur Pause drehten Burak Yilmaz (53.) und Umut Bulut (90.) das Spiel. "Uns fehlt Selbstvertrauen. Wir sind nicht in der Lage, 100 Prozent unserer Fähigkeiten abzurufen", klagte der ehemalige Bundesliga-Spieler Hamit Altintop in der türkischen Zeitung "Hürriyet".

Kaum noch Chancen auf erneute Qualifikation?

Glaubt man der Statistik, könnten es für den BVB die letzten Champions-League-Auftritte für längere Zeit werden. Von den 45 Teams, die am 10. Spieltag der Bu8ndesliga mindestens sieben Niederlagen aufwiesen, hat es bisher kein Team noch in die europäische Königsklasse geschafft, schreibt der "Kicker". Die besten Platzierungen nach einem solchen Fehlstart gelangen Hannover 96 (1970/71) und Hansa Rostock (2003/04) - jeweils auf Rang 9.

Hans-Joachim Watzke schätzt die Lage ohnehin realistisch ein: "Wir sollten uns von dem Thema lösen. Es sieht im Moment einfach nicht so aus, dass wir in der nächsten Saison in der Champions League spielen. Das müssen wir nicht kleinreden", sagte der BVB-Geschäftsführer der ARD. Eine Möglichkeit besteht aber für die Borussia: Als Sieger des laufenden Wettbewerbs mit dem Finale in Berlin am 6. Juni wäre der Startplatz 2015/16 garantiert.

dpa