11.02.2015 14:28 Uhr

Everton: Abstiegskampf am River Mersey

Hoffnungsträger im Abstiegskampf: Aaron Lennon
Hoffnungsträger im Abstiegskampf: Aaron Lennon

"Es wird schwer 40 Punkte zu erreichen, aber ich bin mir sicher, dass wir es schaffen können." Demütige Worte von Everton-Trainer Roberto Martínez. Ein Blick auf die Tabelle gibt dem Übungsleiter recht: Vor dem Spiel gegen den FC Chelsea beträgt der Vorsprung des Europa-League-Teilnehmers auf die Abstiegsränge schlappe sieben Punkte, der Rückstand auf das internationale Geschäft dagegen schon 15 Zähler. Wo liegen die Gründe für die Krise des Liverpooler Traditionsvereins?

Eigentlich wollten die Toffees auch in dieser Saison wieder oben mitmischen und leisteten sich dafür im Sommer einen Hochkaräter: Für rund 35 Millionen Euro kam Romelu Lukaku vom FC Chelsea. Der belgische Stürmer, der zu Beginn der Spielzeit noch regelmäßig traf, hat derzeit jedoch Ladehemmungen und in den letzten zehn Ligaspielen lediglich ein Tor erzielt. Der Angreifer ist allerdings nicht der einzige Everton-Star außer Form.

So kommt auch Ross Barkley einfach nicht in Tritt und ist weit davon entfernt, an seine überragenden Leistungen aus der Vorsaison anzuknüpfen. Der englische Nationalspieler, der 2013/2014 in 34 Ligaspielen sechsmal traf, hat mittlerweile sogar seinen Stammplatz verloren und in 16 Einsätzen erst einmal ins Schwarze getroffen.

Trainer in der Kritik

Everton siegte in den vergangenen zwölf Ligaspielen lediglich zweimal und so langsam färbt die Leistung des Teams auch auf Trainer Roberto Martínez ab. Der in der letzten Saison noch als würdiger Nachfolger des langjährigen Übungsleiters David Moyes gefeierte Spanier ist längst nicht mehr unumstritten und sah sich in letzter Zeit häufiger mit offenen Unmutsbekundungen der Fans konfrontiert. Wirklich in Gefahr ist der Job des 41-Jährigen zwar wohl noch nicht, doch bei anhaltendem Misserfolg wird die Vereinsführung nicht ewig die Füße stillhalten können.

Bevor ernsthaft am Trainerstuhl gesägt wird, legten die Klubbosse zuletzt noch einmal den Fokus auf die Verstärkung des Spielerkaders. Anfang Februar schlug Everton auf dem Transfermarkt nochmal namhaft zu: Aaron Lennon kam leihweise von den Tottenham Hotspur und soll das Mittelfeld der Toffees für den Rest der Saison verstärken. Viel Eingewöhnungszeit bekam der 27-Jährige nicht und feierte bereits am vergangenen Wochenende gegen den FC Liverpool sein Debüt. Im Merseyside-Derby erkämpften sich die Blauen ein 0:0 und blieben damit immerhin zum dritten Mal in Serie ohne Gegentor.

Defensive gibt Anlass zur Hoffnung

Martínez zeigte sich nach der Partie "sehr zufrieden" mit der Abwehrleistung seiner Mannschaft und erklärte: "Es ist sehr wichtig, dass wir jetzt hinten mehrmals die Null gehalten haben. Darauf können wir aufbauen." Vor allem im Angriffsspiel liegt beim Vorjahresfünften allerdings noch einiges im Argen. Dementsprechend gab der Chefcoach für den Rest der Saison die Marschroute aus: "Wir müssen mehr Tore schießen, wollen Chancen kreieren und das Spiel kontrollieren."

Kurzfristig wird diese Vorgabe allerdings wohl nur schwer zu erfüllen sein. Am heutigen Mittwoch müssen die Toffees beim FC Chelsea ran. An der Stamford Bridge ist Everton klarer Außenseiter und wird aller Voraussicht nach erst einmal mit aller Macht versuchen, hinten den Laden dicht zu machen. Ein Debakel wie im Hinspiel will der Tabellenzwölfte um jeden Preis verhindern. Seinerzeit gab es im heimischen Goodison Park eine deftige 3:6-Klatsche. Eine ähnlich deutliche Niederlage würde die Mannschaft von Martínez noch tiefer in den Strudel des Existenzkampfes stürzen und wäre ein weiterer Tiefpunkt in der bislang so verkorksten Saison des stolzen Liverpooler Traditionsklubs.

Tipp: Gelingt den Gästen vom Mersey in London die Revanche für das 3:6 im Hinspiel? Weltfussball ist um 20:45 Uhr live dabei!

Thomas Eßer