23.11.2014 11:39 Uhr

Schalke stoppt Wolfsburg mit neuer Taktik

Die Schalker Spieler feiern den Sieg gegen den VfL Wolfsburg. Foto: Roland Weihrauch
Die Schalker Spieler feiern den Sieg gegen den VfL Wolfsburg. Foto: Roland Weihrauch

Mit einer neuen Taktik sorgte Schalkes Trainer Roberto Di Matteo für Verwirrung beim VfL Wolfsburg. Die überraschende Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette, die in der Defensive zum Fünfer-Riegel wurde, machte dem Tabellen-Zweiten aus Niedersachsen lange zu schaffen und war für den Revierclub der Schlüssel zum 3:2 (3:1)-Erfolg.

"Ich kannte das System ja schon aus der Nationalmannschaft. Für mich war es deshalb keine so große Umstellung. Und wir haben es am Donnerstag und Freitag ein bisschen trainiert", verriet Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes, der gegen Wolfsburg auf der Position als Linksverteidiger spielte.

"Wolfsburg ist mit der taktischen Umstellung nicht so gut zurechtgekommen. Wir hatten bei Ballbesitz immer einen Mann mehr im Mittelfeld, haben schnell umgeschaltet und schöne Tore geschossen", erläuterte Höwedes nach dem vierten Heimsieg unter Di Matteo. Man sei "nicht überrascht" von der Schalker Neuausrichtung gewesen, weil man "gewisse Informationen" gehabt hätte, meinte dagegen VfL-Trainer Dieter Hecking etwas geheimnisvoll. Gleichwohl habe sein Team zu lange gebraucht, sich darauf einzustellen. "Wenn man die ersten 25 Minuten betrachtet, erkennt man schnell die Fehler. Wir haben keinen richtigen Zugriff bekommen und Schalke hat das ausgenutzt. Es darf aber nicht nach einer halben Stunde 0:3 stehen", kritisierte Hecking.

Stand es aber. Und die zuletzt nicht mit kreativem Offensiv-Fußball verwöhnten Schalke-Fans rieben sich verwundert die Augen. Zweimal Eric Maxim Choupo-Moting (10. Minute/22.) und Christian Fuchs (25.) per Freistoß unter Mithilfe von VfL-Keeper Diego Benaglio ("Das Tor geht auf meine Kappe") stellten die Weichen früh auf Sieg gegen den Tabellen-Zweiten. Mit großer Moral bissen sich die Wölfe zurück ins Spiel und bereiteten dem Revierclub nach den Treffern von Ivica Olic (37.) und dem eingewechselten Nicklas Bendtner (74.) noch große Probleme in der spannenden Schlussphase. Gleichwohl ging die beeindruckende VfL-Serie von zuletzt sechs Bundesligasiegen zu Ende.

"Es geht weniger um die Serie", sagte Klaus Allofs. "So wie wir uns heute verhalten haben, haben wir nicht alles gut gelöst. Wir müssen die Sinne schärfen. Aber wenn wir daraus lernen, können wir mit dieser Niederlage leben", meinte der VfL-Sportdirektor auch mit Blick auf das Europa-League-Duell mit dem FC Everton am Donnerstag.

Länderspielpause hat sich bezahlt gemacht

Für die in dieser Saison daheim ungeschlagenen Schalker war der Erfolg enorm wichtig. Tabellarisch fanden sie Anschluss ans obere Liga-Drittel, und für das Selbstvertrauen war der Sieg vor dem schweren Champions-League-Spiel gegen Di Matteos Ex-Club FC Chelsea ebenfalls Gold wert. "Ich glaube, dass wir in der Länderspielpause einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben. Wir waren kompakter, besser organisiert. Das System des Trainers greift immer besser", versicherte Jan Kirchhoff.

Di Matteo räumte aber ein, dass die taktische Umstellung auf eine Dreierkette mit den beiden hochstehenden Außen Atsuto Uchida und Christian Fuchs, die sich bei gegnerischem Ballbesitz zurückfallen ließen, der Personalnot geschuldet war. So standen neben Linksverteidiger Dennis Aogo (Gelbsperre) sieben verletzte Spieler nicht zur Verfügung. "Ich hatte ja limitierte Optionen. Und es ist wichtig, dass man mit den Spielern, die vorhanden sind, das Beste herausholt", sagte Di Matteo. Einen Automatismus für die kommenden Partien wollte der gewiefte Italiener daraus jedoch nicht ableiten: "Heute ist es gut gelaufen. Aber ich weiß noch nicht, ob wir weiter mit diesem System spielen werden."

dpa