29.01.2015 07:44 Uhr

Rückrunden-Check: Sorgenfreie Saison?

Darf der SC Paderborn in der Rückrunde weiter feiern?
Darf der SC Paderborn in der Rückrunde weiter feiern?

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Teil 2: Plätze 7 bis 12.

 

1899 Hoffenheim (7., 26 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Nicolai Rapp. Der U19-Kapitän könnte aus Niklas Süles schwerer Verletzung Profit schlagen. Immerhin wurde der Innenverteidiger in allen vier Testspielen eingesetzt. In der Rückrunde könnte er durchaus auf den ein oder anderen Einsatz in der Defensivzentrale kommen.

Verlierer der Vorbereitung:
Sven Schipplock. Es ist immer das alte Lied: Schipplock arbeitet sich nach einer Pause langsam an das Team heran, hat Erfolgserlebnisse, ist auf dem Sprung zum Stammspieler – und verletzt sich genau dann wieder. Genau dieses Schicksal ereilte den Angreifer nun auch in der Winterpause. Eine Muskelverhärtung warf ihn zurück, als er nah dran war. Jetzt muss er sich erst einmal wieder hinten anstellen.

Jugendspieler im Fokus:
Beim Trainingslager in Johannesburg haben die U23-Spieler Kevin Akpoguma, Nico Rieble sowie U19-Kapitän Nicolai Rapp mittrainiert. Während sich Rapp wie erwähnt durchaus Chancen ausrechnen kann, ein paar Einsätze zu bekommen, ist die erste Mannschaft für Akpoguma und Rieble noch weiter entfernt.

Verletzte und Sorgenkinder:
Am meisten schmerzt die TSG natürlich der Ausfall von Niklas Süle, der sich kurz vor der Winterpause einen Kreuzbandriss zuzog und für den Rest der Saison ausfällt. Darüber hinaus steht Jin-Su Kim zum Rückrundenstart nicht zur Verfügung. Der Linksverteidiger steht mit Südkorea im Finale des Asian Cup.

Prognose:
Für Hoffenheim soll es in der Rückrunde in erster Linie darum gehen, bei all der Offensivpower auch eine defensive Stabilität konstant auf den Platz zu bekommen.Unter Markus Gisdol entwickeln sich die Kraichgauer stetig weiter und die obere Tabellenhälfte werden sie auf jeden Fall erreichen. Wenn alles optimal laufen sollte, ist auch Rang sechs durchaus möglich.

 

Hannover 96 (8., 24 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
"Wir haben den Spieler, den wir gesucht haben", kommentierte 96-Sportdirektor Dufner im Sommer die Verpflichtung von Marius Stankevičius. Wofür die Niedersachsen den 33-Jährigen allerdings brauchten, blieb in der Folge unklar: Bislang schnupperte der Litauer gerade einmal 72 Minuten Bundesliga-Luft. Besserung scheint nach starken Eindrücken im Trainingslager jedoch in Sicht.

Verlierer der Vorbereitung:
Verlierer mag in diesem Fall ein großes Wort sein, aber die überraschende Rückholaktion von Didier Ya Konan dürfte ein warnender Fingerzeig in Richtung Jimmy Briand sein. Der Franzose ließ sich in den Testspielen von Kenan Karaman die Butter vom Brot nehmen und vertändelte einige Großchancen.

Jugendspieler im Fokus:
So abrupt wie der Stern von Tim Dierßen 2014 aufging, so schnell geriet der Aufstieg nach einem Mittelfußbruch auch wieder ins Stocken. Die Vorbereitung konnte der 19-Jährige aber wieder voll bestreiten und wusste durchaus zu gefallen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Eine handvoll Spieler konnte die Vorbereitung erst gar nicht mit dem Team bestreiten, zudem verletzte sich Edgar Prib im ersten Test. Die Personalsituation bei Hannover war schon entspannter. Zumal Hiroshi Kiyotake der Asian Cup in den Beinen steckt.

Prognose:
Im Mittelfeld der Tabelle lauernd, ist für die Niedersachsen schlicht noch alles möglich. In welche Richtung das Pendel am Ende ausschlägt, wird der Start in die Rückrunde zeigen. Den Auftakt auf Schalke kann man mal verpatzen, gegen Mainz, Hamburg und Paderborn müssen dann jedoch Punkte her.

