26.12.2014 08:04 Uhr

Redaktions-Rückblick: Überraschungen des Jahres

Ein ereignisreiches Fußballjahr geht zu Ende. Wer oder was waren die positiven Überraschungen in den letzten 52 Wochen? Wovon hätte man mehr erwartet? Der Jahresrückblick der weltfussball-Redaktion, Teil 3.

Wer oder was war für dich die größte Überraschung des Fußballjahres?

Jens Fennel: Positiv: FC Augsburg. Was man dort mit begrenzten Mitteln in diesem Jahr geleistet hat, verdient einfach nur Respekt und Anerkennung.

Negativ: Natürlich Borussia Dortmund! Aber ehrlich gesagt auch der HSV: In der letzten Saison ist der Bundesliga-Dino nur knapp dem Abstieg entgangen. Seine Lehren hat man aber aus der Katastrophensaison anscheinend nicht gezogen. Anders sind die teils miserablen Leistungen nicht zu erklären.

Ralf Amshove: Positiv: Die deutsche U19-Europameistermannschaft. Die DFB-Elf holte in Ungarn souverän den Titel. Und das, obwohl die DFB-Elf ohne fünf ihrer größten Hoffnungsträger (Max Meyer, Niklas Süle, Leon Goretzka, Timo Werner und Serge Gnabry) antreten musste. Das wächst ein vielversprechender Jahrgang heran – vielleicht der beste seit Jahrzehnten.

Negativ: Die spanische Nationalmannschaft. Ich hatte den Iberern die Titelverteidigung bei der WM in Brasilien trotz vieler in die Jahre gekommenen Stars durchaus zugetraut. Nach indiskutablen Leistungen war allerdings schon nach zwei Vorrundenspielen das WM-Aus für La Roja besiegelt. Peinlich.

Christian Schenzel: Da gab es so viele! Vom Sportlichen abgesehen: Wer hätte gedacht, dass die FIFA das Thema WM-Vergabe doch nicht einfach unter den Teppich kehren kann, oder dass es großen Vereinen wie Barcelona, Paris und ManCity wegen diverser Vergehen tatsächlich an den Kragen geht? Wer hätte gedacht, dass Uli Hoeneß die Hauptfigur im spektakulärsten Prozess des Jahres wird und ins Gefängnis muss?

Nils Marlow: Positiv: Costa Rica. Sie haben sich in der Gruppenphase gegen England und Italien behauptet und sind bis ins Viertelfinale gekommen. Respekt!

Negativ: Dortmund. Schlechte Neueinkäufe hin oder her, aber mit dem Kader soweit unten in der Tabelle stehen, das ist schon ein Hammer.

Joachim Rothbauer: Ein Herz für die Kleinen: Darmstadt 98! Die Lilien waren im Sommer 2013 eigentlich aus der 3. Liga abgestiegen, blieben nur wegen des Lizenzentzuges des Nachbarn Kickers Offenbach drin. Eineinhalb Spielzeiten und eine unvergessliche Relegation gegen Arminia Bielefeld später stehen sie in der zweiten Liga ganz oben.

Negativ: Da sticht aktuell der BVB heraus. Ich schließe mich Nils an: Wenn man mit diesem Kader auf einem Abstiegsplatz steht, gehen die Argumente aus. Egal wie gut sie sein mögen.

Lars Plantholt: Positiv: Nicht unbedingt eine Überraschung, aber die zuletzt bestätigte Entwicklung finde ich klasse: Borussia Mönchengladbach. Meinen Vater freut's besonders.

Negativ: Eigentlich noch weniger eine Überraschung, dafür fast wöchentlich neue Negativ-Schlagzeilen: Die FIFA. Wie tief will dieser Verband noch sinken?

Marc Affeldt: Positiv: Die Nachwuchsarbeit der deutschen Klubs. Nahezu jedes Wochenende zaubert ein Coach wieder irgendeinen Noname aus dem Hut und oft finden sich die Jungs direkt gut im Konzert der Großen ein. Ein Umstand, der zumindest leise Hoffnungen auf einen fünften Stern keimen lässt.

Negativ: Die Bayernjäger – oder besser gesagt, die Möchtegern-Bayernjäger. Klar, alles redet von den Überleistungen der Münchner und an diesen gibt es auch nichts zu rütteln. Wenn der große FCB aber immerhin einmal drei Unentschieden einfährt und der ärgste Verfolger nach 17 Spielen dennoch elf Zähler weg ist, ist das ein Armutszeugnis.

Maike Falkenberg: Der FC Ingolstadt! In der vergangenen Saison noch Zehnter und vor der aktuellen Spielzeit eher für die untere Tabellenhälfte gehandelt, führen die Bayern die Zweitligatabelle nun souverän an. Der FCI dominiert die Liga vor all den vermeintlichen Aufstiegsfavoriten, ohne große Transfers - und fast ohne Publikum.

Henrik Kuhl: Positiv: Der SC Paderborn. Ganz im Ernst: Wer hätte vor einem Jahr damit gerechnet, dass  die Ostwestfalen aufsteigen? Allein der Aufstieg ist eine Sensation! Dass der SCP jetzt sogar auf einem Nichtabstiegsplatz überwintert, verdient allergrößten Respekt!

Negativ: Spaniens Leistung bei der WM. Bei einem Blick auf den Kader beim Turnier am Zuckerhut war mein einziger Gedanke: "Wie sollen die denn NICHT Weltmeister werden?!"

Jochen Rabe: Positiv: Atlético Madrid. Wer hätte vor der letzten Saison gedacht, dass nicht Barça oder Real spanischer Meister wird, sondern die Rojiblancos. Vom Einzug ins Champions-League-Finale und dem Fast-Sieg der europäischen Krone mal ganz zu schweigen. Was Diego Simeone aus dieser Mannschaft gemacht hat, verdient allen Respekt. Zumal er einfach ein geiler Typ ist!

Negativ: Italien - und zwar auf allen Ebenen. Bei der WM in Brasilien hat die Squadra Azzurra demonstriert, dass es vor allem in so einem heißen Klima nicht reicht, die Bälle am Mittelkreis zu verteilen und ab und zu mal einen Freistoß zu schießen. Da schafft es nicht mal die deutsche Presse, Andrea Pirlo zum Weltfußballer zu schreiben. Und auf Vereinsebene haben sie sowieso schon lange den Anschluss verloren. Es war richtig heftig, wie sehr die Roma gegen die Bayern untergegangen ist und auch Juve war speziell in den Spielen gegen Piräus einfach nur schwach. Ich sage: Da geht was für Dortmund im Achtelfinale - trotz eigener Formkrise!

Nico Schrimpf: Negativ: Gibt es hier überhaupt einen ernsthaften Konkurrenten zum BVB? Die haben den Vogel wirklich abgeschossen. Nur das Ansehen der FIFA liegt noch tiefer als Dortmunds Tabellenplatz. Positiv: Dass sich Loddar immer noch vor den Altar traut – chapeau!

Redaktions-Rückblicke:
>> Teil 1: Duelle des Jahres
>> Teil 2: Spieler des Jahres

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