13.11.2014 12:13 Uhr

Ligen-Check: Mission Impossible? Nein Danke!

Ladehemmungen bei den Aspiranten auf das internationale Geschäft, die nächste Lobeshymne auf ein tapferes Dörfchen und ein Youngster, der in die Fußstapfen eines Neu-Bayern tritt: In der Länderspielpause geht weltfussball auf einen Streifzug durch Europas Topligen und wirft einen Blick auf die größten Überraschungen und herbsten Enttäuschungen. Heute an der Reihe: die spanische Primera División.

Das Überraschungsteam der Saison: SD Eibar

Klar, der sensationelle Widerstand des tapferen Dörfchens wurde in den letzten Wochen bereits ausreichend besungen, an dieser Stelle bleibt jedoch nichts, als das gleiche Horn noch einmal zu blasen. Knapp 27.000 Einwohner, ein Stadion, das lediglich 5.250 Pilgern Platz bietet und das völlige Fehlen von Topstars – allesamt Fakten, die die überraschende Erstligapremiere der SD Eibar von vornherein zur Mission Impossible machten.

Allen Erwartungen zum Trotz, startete der haushohe Außenseiter aus dem Baskenland jedoch kurzerhand mit einem Sieg, musste sich beim amtierenden Meister aus Madrid nur hauchdünn geschlagen geben, wahrte gegen das Starensemble des FC Barcelona zumindest das Gesicht und fuhr ganz nebenher satte 13 Punkte ein. Zum Lohn thronen die Armeros aktuell auf Rang zehn - übrigens schuldenfrei und einen Platz vor dem nächsten Team unserer Zwischenbilanz.

Die Enttäuschung der Saison: Athletic Bilbao

Die gute Nachricht: Athletic hat endlich einmal wieder die Nase vorn, die schlechte: Der achtmalige spanische Meister aus Bilbao siegt lediglich in unserer Zwischenbilanz und zwar hauchdünn im Kopf-an-Kopf-Rennen mit Real Sociedad um den Titel "bisherige Negativ-Überraschung der Primera División".

Katapultierte eine ausgeglichene Offensivleistung die Basken im letzten Jahr noch auf Rang vier, haben die Angriffsbemühungen des Vierten der ewigen Tabelle des spanischen Oberhauses aktuell mächtig Sand im Getriebe. Toptorjäger Aduriz lässt sich zwar in guter alter Fips-Asmussen-Manier von mangelndem Applaus und trauriger Stimmung nicht aufhalten und sorgt wenigstens dafür, dass die Krise sich nicht in voller Härte im aktuellen Tabellenplatz widerspiegelt, seine Mitspieler mimen jedoch lieber das beschämt wegschauende Publikum, anstatt selbst mit Geistesblitzen zu glänzen.

Sieben Ligatore nach elf Spieltagen sind allerdings nur der Gipfel des viel zitierten Eisberges. Durfte man nach vermeintlichem Losglück in der Königsklasse wenigstens mit dem Achtelfinale planen, dümpelt Athletic dort momentan nach drei Niederlagen und einem Remis auf dem letzten Rang. Höhepunkt der miserablen Zwischenbilanz: Eine 1:2-Niederlage gegen den weißrussischen Vertreter BATE Borisov, ein Team, das von den Gruppengegnern Porto (6:0) und Donetsk (7:0 und 5:0) übrigens mit 18:0 vom Rasen gefegt wurde

Der Aufsteiger der Saison: José Gayà

Blitzschnell, brillante Flanken, eine bärenstarke Spielübersicht und bereits in jungen Jahren auf dem Platz abgebrühter als Pablo Picasso beim Sparkassen-Malwettbewerb – die Rede ist vom Neu-Bayern Juan Bernat, der Valencia im Sommer verließ und seitdem in der Bundesliga die Stiefel schnürt. Die Lücke, die der spanische Nationalspieler bei seinem Ex-Klub hinterließ, war ebenso so groß wie die Überraschung, als man im Mestella bemerkte, dass sie eigentlich gar nicht existiert.

Mit dem 19-jährigen Flügelflitzer José Luis Gayá zauberte Valencia kurzerhand ein Eigengewächs aus dem Hut, das unerschrocken ins kalte Wasser sprang. Der Linksfuß stand bislang 955 von 990 möglichen Minuten auf dem Feld, sammelte dabei zwei Scorerpunkte und brachte die gegnerische Offensive regelmäßig an den Rande der Verzweiflung. Geht die Entwicklung des U21-Nationalspielers so rasant weiter, dürften die Granden der Branche bald Schlange stehen.

Der Absteiger der Saison: Alfreð Finnbogason

Nachdem es Sociedads Topstürmer Antoine Griezmann im Sommer für etwa 30 Millionen nach Madrid zog und der Schweizer Haris Seferović bei der Frankfurter Eintracht eine neue Heimat fand, stand fest: In San Sebastián braucht man frisches Blut für die Abteilung Attacke. Mit den Millionen in der Hinterhand wurde letztendlich der vielumworbene Island-Bomber Alfreð Finnbogason zum zweimaligen spanischen Titelträger gelotst. Kein Wunder, knipste sich der 25-Jährige zuletzt nach Belieben durch die niederländische Eredivisie, ergatterte dort unlängst die Torjägerkanone und eiferte damit immerhin Luis Suárez, Klaas Jan Huntelaar oder Dirk Kuyt nach.

Dass der Sprung vom beschaulichen Heerenveen ins spanische Fußballgetümmel allerdings nicht ganz so einfach ist, zeigt jedoch die bisherige Leistung des Nationalspielers: Aktuell stehen fünf Kurzeinsätze, ein enttäuschender Auftritt über die volle Distanz sowie null Torbeteiligungen auf dem Konto des Mannes aus Reyklavík. In San Sebastián dürfte derweil die Erkenntnis reifen, dass ohne die nötige Durchschlagskraft vor dem gegnerischen Tor der angestrebte Champions-League-Platz wohl ein weit entfernter Traum bleibt.

Der weltfussball-Ligen-Check:
>> England -Premier League: Die graue Maus blüht auf
>> Italien - Serie A: Ewiges Talent? Furia Roja!
>> Frankreich - Ligue 1: Ein Riese mit alter Stärke
>> Portugal - Primeira Liga: Biber auf Europakurs
>> Türkei - SüperLig: Angriff auf das Establishment
>> Niederlande - Eredivisie: Zwolle auf dem Vormarsch
>> Dänemark - Superliga: København? Aalborg? Nichts da!

Marc Affeldt