12.01.2015 15:56 Uhr

Afrika Cup: Vorschau auf Gruppe A

Die Gruppe A der am 17. Jänner startenden Afrika-Cup-Endrunde 2015 bietet eine interessante Mischung: Der zuvor von der Teilnahme ausgeschlossene Notnagel-Gastgeber Äquatorialguinea, der letztmalige Finalist Burkina Faso mit Österreich-Legionär Ouédraogo, Geheimtipp Gabun mit dem Dortmunder Aubameyang und Kongo, das Nigeria die Titelverteidigung vermasselte.

Die Teilnahme am Africa Cup of Nations 2015 verdankt Äquatorialguinea der allgemeinen Hysterie rund um die Ebola-Epidemie im Westen des Kontinents. Marokko war die Ausrichtung zu brenzlig, kurzerhand sprang das nur rund eineinhalb Millionen Einwohner zählende Land am Golf von Guinea ein. Bereits 2012 war Äquatorialguinea Co-Host des Afrika Cup.

Dabei hätte der "Nzalang Nacional" (Nationaler Donner), wie das Team genannt wird, bei der diesjährigen Endrunde ungehört bleiben sollen. Denn im Mai wurde Ex-Österreich-Legionär Thierry Fidjeu-Tazemata widerrechtlich eingesetzt, woraufhin der Verband von der Qualifikation ausgeschlossen wurde.

Spanischer Nachwuchs macht Zwergstaat groß

Ohne internationale Auftritte ist Äquatorialguinea nicht nur eine große Unbekannte, sondern mutmaßlich auch die am wenigsten eingespielte Mannschaft. Dafür sorgte in den letzten Jahren auch die hohe Spielerfluktuation. Der kleine Staat profitierte massiv von der exzellenten Nachwuchsarbeit der ehemaligen Kolonialmacht und probierte reihenweise spielberechtigte Talente aus Spanien durch. Auch Spielmacher Juvenal (nun in Andorra) verbrachte dort viele seiner Karrierejahre. Die Offensivkräfte Balboa, Belima und Ivan Salvador lernten ebenfalls bei Topklubs der Primera División ihr Handwerk.

Offen bleibt auch, wie Äquatorialguinea den kurzfristigen Trainerwechsel verkraftet. Andoni Goikoetxea wurde nach zwei Jahren als Teamchef entlassen. Nachfolger ist der Argentinier Esteban Becker, der zuvor das erfolgreiche Frauen-Nationalteam betreute. Sollte der Donner anders als vor drei Jahren noch vor dem Viertelfinale verstummen, wäre es das erste Ausscheiden eines Gastgebers in der Gruppenphase seit Tunesien 1994.

Keine Überraschung mehr möglich

Geradezu konträr ist die Ausgangsposition von Burkina Faso, dem Überraschungsteam beim letzten Afrika Cup. Les Etalons (Die Hengste) erreichten damals das Finale, unterlagen dort Nigeria mit 0:1. Mit Jonathan Pitroipa stellte Burkina Faso damals auch den besten Spieler des Turniers. Der 28-jährige frühere Deutschland-Legionär (Freiburg, HSV) spielt mittlerweile in den Vereinigten Arabischen Emiraten, steht als Schlüsselspieler ebenso wieder im Kader wie Aristide Bancé (ehemals Augsburg, Düsseldorf, zuletzt bei Helsinki) und Abwehrspieler Bakary Koné (Lyon).

Teamchef Paul Put setzt weitgehend auf Bewährtes, ändert seinen Kader nur ungern. Daher ist auch Admira-Stürmer Issiaka Ouédraogo (Bild) wieder mit dabei. Den Sensationsauftritt 2013 verpasste der 26-Jährige verletzungsbedingt, im Jahr davor kam Ouédraogo zu seinem bisher einzigen Auftritt bei einem Afrika Cup und erzielte dabei sogar das Ehrentor beim 1:2 gegen den Sudan. Die Erinnerungen an die Gastgeberstadt Bata sind somit blendend.

