07.12.2014 13:12 Uhr

Alan: Ein Mann vieler Tore, nicht Worte

Den Matchball nahm er als Andenken mit
Den Matchball nahm er als Andenken mit

Das Weihnachtsgeschenk war nach Schlusspfiff schnell gesichert. "Den bekommt mein Papa. Er sammelt alle meine Pokale und Bälle", meinte Salzburgs Matchwinner Alan. Der Brasilianer hatte dem Meister davor praktisch im Alleingang den 4:2-Auswärtserfolg bei der Austria gesichert. Drei Treffer verbuchte Alan gegen die Wiener, in neun Minuten gelang ihm ein lupenreiner Hattrick.

Bei den Wienern herrschte hingegen Frust pur. Nach der bisher besten Saisonleistung lag die Austria zur Pause verdientermaßen 2:0 voran, brachte sich nach einem "Blackout" aber um ein Erfolgserlebnis. Eine Partie, die bezeichnend war für die Leistungen der Violetten in der Herbstsaison. Platz sieben zur Saisonhalbzeit entspricht jedenfalls nicht den Vorstellungen der Verantwortlichen.

Alan blieb auch nach getaner Arbeit seinem Naturell treu. Mann großer Worte ist der 25-Jährige keiner. "Ich freue mich über Tore, egal gegen wen", meinte der stets leise sprechende Angreifer auf seine Bilanz gegen die Austria angesprochen. Elf Tore in zehn Partien gegen die Favoritner stehen zu Buche. Das Fehlen des erkrankten Jonatan Soriano machte sich am Samstag nicht bemerkbar.

"Unterirdische erste Halbzeit"

Dabei war Alan in der ersten Spielhälfte wie seine Teamkollegen noch völlig abgemeldet. Außenverteidiger Christian Schwegler sprach von einer "unterirdischen ersten Halbzeit. Darauf mussten wir eine Reaktion zeigen." Die Kabinenpredigt von Trainer Adi Hütter sei deshalb schnell angekommen. "Ich denke, keiner war zufrieden. Wir haben nicht gut gespielt, das waren nicht wir", meinte Alan.

Die erste Möglichkeit nach Seitenwechsel fand noch die Austria vor, dann ging es aber Schlag auf Schlag. Alan traf nach Ulmer-Hereingabe (52.), via Innenstange zum Ausgleich (58.) und nach Bruno-Querpass schließlich zur Führung (60.). Die Austria agierte in dieser Phase völlig perplex. Soriano-Ersatz Marcel Sabitzer (68.) legte nach einem weiteren Schnitzer der Wiener Defensive noch entscheidend nach.

Aus den ersten vier Schüssen aufs Gehäuse von Austria-Schlussmann Heinz Lindner holte Salzburg damit die maximale Ausbeute. "Wir haben dann einen Zahn zugelegt. Das hat mir schon gefallen", betonte Hütter. Der in eiskalter Manier agierende Alan blieb pragmatisch: "Wir haben gezeigt, warum wir Erster sind."

Er dürfte mit seiner Vorstellung auch den in der Generali Arena sitzenden ÖFB-Teamchef Marcel Koller beeindruckt haben. Die mögliche Einbürgerung des Brasilianers steht bekanntlich seit Monaten im Raum.

Als Mehrfach-Torschütze glänzte Alan nicht zum ersten Mal. In der Liga gelangen ihm nun zum siebenten Mal drei oder mehr Tore in einem Spiel. In dieser Saison kassierte der Stürmer dafür zum bereits vierten Mal den Matchball ein. Im ÖFB-Cup gelangen ihm Triplepacks gegen Sollenau und den Wiener Sportklub, in der Europa League schlug Alan gegen Dinamo Zagreb dreimal zu. Die Trophäensammlung seines Vaters wächst kontinuierlich.

Dünnes violettes Nervenkostüm

Die Austria kann von solchen Erfolgserlebnissen derzeit nur träumen. Dabei schien für den Meister von 2013 alles angerichtet. Alexander Gorgon (3.) und Alexander Grünwald (21.) legten schnell vor, die Chance auf das 3:0 ließ man dann leichtfertig liegen. "Irgendwie ist die Austria auch selbst schuld, dass sie den Sack nicht zugemacht hat", meinte Hütter, während sein Gegenüber Gerald Baumgartner um Worte rang.

Der Salzburger sah ein völliges "Blackout" nach dem 1:2. "Es ist unerklärlich, dass wir die acht, neun Minuten vom Kopf her nicht bereit waren", erklärte Baumgartner. Er haderte auch mit der Kaltschnäuzigkeit des Gegners. "Ich glaube nicht, dass dies immer so brutal bestraft wird. Alan ist ein besonderer Spieler in Österreich, das hat man gesehen."

War vor der Partie die Erkrankung von Torjäger Omer Damari großes Thema, offenbarte die Austria dank Aushilfsstürmer Gorgon weniger in der Offensive Handlungsbedarf. Fehler schlichen sich zum wiederholten Mal in der Defensive ein. Dass sich die Austria schwertut, einen Vorsprung zu verteidigen wurde in den vergangenen Runden mehrmals augenscheinlich.

Noch dazu scheint das Nervenkostüm dünn. Es reicht wenig, um die Austria aus dem Tritt zu bringen. "In gewissen Phasen spielen wir erfrischend Fußball, aber dann kommt mit einem Gegentor die Unsicherheit", meinte Torschütze Grünwald. Man müsse dennoch versuchen, das wenige Positive mitzunehmen. "Ich denke, dass wir richtig gut Fußball spielen können und die Leute das gesehen haben - aber natürlich waren wir nicht clever genug." Nächste Woche wartet mit Grödig ein weiterer unangenehmer Kontrahent.

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apa