 

Eintracht Frankfurt

Gewinner der Vorbereitung:
Nach mehr als drei Monaten feierte Stammkeeper Kevin Trapp ein starkes Comeback und ist damit sicherlich ein Gewinner der durchwachsenen Vorbereitung. Gespannt sein darf man auf Lucas Piazón, der in den Testspielen häufig für Asian-Cup-Teilnehmer Takashi Inui ran durfte und immerhin zwei Tore beisteuerte, allerdings mit dem nächtlichen Verhalten neben dem Platz nicht gerade überzeugte.

Verlierer der Vorbereitung:
Slobodan Medojević hätte der Gewinner der Vorbereitung werden können. Während Makoto Hasebe beim Asian Cup spielte, durfte ihn der Serbe, der in der Hinrunde selten zum Zug kam, im defensiven Mittelfeld vertreten. Nutzen konnte er die Chance mit seinen schwachen Auftritten in den Testspielen allerdings nicht

Jugendspieler im Fokus:
Viel experimentiert hat Trainer Thomas Schaaf nicht. Youngster Marc Stendera ist im SGE-Mittelfeld mittlerweile ohnehin gesetzt. Auch für Verteidiger David Kinsombi hat der Trainer ein Herz, in der Vorbereitung offenbarte der 19-Jährige allerdings noch deutliche Schwächen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die Verletzungssorgen halten sich am Main in Grenzen. Constant Djakpa wird erst im Frühjahr zurückkehren, dafür sind Kevin Trapp und Carlos Zambrano wieder fit und auch Nelson Valdez steht nach seinem Kreuzbandriss wieder auf dem Trainingsplatz. Sorgen bereiten den Verantwortlichen neben den wechselwilligen Reservisten Jan Rosenthal und Václav Kadlec vor allem die Vergewaltigungsaffäre um Nachwuchsspieler Yusupha Yaffa.

Prognose:
Auch die Vorbereitung zeigt: Die Eintracht dürfte weiterhin mit massiven Defensivproblemen zu kämpfen haben, die auch die Asian-Cup-Rückkehrer Makoto Hasebe nicht lösen wird. Das reicht immerhin zu einigem Spektakel und vermutlich einem Platz im Mittelfeld.

 

SC Paderborn 07

Gewinner der Vorbereitung:
Während das Verletzungspech der Schalker und des BVB unter den Augen der Öffentlichkeit breitgetreten wurde, jammerte man in Ostwestfalen im stillen Kämmerlein, als ein Gros der defensiven Stammbesetzung verletzungsbedingt ausschied. Florian Hartherz, Jens Wemmer und Thomas Bertels meldeten sich zur Rückrunde jedoch endlich wieder fit und sind damit wohl die Gewinner.

Verlierer der Vorbereitung:
Als Stefan Kutschke vor der Saison aus Wolfsburg zum SCP wechselte, schien der Deal für beide Seiten Erfolg zu versprechen. Der 26-Jährige fand bislang aber nur selten Bezug zum Spiel der Paderborner und auch in der Vorbereitung lief es nicht optimal. Fazit: In Ostwestfalen schaut man sich bereits nach Alternativen um.

Jugendspieler im Fokus:
Tim Welker, Mirnes Pepić und Alexander Nübel heißt die zweite Garde beim SCP. Alle drei haben die Vorbereitung genutzt, häufig gespielt und dürfen auf ein Debüt im deutschen Oberhaus hoffen.

Verletzte und Sorgenkinder:
Kaum waren die ersten Verletzten zurück, setzt es die nächsten Nackenschläge für Coach André Breitenreiter. Besonders schwerwiegend: Marvin Ducksch fällt mit einem Mittelfußbruch aus, Uwe Hünemeier brach sich das Nasenbein und Marc Vucinovic verletzte sich ausgerechnet beim Hallenturnier in Flensburg

Prognose:
Zum Verblüffen aller beendete Paderborn die Hinrunde vor klangvollen Namen wie Köln, Hertha, dem HSV, Stuttgart, Bremen oder Dortmund – genau das könnte dem tapferen Außenseiter jedoch zum Verhängnis werden. Die Konkurrenz hat die Pause genutzt, den Kader verstärkt und will nun mit aller Gewalt den Tabellenkeller verlassen. Einen Vorteil haben die Paderborner jedoch: Bei den Traditionsklubs schwafelt man vielleicht vom Abstiegskampf, beim SCP lebt man ihn bereits erfolgreich.

 

1. FC Köln

Gewinner der Vorbereitung:
Von der Tribüne zurück in die erste Elf? Der große Gewinner der Kölner Vorbereitung ist Slawomir Peszko. Der Pole legte sich in Florida mächtig ins Zeug und überzeugte die sportliche Leitung: „Er macht einen sehr guten Eindruck, der uns gefällt“, meint auch Manager Schmadtke. Ob der 29-Jährige Dušan Švento auf der linken Außenbahn verdrängen kann, entscheidet sich wohl erst am Spieltag.

