16.01.2015 11:55 Uhr

Wohlfahrt ruft Platz zwei als Ziel aus

Von der Austria-Legende zum Sportdirektor: Franz Wohlfahrt
Von der Austria-Legende zum Sportdirektor: Franz Wohlfahrt

Der Herbst ist für die Wiener Austria mit Rang sechs nicht zufriedenstellend verlaufen. Der neue Sportdirektor Franz Wohlfahrt steht damit in seinem ersten halben Jahr vor einer schwierigen Aufgabe. "Wir wollen mit neuer Kraft, neuem Schub, da ist natürlich auch meine Person mitverantwortlich, unser Ziel Platz zwei noch erreichen", gab der 50-Jährige am Donnerstagabend gleich die Marschroute vor.

Der zweite Platz in der Bundesliga hat dieses Jahr eine besondere Bedeutung, berechtigt er doch zum Antritt in der Champions-League-Qualifikation, allerdings im deutlich schwierigeren Nicht-Meister-Weg. "Wir wissen, dass es schwierig ist, aber nicht unmöglich", sagte Wohlfahrt. Nach 19 von 36 Runden fehlen den Wienern (26 Punkte) nur vier Zähler auf den zweitplatzierten WAC (30), dazwischen liegen aber auch noch Altach (30), der Erzrivale Rapid (29) und Sturm Graz (28), die ebenso mit Platz zwei spekulieren.

Der Ex-Goalie verfolgte seinen früheren Klub auch während seiner Zeit als Tormanntrainer des ÖFB-Teams. "Die Austria hätte im Frühjahr 2014 am Ende der Saison viele Chancen gehabt, noch in den europäischen Bewerb zu kommen, und jetzt am Ende der Herbstsaison gab es wieder einige Möglichkeiten, um wesentlich besser dazustehen. Wegen Details ist es aber nicht gelungen. Diese kleinen Details gehören bearbeitet, das ist das Ziel", sagte Wohlfahrt ohne näher darauf einzugehen.

Nach einer Einigung mit dem ÖFB konnte der Kärntner schon am Freitag auch offiziell seine Tätigkeit bei den Wienern aufnehmen. "Ich habe zuletzt sehr viele schlaflose Nächte gehabt, weil sich sehr viel getan hat in meinem Kopf, was normalerweise im Jänner nicht so der Fall ist, weil man da eine ruhigere Phase hat beim ÖFB. Ich bin hochmotiviert, sehr optimistisch und freue mich wahnsinnig darauf, meine Erfahrungen und Kompetenzen einzubringen", strotzt der Ex-Deutschland-Legionär vor Tatendrang.

Gesprächsbedarf beim Trainingslager

Nach ersten Tagen des Einarbeitens hat Wohlfahrt bereits ab Mittwoch die Möglichkeit, seine Mannschaft im Trainingslager in Belek genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Zeit in der Türkei will er vor allem zu Vieraugengespräche mit den Spielern nutzen. "Ich will da ausloten, wo sie stehen und wo wir stehen mit der Mannschaft. Ich werde mir Zeit nehmen, selbst zu beobachten und eine eigene Analyse machen", sagte Austrias Neo-Sportdirektor.

Obwohl auch schon die Planungen für die nächste Saison laufen - es laufen gleich 16 Verträge aus, wobei die Austria bei zehn davon Optionen ziehen kann - ist der Fokus vor allem auf das Frühjahr gerichtet. "Es geht jetzt vor allem darum, was wir aus dem Frühjahr machen, da gilt es alle Kräfte zu bündeln", erklärte Wohlfahrt.

Nach dem Abgang von Stürmer Omer Damari zu RB Leipzig sowie der Verpflichtung von Philipp Zulechner als Ersatz könnten weitere Bewegungen am Transfermarkt folgen. Wohlfahrt: "Es gibt ein paar Namen auf einer Liste, vielleicht gibt es die Möglichkeit, dass uns im Winter noch was gelingt. Der eine oder andere, der uns helfen könnte, wäre schon gut. Wenn es nicht passiert, haben wir aber auch genug Ressourcen, mit denen wir unser Ziel erreichen können."

Vom Coach of the Coach zum Sportdirektor

Für Wohlfahrt, der vor fast 34 Jahren seinen ersten Profivertrag bei der Austria unterschrieben hatte, ist die Sportdirektor-Funktion Neuland. In anderen Bereichen konnte er aber schon Erfahrungen sammeln. So war er neben seiner Tormanntrainertätigkeit seit 2011 Instruktor des Weltverbandes (FIFA) in der Trainerausbildung (Tormanntraining). "Als Instruktor bist du nicht Trainer, der die Performance der Sportler beobachtet, sondern Coach of the Coach. Das war ein ganz klares Thema auch in den sechs Jahren beim ÖFB, wo ich ja auch die Trainer ausgebildet habe. Ich verstehe daher die Rolle als Sportdirektor sehr wohl", sagte Österreichs Ex-Teamgoalie.

Für kritische Stimmen hat er aber vollstes Verständnis. "Gerade die motivieren mich noch mehr. Die Leute, die vielleicht nicht unberechtigt Zweifel haben, auf meine Seite zu bringen, ist ein großes Ziel von mir", verlautete Wohlfahrt. Die Zukunft wird zeigen, wohin der Weg der Wiener führt.

Mehr dazu:
>> Wohlfahrt ab sofort Austria-Sportdirektor 

apa