05.11.2014 12:26 Uhr

Kirschblütenzeit im Championship

Im League-Cup haben Eunan O' Kane und Co. West Bromwich gepflückt
Im League-Cup haben Eunan O' Kane und Co. West Bromwich gepflückt

Noch nie in seiner 124-jährigen Geschichte hat AFC Bournemouth in der höchsten englischen Liga gekickt. Seit Dienstag sind die Cherries (Kirschen) Tabellenführer im Championship. Manager Eddie Howe (36) gilt als Vater des Erfolgs. "Trainer wie er treiben das Spiel in diesem Land voran", sagt Liverpool-Manager Brendan Rodgers.

"Bournemouth ist definitiv der Platz, an dem man derzeit sein muss", weiß Mittelfeldspieler Ryan Fraser zu berichten, "hier geht jeder jeden Tag mit einem Lächeln zum Training und auch abseits des Rasen haben wir den ganzen Tag Spaß."

Die Cherries können leicht lachen. Von ihren letzten zehn Pflichtspielen haben sie nur eines verloren. Ende Oktober warfen sie den Premier-League-Klub West Brom aus dem League-Cup (2:1) drei Tage nachdem sie im Championship Birmingham City auswärts 8:0 filetiert hatten.

In ihrer 124-jährigen Klubgeschichte hatten sie zuvor noch nie das Viertelfinale des League-Cups erreicht gehabt und auch noch nie in irgendeinem Meisterschaftsspiel acht oder mehr Treffer geschossen. (Mit Ausnahme eines nachträglich eliminierten 10:0-Siegs gegen Northampton Town am Tag vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs).

Bei den Cherries darf jeder mal

Am Dienstag haben die Cherries dann auch noch die Tabellenführung mit einem 2:0-Sieg in Hillsborough bei Sheffield Wednesday (Ex-Rapidler Atdhe Nuhiu spielte bei den Owls durch) erobert - Birmingham City hat nämlich mit seinem neuem Manager Gary Rowett den bisherigen Leader Watford FC (2:1) bezwungen.

Fraser geht es nach dem Sieg gegen Sheffield erst recht gut. "Ich habe schon geglaubt, ich bin hier der einzige, der nichts trifft", sagte er nach seinem Premierentor. Er ist der zwölfte Torschütze von Bournemouth, das mit 33 Treffern die Torfabrik der Liga ist.

Neun Treffer gehen allein auf das Konto von Stürmer Callum Wilson (22), der um 3,7 Millionen Euro von Coventry City losgeeist wurde, für das er in der League One 21 Mal gescort hatte. Er ist der einzige Spieler, für den Bournemouth im Sommer richtig Geld ausgegeben hat, und das auch nur, weil Mittelstürmer Lewis Grabban um die exakt gleiche Summe zu Norwich City gewechselt war.

Howe forciert auch vermeintlich gescheiterte Junge

Als Vater des Erfolgs gilt Manager Eddie Howe, der seine Spielerkarriere bei den Cherries mit 29 Jahren verletzungsbedingt beenden hatte müssen und dort seit Oktober 2012 (das zweite Mal) im Traineramt ist. "Es sind Trainer wie er, die in diesem Land das Spiel vorantreiben", sagt sogar Liverpool-Manager Brendan Rodgers, "weil Leute wie Eddie Howe eine Philosophie haben, an die sie glauben."

Howe nimmt nur junge, schnelle Spieler mit Entwicklungspotenzial, teilweise auch solche, die es bei größeren Klubs nicht geschafft haben, wie Dan Gosling (Newcastle, Everton), Adam Smith (Tottenham) oder Junior Stanislas (West Ham). Im Kader stehen fast nur Briten. Der einzig prominente Legionär ist der polnische Keeper Artur Boruc, der von Southampton bis Jänner ausgeliehen ist.

"Nun sind wir der Skalp, den jeder haben will"

Die Tabellenführung bezeichnet Howe als "Momentaufnahme". Sie fühle sich nun aber anders an, als nach dem zweiten Spieltag, als Bournemouth im Championship ebenfalls top war. "Jetzt sind wir nämlich der Skalp, den jeder haben will", weiß Howe. Als nächstes der zweitplatzierte Middlesbrough FC, der die Cherries Samstag im Riverside pflücken will.

"Wie ich unseren Trainer kenne, werden wir dort nicht auf Unentschieden sondern auf Sieg spielen", verrät Fraser, "wenn wir verlieren, stehen wir immer noch gut da, aber wenn wir gewinnen, sind wir die gesamte internationale Pause Tabellenführer. Was wäre das erst für ein Gefühl?!" Dann würde die Kirschblütenzeit zumindest bis 22. November verlängert werden.

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ts