11.02.2015 13:34 Uhr

Auf den Spuren von van Basten und Ronaldo

Gewohntes Bild in 2014/2015: Der sc Heerenveen feiert Mark Uth (3.v.l.)
Gewohntes Bild in 2014/2015: Der sc Heerenveen feiert Mark Uth (3.v.l.)

Raus aus dem Rampenlicht: Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen Rheinländer, der erster deutscher Torschützenkönig der Eredivisie werden kann, ein einstiges  Supertalent aus den Niederlanden sowie einen US-Boy mit ungeahnten Fähigkeiten in der hohen Fußballkunst.

In die Fußstapfen von ganz, ganz Großen

13 Tore in 21 Ligapartien, dazu an diesen 21 Spieltagen immer in der Startelf gestanden: Der 23-jährige Mark Uth spielt beim sc Heerenveen bisher eine traumhafte Saison. Mehr Treffer als er hat in der Spielzeit 2014/2015 bisher nur der niederländische Shooting-Star Memphis Depay erzielt. Uth könnte sich als erster Deutscher die Torjägerkrone in der niederländischen Eredivisie aufsetzen und träte damit in Fußstapfen von Superstars wie Marco van Basten, Ronaldo, Ruud van Nistelrooy oder Luis Suarez. Auch am zurückliegenden Wochenende untermauerte Uth seine großartige Form erneut. Beim 4:0-Erfolg seines sc Heerenveen gegen PEC Zwolle verwandelte der gebürtige Kölner einen Strafstoß kurz vor der Pause, außerdem bereitete er zwei weitere Treffer vor.

Der Stürmer aus dem Rheinland war in der Jugend für den 1. FC Köln aktiv. In seiner ersten Seniorenspielzeit lief er 2010/2011 für die zweite Mannschaft auf, zeigte sich schon hier mit 16 Treffern in 41 Spielen ziemlich torgefährlich. Den Sprung in den Profikader schaffte er aber nicht, sodass er den Schritt in die Niederlande wagte. Dort entwickelt er sich seit 2012 zum wahren Knipser: Sowohl für den sc Heerenveen als auch zeitweise in Almelo traf Uth regelmäßig.

Mark Uth hat entscheidenden Anteil daran, dass sich das Team aus Friesland erneut auf Europapokal-Kurs befindet. Beim sc Heerenveen scheinen besonders treffsichere "Neuner" ohnehin wunderbar zu funktionieren: Seit 2007 holte ein Heerenveen-Stürmer schon dreimal die Torjägerkanone, 2012 z. B. ein gewisser Bas Dost.
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Letzte Chance: SüperLig

Er galt als das Megatalent des niederländischen Fußballs. Nach sieben Toren in seiner ersten Profisaison (2004/2005) wurde dem damals 19jährigem Amsterdamer mit surinamischen Wurzeln eine große Zukunft in Europas Topligen prophezeit. Mittlerweile hat sich gezeigt: Mit der ganz großen internationalen Karriere wurde es nichts bei Ryan Babel. Er wagte als 21-Jähriger den Schritt in die Premier League zum FC Liverpool, schaffte es dort in den ersten Jahren sogar zum Stammspieler. Seine Torgefahr ließ allerdings schon auf der Insel zu wünschen übrig. In 91 Premier-League-Spielen traf er "nur" zwölfmal für die Reds, ehe der Stürmer in der Winterpause 2011 für sieben Millionen Euro nach Deutschland zur TSG 1899 Hoffenheim wechselte.Im Kraichgau wurde Babel den hohen Erwartungen an ihn aber ebenso wenig gerecht wie eineinhalb Jahre später bei Ajax Amsterdam, wo er nach seiner Rückkehr nur noch selten über 90 Minuten ran durfte.

Im Sommer 2013 machte der mittlerweile 26-Jährige dann den Cut und wanderte ablösefrei zum mittelmäßigen türkischen Erstligisten Kasımpaşa SK ab. Der Minimalerfolg stellte sich schnell ein: Er wurde bei den Hauptstädtern um den ehemaligen Bundesligaprofi Fabian Ernst sofort zum Stammspieler und bekommt seit dem wieder volle Einsatzzeiten. Seinen ihm zumindest nachgesagten Torriecher stellte der 42-fache Nationalspieler der Niederlange in der SüperLig seither einige Male unter Beweis. So auch am vergangenen Wochenende. Babel traf zum sechsten Mal in dieser Spielzeit für Kasımpaşa. Genützt hat's gleichwohl ncihts, sein Team ging nach einer katastrophalen Schlussphase mit 2:6 in Mersin baden.

Den Klassenerhalt hat Kasımpaşa alles andere als sicher, nur noch sechs Punkte liegen die Schützlinge der einstigen Rangers-Ikone Schota Arweladse vor den Abstiegsrängen. Mit einem Ryan Babel in der einstigen Form als niederländischer Senkrechtstarter wird es wahrscheinlich kein Problem mit dem Ligaverbleib, mit einem Babel in der Verfassung aus Hoffenheimer Jahren wohl schon.

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Eckball im Stile eines Mario Basler

Bei Borussia Mönchengladbach erarbeitete sich ein glatzköpfiger US-Boy innerhalb weniger Spiele den Ruf eines zuverlässigen Mittelfeldarbeiters. Michael Bradley lief insgesamt drei Spielzeiten für die Fohlen auf und war in den Jahren 2008 bis 2011 eine feste Größe im Spiel der Trainer Hans Meyer und Michael Frontzeck. Im Winter der Gladbacher Seuchensaison 2010/2011 verlieh der VfL den US-Amerikaner dann auf die Insel zu Aston Villa, wo sich Bradley aber nicht durchsetzte. Nach drei Jahren und zwei Stationen in der italienischen Serie A bei Chievo Verona und der AS Roma zog es den 93-fachen Nationalspieler zurück auf den amerikanischen Kontinent. Hier schnürt er seit Januar 2014 für den kanadischen Klub FC Toronto die Schuhe, lief unter anderem mit Spurs-Idol Jermaine Defoe auf.

Ein wahres Schmankerl glückte Michael Bradley jüngst beim ersten Testspiel der US-Boys im neuen Kalenderjahr gegen Panama. In der 27. Spielminute erzielte er den Führungstreffer zum 1:0. Eigentlich ist dies allein schon eine Rarität, denn Bradley gilt im Allgemeinen nicht als Torjäger par excellence. Doch vor allen Dingen das "Wie" ließ die 20.000 Zuschauer im kalifornischen Carson mit der Zunge schnalzen. Es war eine hoch geschlagene Ecke im Stile eines Mario Basler, die sich lang und spektakulär in den hinteren Torgiebel senkte. Solche Aufreger bekommen Fans im amerikanischen Fußball von Michael Bradley nun wahrlich nicht alle Tage geboten. Bradley selbst nahm's übrigens ziemlich cool hin: Einmal abklatschen mit den Kollegen, danach ging es weiter! Am Ende siegte die USA mit 2:0.  
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Mats-Yannick Roth