23.11.2014 10:00 Uhr

MLS-Playoffs: Wer ist "Captain America?"

In der MLS stehen am Sonntag die Halbfinal-Hinspiele der Playoffs an. Beim Duell Los Angeles Galaxy gegen den Seattle Sounders FC treffen mit Landon Donovan und Clint Dempsey zwei ganz Große des US-Fußballs aufeinander.

Er rennt jubelnd zur Eckfahne, brüllt seine ganze Freude den Fans entgegen und hämmert sich mit der Faust auf die Brust. Landon Donovan hat soeben das wichtige 3:0 für Los Angeles gegen Real Salt Lake im Viertelfinale der Playoffs erzielt. An diesem magischen Abend erzielt er drei Tore und gibt einen Assist – am Ende heißt es 5:0 und Los Angeles zieht ins Halbfinale ein.

Es ist ein großartiges Spiel des US-Amerikaners – und wird eines seiner letzten sein. Denn im August verkündete er "nach sorgfältiger Überlegung und vielen Gesprächen", dass er seine Karriere nach der Saison beenden wird. Der Rekordmann hängt seine Schuhe also an den Nagel, nach einer Karriere, die nicht immer nur Höhepunkte zu bieten hatte.

Die Karriere

Als vielversprechendes Talent kam Donovan zur Jahrtausendwende nach Leverkusen, doch konnte in der Bundesliga nie Fuß fassen. Er ging zurück in die USA. 2009 dann der nächste Versuch, es in Europa zu packen. Der FC Bayern rief und Donovan folgte. Aber auch dort fand "Landycakes" sein Glück nicht. "Die Sache, auf die ich sehr stolz bin, ist, dass ich überall gewonnen habe, wo ich war. Und das bedeutet nicht, dass ich immer am besten gespielt, immer Tore geschossen oder Assists gegeben habe. Sondern ich habe immer versucht, Dinge zu tun, die dem Team helfen", resümierte der gebürtige Kalifornier jedoch.

Eine Einstellung die Jürgen Klinsmann nicht genügte. Er lud den Kapitän des US-Teams nicht zur WM ein – ein Stich ins Herz für Donovan, der doch immer das Gesicht des amerikanischen Fußballs gewesen war. Nach 57 Toren und 58 Vorlagen, beides Rekorde, im Trikot der US-Boys trat er schließlich zurück. Doch der Mittelfeldspieler scheint den Schock gut verarbeitet zu haben und will nun seinen sechsten Titel in der MLS feiern, auch das wäre eine Bestmarke. Kollege Jozy Altidore brachte es auf den Punkt: "Einen wie Landon Donovan wird es nie wieder geben".

Oder vielleicht doch? Schließlich ist der neue "Captain America" kein geringerer als Clint Dempsey, dreimaliger Fußballer des Jahres in den Vereinigten Staaten. Er übernahm die Binde von Donovan und führte die USA bei der WM in Brasilien bis ins Achtelfinale. "Kapitän deines Landes zu sein, ist immer ein Privileg und eine Ehre", zeigte sich der Spieler von Seattle stolz auf sein Amt. Auch im Verein läuft es für ihn rund, 15 Treffer erzielte er in der Saison. Auch er will sich den Titel in dieser Spielzeit unbedingt sichern: "Es ist eine Chance, ins Finale einzuziehen. Das ist etwas, was dem Verein in der MLS noch nie gelungen ist, deswegen will ich den Titel gewinnen."

Dempsey – der bessere Donovan?

Auf einer anderen Ebene hat der in Texas geborene Clinton Drew Dempsey seinem Vorgänger als US-Kapitän allerdings etwas voraus. Im Gegensatz zu Donovan setzte er sich in einer der besten Ligen Europas durch. Nach seinem Wechsel aus der MLS lief er von 2007 bis 2012 für Fulham in der Premier League auf, bevor es für ein Jahr zu den Tottenham Hotspur ging. Nach sechs Jahren in Europa verabschiedete sich der Texaner mit 57 Treffern in 218 Partien von der Insel und ging nach Seattle. Er war der erste Spieler aus den Vereinigten Staaten, der im Finale eines europäischen Wettbewerbs, nämlich dem Europa-League-Finale 2010, stand. Eine Leistung, an die Landon Donovan nicht herankommt.

Doch heute zählt die Vergangenheit nicht mehr. Am Sonntag trifft Los Angeles auf Seattle. Donovan auf Dempsey. Der alte auf den neuen "Captain America". Es könnte die endgültige Wachablösung sein, wenn Dempsey gegen Donovan triumphiert. Andernfalls aber würde Landon Donovan seine große Leistung für den Fußball in den USA abermals untermauern. Auch ohne die große Karriere in Europa.

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Florian Pütz