Burkina Faso ist längst kein Unbekannte mehr. Die Teilnahme an der WM verfehlten Les Etalons gegen Algerien knapp. Sie zählen mittlerweile mehr zu den Großen als zu den Kleinen des Kontinents. Offen ist nur, wie sehr diese Rolle und die verbundene Erwartungshaltung behagen.

Weltfussball bat den renommierten Afrika-Experten Nick Neururer um seine Einschätzung der Gruppe A. "Klarer Favorit in dieser Gruppe ist für mich Burkina Faso. In dieser Mannschaft stimmt der Teamgeist und es gibt keine Probleme, die sonst in Afrika eine große Rolle spielen", erklärte Neururer auf Prämienstreits und Ränkespiele mancher Superstars anspielend.

Aubameyang ist Gabuns Hoffnung

2012 hatte Gabun noch gemeinsam mit Nachbarland Äquatorialguinea den Afrika Cup ausgerichtet. Damals avancierte ein gewisser Pierre-Emerick Aubameyang zu einem der herausragenden Spieler des Turniers (Drei Tore in vier Spielen reichten zur ex-aequo Torjägerkrone). Längst ist der der 25-jährige Stürmer von Borussia Dortmund arriviert. Bei der Wahl zum afrikanischen Spieler des Jahres 2014 wurde er Zweiter hinter Yaya Touré.

Auch die Hoffnungen Gabuns ruhen weitgehend auf den Schultern Aubameyangs. Das vom Portugiesen Jorge Costa betreute Team gilt als pfeilschnell und diszipliniert, ähnlich große Namen fehlen (noch). Talentproben gaben Les Panthères (Panther) beim U23-Afrika-Cup 2011, den Aufstieg ins AFCON-Viertelfinale 2012 sowie bei den Olympischen Sommerspielen im selben Jahr ab.

Die Zuschauerrolle 2013 war ein Rückschlag, der verkraftet wurde. Die Qualifikation für 2015 erfolgte souverän durch Platz eins in einer Gruppe mit Burkina Faso. Die direkten Duelle endeten 2:0 (h) und 1:1 (a). Das sollte zumindest Selbstvertrauen für das Auftaktspiel geben.

Das Rennen um Platz zwei hinter seinem Favoriten Burkina Faso hält Neururer für offen: "Gabun hat tolle Einzelspieler und kommt gemeinsam mit Äquatorialguinea, wo der Heimvorteil ein wichtiger Faktor sein wird, gleich dahinter. Kongo sehe ich eher als Außenseiter."

Afrika-Cup-Sieger-Besieger

Komplettiert wird die Gruppe A durch die Republik Kongo (nicht zu verwechseln mit der Demokratischen Republik Kongo). Der Titelgewinn 1972 liegt weit zurück, das Team ist erstmals seit 2000 wieder qualifiziert. Die Erfahrung mag den Diables Rouges (Roten Teufel) fehlen, ihrem Trainer gewiss nicht. Denn Claude Le Roy (Bild) ist quasi Mr. Afrika Cup höchstpersönlich. Der bald 67-jährige Franzose steht vor seiner achten Endrunde, sieben Mal war er dabei Cheftrainer. Der Triumph mit Kamerun 1988 gilt zweifelsohne als sein größter Erfolg.

Mit Kongo ist Le Roy angesichts der vergleichsweise geringen Qualität im Kader wohl zu einer defensiven Spielanlage gezwungen. Im Angriff verlässt er sich auf Thievy Bifouma, aktuell von Espanyol an Almeria verliehen. Der 22-Jährige hatte seinen großen Auftritt schon in der Qualifikation. Beim 3:2 auswärts gegen Titelverteidiger Nigeria verzeichnete Bifouma zwei Treffer und eine Vorlage. Es war die erste Heimpleite für den letztjährigen WM-Achtelfinalisten seit 33 Jahren. Am Ende fehlten die Punkte in der Endabrechnung, weshalb Kongo hinter Südafrika das Ticket zum AFCON 2015 buchte.

Mehr dazu:
>> Vorschau auf die Gruppe B
>> Vorschau auf die Gruppe C
>> Vorschau auf die Gruppe D
>> Österreich zu mutlos für Legionäre aus Afrika​
>> Alle Spiele des Afrika Cup 2015 im weltfussball-Liveticker

sk