29.11.2014 13:03 Uhr

FC Málaga: Ohne Moos viel los

Gemeinsam sind sie stark: Málagas Spieler verteidigen gegen Barcelona
Gemeinsam sind sie stark: Málagas Spieler verteidigen gegen Barcelona

Durch den Wegfall der Scheich-Millionen versank Málaga in den letzten Jahren in Chaos und sportlichem Mittelmaß. Plötzlich belegt der andalusische Klub jedoch wieder einen Europapokalplatz. Ein neuer Trainer, eine veränderte Spielphilosophie und die Integration vielversprechender Talente sind Gründe für das unerwartete Comeback.

Das Lob klang nach einem Ritterschlag. "Die Tatsache, dass Messi nicht wirklich am Spiel teilnahm ist eine Auszeichnung für Málaga", sagte Luis Enrique nach dem torlosen Remis gegen die Andalusier Ende September. "Für uns ist der Schlüssel zum Spiel, Messi zu finden - wenn wir ihn finden, sind wir deutlich gefährlicher."

Der Trainer des FC Barcelona unterschlug jedoch, dass die "Boquerones" nicht nur den vierfachen Weltfußballer abgemeldet, sondern im heimischen Stadion La Rosaleda sogar die besseren Torchancen gehabt hatten. Der Außenseiter war dem Sieg näher gewesen als das katalanische Starensemble.

Es war das erste dicke Ausrufezeichen Málagas in dieser Saison, blieb aber nicht das einzige. Zwischenzeitlich gewann man fünf Spiele in Folge. Die beeindruckende Serie endete erst mit der 1:3-Niederlage bei Meister Atlético Madrid am vergangenen Wochenende, spülte den Tabellenelften der Vorsaison aber bis auf Platz sechs.

Chaos an allen Fronten

Die Renaissance des vormaligen Chaos-Klubs kommt überraschend. Nachdem der Eigentümer Scheich Abdulla Al Thani vor zwei Jahren den Geldhahn zudrehte, geriet Málaga in arge Finanznöte. Der Etat sank dramatisch, Gehaltszahlungen blieben aus. Stars wie Santi Cazorla, Martin Demichelis, Isco und Jérémy Toulalan flüchteten. Die UEFA schloss den Champions-League-Viertelfinalisten von 2012/2013 sogar für eine Saison vom europäischen Wettbewerb aus.

Erfolgscoach Manuel Pellegrini verabschiedete sich vor der vergangenen Saison zu Manchester City. Bernd Schuster trat seine Nachfolge an. Der frühere Meistertrainer von Real Madrid sollte dem Klub zu altem Glanz verhelfen, doch spielte mit seiner Mannschaft zwischenzeitlich sogar gegen den Abstieg. Nach nur 12 Monaten endete im Sommer die kurze Ära Schuster. Javi Gracia übernahm das Traineramt. Für Jubelstürme im Umfeld sorgte die Verpflichtung des 44-jährigen Spaniers nicht, hatte er doch soeben mit dem CA Osasuna den Klassenerhalt verpasst.

Fußballerische Grundtugenden als Erfolgsgaranten

Aber Gracia machte von Beginn an vieles richtig. Trotz einer holprigen Vorbereitungsphase fand sich in den ersten Pflichtspielen unter seiner Regie schnell ein verschworenes Team, das vor allem fußballerische Grundtugenden auf den Platz bringt. "Wir stehen nicht umsonst dort oben," erklärt der argentinische Verteidiger Marcos Angeleri. "Das ist ein Resultat unserer harten Arbeit, unserer Opferbereitschaft und unseres Engagements."

Seriosität, Kampf und Leidenschaft sind beim neuen Málaga Trumpf. Für Offensivspektakel bleibt wenig Platz. Erst 15 Mal trafen die Andalusier in zwölf Spielen. Doch die Ergebnisse stimmen und die defensive Stabilität der Mannschaft beeindruckt. Nach Barcelona, Sevilla und Atlético lässt Málaga in der Primera División die wenigsten Torschüsse zu. Zwölf Gegentreffer sind ebenfalls eine sehr ordentliche Quote.

Zentrale Figur ist ein Neu-Nationalspieler

Sinnbild für die Weiterentwicklung des Teams sowie gleichzeitig dessen zentrale Figur ist Camacho. Der 24-jährige defensive Mittelfeldspieler – 2011 von Atlético Madrid verpflichtet und dann behutsam an den Profikader herangeführt - ist kein Künstler. Er bringt stattdessen eine ausgeprägte Arbeitermentalität mit und gehört zu den zweikampfstärksten Akteuren überhaupt in "La Liga".

Inzwischen debütierte Camacho sogar für die spanische Nationalmannschaft - als Einwechselspieler im Freundschaftsspiel gegen Weltmeister Deutschland. Danach wusste er genau, wo er sich zu bedanken hatte. „Das ist nicht nur eine Anerkennung meiner Arbeit, sondern auch eine Auszeichnung für den FC Málaga“, sagte er der regionalen Tageszeitung "La Opinión de Málaga".

Auf dem Weg zum Ausbildungsverein

Der Werdegang des Newcomers zeigt auf, wohin der Weg seines Klubs führen muss. Weiterhin herrscht Ebbe in der Kasse, an die Verpflichtung fertiger Stars wird in den kommenden Jahren nicht zu denken sein. Doch in Málaga besinnt man sich darauf, aus der Not eine Tugend zu machen: Hochtalentierte Youngster wie Samu Castillejo (19 Jahre alt), Sergi Darder (20) und Juanmi (21) sind längst Leistungsträger oder kommen zumindest regelmäßig bei den Profis zum Einsatz.

Die Basis für die Zukunft ist zwar gelegt. Ewig wird man Camacho und die anderen Kronjuwelen allerdings nicht in Andalusien halten können. Wenn die zahlungskräftige Konkurrenz aus In- und Ausland anklopft, wird der ein oder andere den Klub für eine stattliche Ablösesumme verlassen. Bis dahin könnte Málaga noch einige gegnerische Trainer beeindrucken.

Tipp: weltfussball berichtet am Samstag ab 20:00 Uhr im Liveticker vom Auftritt des FC Málaga gegen Real Madrid.

Tobias Knoop