08.12.2014 11:59 Uhr

Steaua darf nicht mehr Steaua heißen

Der Verein existiert in dieser Form nicht mehr
Der Verein existiert in dieser Form nicht mehr

Man muss sich das einmal vorstellen. Ein namhafter Fußballklub mit großer Vergangenheit darf plötzlich seinen Namen, sein Wappen und seine Farben nicht mehr verwenden und ihm wird der Bezug zur eigenen Vergangenheit verwehrt. Klingt nach Red Bull Salzburg? Nein, wir reden hier von Steaua Bucureşti (Bukarest). Durch ein Gerichtsurteil musste die Identität aufgegeben werden. Nun nennt man sich nun einfach "rumänischer Meister".

Das Knallen des Richterhammers besiegelte das (vorläufige) Ende einer Legende. Rumäniens oberste rechtliche Instanz, der Înalta Curte de Casaţie şi Justiţie, verkündete am vergangenen Mittwoch das Urteil: Steaua muss die Marke Steaua aufgeben.

Um den Grund dafür erklären zu können, muss man ein bisschen ausholen. Historisch gesehen ist Steaua der Armee-Klub. Nach der rumänischen Revolution hingegen ging der Verein in Privatbesitz über. Die Armee gestattete vorerst die Nutzung des glorreichen Namens, des Wappens und der Farben. Als der umstrittene nationalistische Politiker Gigi Becali 2003 jedoch die Macht im Verein übernahm, wollte das Militär Steaua die Erlaubnis für die Marke entziehen. Zahlreiche Prozesse folgten, elf Jahre später gab nun der oberste Gerichtshof das Copyright wieder dem Verteidigungsministerium.

Fans skandieren "Vorwärts Gastgeber"

Der Klub Steaua darf also nicht mehr Steaua heißen – aber die Mannschaft bleibt bestehen. Immerhin sind die Namenlosen rumänischer Tabellenführer und spielen auch in der Europa League um den Aufstieg mit. Am Wochenende bestritt man die erste Partie seit dem Identitätsverlust und holte einen 1:0-Heimerfolg über CSMS Iaşi.

"Leider wurde dieser Sieg durch eines der traurigsten Ereignisse in der Geschichte unseres Klubs überschattet", hieß es auf der Homepage. Statt im traditionellen rot-blauen Streifenkostüm spielte man in gelb, statt Steaua nannte man sich "rumänischer Meister". Auf der Anzeigetafel war statt dem Wappen nur ein leeres Feld unter dem simpel "Gastgeber" stand. Sogar auf den Jacken des Stadionpersonals wurde das Wort Steaua überklebt.

Wie es weiter geht, ist noch offen. Gigi Becali müsste sich mit der Armeeführung irgendwie einig werden. Wenn nicht, dann verliert der Klub auch den Anspruch auf sämtliche Erfolge, die vor 2004 errungen wurden. Unter anderem betrifft das 21 der insgesamt 25 Meistertitel oder eben auch den größten Triumph der Vereinsgeschichte – dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1986.  

Mehr dazu:
>> Alle Erfolge von Steaua Bucureşti

Johannes Sturm