19.11.2014 14:22 Uhr

Koller kann zufrieden durchschnaufen

Ein Schluckerl kann nicht schaden. Solang es nur Wasser ist.
Ein Schluckerl kann nicht schaden. Solang es nur Wasser ist.

Erledigt, aber doch irgendwie gelöst wirkte Marcel Koller einen Tag nach der 1:2-Niederlage gegen Brasilien. "Auf der einen Seite verliere ich extrem ungern. Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt. Aber auf der anderen Seite freue ich mich über das ganze Jahr", meinte der ÖFB-Teamchef nach der letzten Begegnung 2014 auf seiner Abschluss-Pressekonferenz im Ernst Happel-Stadion.

Es sollte sein erfolgreichstes Jahr werden. Um ein Haar wäre Österreich auch ungeschlagen geblieben. "Die Statistik macht Mut", wusste der Schweizer im Bezug auf die kommenden Aufgaben. "Zu unserer spielerischen Qualität ist nun auch das Selbstvertrauen hinzu gekommen. Das habe ich versucht, der Mannschaft einzuflößen. Sie müssen provozieren und ihre Qualitäten auf den Platz bringen. Das hat man gesehen, das macht mich stolz."

Tatsächlich war das Nationalteam kaum wiederzuerkennen. Mit breiter Brust wurden sowohl Arbeits-, als auch Kampfsiege eingefahren. Richtig glanzvolle Erfolge hätte es auch geben können, nur fehlten dazu die Schützenfeste. Maximal zwei Treffer wurden in einem Spiel erzielt. Chancen für etliche Tore mehr waren vorhanden.

"In den einen oder anderen Situationen müssen wir noch ruhiger werden. Wenn wir aber immer ein Tor mehr erzielen als der Gegner, bin ich beruhigt", meinte Koller. Wichtiger ist dem Schweizer aber ohnehin das Abwehrverhalten. "Diese Scheißwege in der Defensive muss man den Spielern in den Kopf hämmern. Normalerweise ist es so, dass die Verteidiger sie kennen, die Mittelfeldspieler manchmal und die Stürmer laufen eher nur mit dem Ball nach vorne. Ich wäre froh, wenn ich an der Linie sitzen kann und nicht so viel reinschreien müsste."

Gebetsmühlenartig trichterte er seiner Mannschaft immer wieder die Vorgaben ein. Mit Erfolg. "Meine Spieler sind flexibler geworden", meinte Koller. "Wenn man die Theorie kennt, kann man sie auch in der Praxis umsetzen. Wir hatten vor Brasilien nur eine wirkliche Trainingseinheit. Da habe ich versucht der Mannschaft etwas Neues zu vermitteln und sie haben es 1:1 umgesetzt."

Keine großen Revolutionen

Natürlich kommt zu der kollektiven Stärke auch die höhere individuelle Klasse hinzu. Die Kicker haben sich schlicht und einfach weiterentwickelt. Allen voran Aleksandar Dragović, der sich zum unbestrittenen Abwehrchef entwickeln konnte und in den letzten beiden Spielen jeweils zu den Besten zählte. "Er ist noch jung, aber von Anfang an dabei. Zu seiner körperlichen Präsenz und Aggressivität hat er nun die Ruhe dazu bekommen. Er ist auf dem Boden geblieben und hat sich von seiner Persönlichkeit her extrem weiter entwickelt", so Koller.

Aber nicht nur Dragović machte einen Schritt nach vorne. Als die Hiobsbotschaft vom Ausfall von David Alaba die Runde machte, sahen viele schon schwarz. "Wir können mit unserem Kader jetzt eben Verletzungen ausgleichen und auffangen", stellte der Teamchef fest.

Jetzt kann Koller einmal durchschnaufen. Große Revolutionen plant er nicht in der Winterpause: "Es gibt keinen Grund etwas zu ändern. Die nächsten Tage werde ich ein bisschen entspannen. Dann geht es weiter mit der Vorbereitung auf die März-Länderspiele gegen Liechtenstein und Bosnien-Herzegowina. Ich werde auch weiterhin bei den Klubs vor Ort sein und auch mit den Trainern sprechen."

Langweilig wird ihm also nicht. Die Entwicklung des Nationalteams ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. "Ich habe viele Weihnachtswünsche. Es gibt jede Menge Ansätze, bei dem sich jeder individuell verbessern kann." Ein weiterer Wunsch ist auch sicherlich, dass sein Team den Biss nicht verliert - denn noch hat seine Elf nichts erreicht. Noch.

Mehr dazu:
>> ÖFB-Teamchef Koller: "Bin richtig stolz."
>> Positive ÖFB-Länderspielbilanz 2014

Johannes Sturm