Verlierer der Vorbereitung:
Im Sommer für 1,6 Mio Euro gekommen, konnte Yuya Osako weder in der Hinrunde noch im Trainingslager überzeugen. Derzeit spielt der Japaner in den Sturm-Plänen von Trainer Stöger keine Rolle und muss sich hinter dem gesetzten Anthony Ujah, Simon Zoller und dem in Florida brillierendem Bard Finne ganz hinten anstellen.

Jugendspieler im Fokus:
Als einer von zwei A-Junioren flog Lukas Klünter mit nach Florida und überzeugte beim Testspiel gegen Corinthians im Duell mit Paolo Guerrero. In der Jugend spielt der 18-Jährige als rechter Verteidiger, mittelfristig sieht Stöger das Talent aber in der Innenverteidigung. Um sich auf sein Abitur vorzubereiten, rückt Klünter zunächst nicht in den Profikader auf, doch Schmadtke versichert: "Wenn er nicht mehr in der Schule wäre, wäre er fix bei den Profis dabei."

Verletzte und Sorgenkinder:
Bei Ex-Nationalspieler und -Hoffnungsträger Patrick Helmes stehen derzeit alle Zeichen auf ein vorzeitiges Karriereende. Der Stürmer konnte seit Monaten mit einem Knorperlschaden in der Hüfte nicht mit dem Team trainieren. Eine Prognose zum Heilungsverlauf gibt es weder vom Verein noch vom Spieler.

Prognose:
Der Effzeh hält die Klasse! Mit Carlos Eduardo könnten die Domstädter kurz vor Start der Rückrunde das fehlende Puzzle-Teil für den Kreativbereich gefunden haben. Die Defensive, ohnehin das Prunkstück der Geißböcke, kann im Abstiegskampf ein entscheidender Faktor sein. Sollte mit dem Neuzugang aus Brasilien jetzt auch noch offensive Durchschlagskraft hinzugewonnen werden, könnte es am Ende vielleicht sogar für einen einstelligen Tabellenplatz reichen.

 

1. FSV Mainz 05

Gewinner der Vorbereitung:
Jonas Hofmann. Nicht nur er dürfte glücklich über seine Rückkehr ins Mannschaftstraining gewesen sein. Hofmann meldete sich nach seinem Außenbandanriss im Oktober in der Vorbereitung zurück. Die wieder genesene Dortmunder Leihgabe steht noch für die glücklicheren Zeiten der 05er in dieser Spielzeit und gilt somit als Hoffnungsträger.

Verlierer der Vorbereitung:
Kasper Hjulmand konnte seine Position beim FSV in der Winterpause nicht unbedingt stärken. Zwei Niederlagen und eine Remis in den Testspielen klingen nicht nach der erhofften Rückkehr in die Erfolgsspur. Zudem fehlten dem dänischen Coach durch den Asian Cup mit Okazaki, Koo und Park gleich drei mögliche Schlüsselspieler in der Vorbereitung.

Jugendspieler im Fokus:
Neben den schon vorher bei den Profis trainierenden Patrick Pflücke und Devante Parker durften die U19-Spieler Malte Moos und Suat Serdar erstmals im Testspiel gegen Freiburg bei den Profis mitwirken. Beide Talente wussten sich für die weitere Teilnahme im Profibetrieb zu empfehlen, dass es bereits für Bundesligaeinsätze reicht, darf aber bezweifelt werden.

Verletzte und Sorgenkinder:
Die Sorgenkinder des FSV sind ebenfalls eng mit dem Asian Cup verbunden. Mit Ja-Choel Koo (Bänderriss im Ellenbogen) und Shinji Okazaki (Oberschenkelverletzung) sind gleich zwei Profis verletzt von ihren Nationalmannschaften zurückgekehrt. Beide werden den Saisonstart verpassen. Zudem fehlt weiterhin noch Außenverteidiger Joo-Ho Park, der mit Südkorea das Finale im Asian Cup erreicht hat.

Prognose:
Kein Erfolgserlebnis in der Vorbereitung, in der Liga neun Spiele ohne Sieg - die Sorgen beim FSV Mainz sind groß und dürfte es auch bis zum Saisonende bleiben. Der Schlüssel zur Besserung beruht beim FSV vor allem auf weiteren Neuzugängen (Clemens, Bengtsson) und der Genesung einiger Schlüsselspieler.

 

Mehr dazu:
>> Rückrunden-Check 13-18: Tradition im Keller

wfb