27.02.2015 08:37 Uhr

Salzburg von cleverem U-Boot versenkt

Enttäuschte Mienen bei den Mozartstädtern
Enttäuschte Mienen bei den Mozartstädtern

Die Europacup-Saison von RB Salzburg ist nach der 1:3-Heimniederlage gegen Villarreal beendet. Im Sechzehntelfinale der Europa League kam damit am Donnerstagabend mit einem Gesamtscore von 2:5 das Aus. Nicht ganz unerwartet, aber in der Eindeutigkeit überraschend. Villarreal sei routinierter, cleverer und hat mehr Erfahrung – die Gründe waren schnell gefunden.

"Wir werden versuchen, offensiv zu spielen - auch wenn es schwer wird", hatte Villarreal-Coach Marcelino vor dem Spiel angekündigt. Doch vor 26.020 Zuseher in Wals-Siezenheim kam das gelbe U-Boot, so der Spitzname Villarreals, nur selten über die Mittellinie. Die Gäste ließen Salzburg anlaufen, blieben auch nach dem Gegentor durch Marco Djuricin cool und setzten auf ihre blitzschnelle Konter.

Luciano Vietto, Salzburgs Trainer Adi Hütter hatte vor ihm gewarnt ("einer der Schlüsselspieler"), wurde bei einem Freistoß völlig vergessen. Ausgerechnet einer der Kleinsten nicht gedeckt, ein sträflicher Fehler. Villarreal hatte es gar nicht nötig, ein Offensivfeuerwerk abzubrennen, simples Kontern reichte.

"Es ist blöd gelaufen", erklärt Torschütze Djuricin die Niederlage. "Wenn wir uns den Ball fünf Meter vor dem Tor zupassen können, machen wir ihn auch rein." Ähnlich trotzig hatte schon Marcel Sabitzer nach dem Aus in der Qualifikation der Champions League gegen Malmö ("Ich weiß nicht, was die in der Champions League wollen") reagiert. Dem cleveren Gegner die sportliche Klasse abzusprechen, ungeachtet des klaren Gesamtscores von 2:5 – eine entbehrliche Reaktion von Djuricin.

Marcelino-Matchplan entgegen der Ankündigung

Anders tickt Villarreal-Trainer Marcelino, der sich mit netten Worten aus Salzburg verabschiedete: "Wir haben gegen eine großartige Mannschaft gespielt. Man kann Salzburg nur gratulieren, sie haben einen guten und attraktiven Spielstil." Aber Herr Marcelino, wo war Ihre angekündigte Offensive, fragte weltfussball. Ließ Salzburg nicht mehr zu, oder war das der Matchplan? Der Spanier antwortet mit einem leichten Lächeln: "Es war so geplant. Wir wussten, dass wir ein Tor mehr hatten und dass Salzburg viel attackiert. Deswegen wollten wir gut stehen und das Zentrum zu machen."

Fußballerische Klasse, vor allem im Form des Doppeltorschützen Vietto, die richtige Taktik und die Ruhe nach dem Gegentor bewahrt, das Rezept von Villarreal war, zugegeben, einfach, aber erfolgreich. Marcelino sieht einen weiteren Vorteil bei seinem Team: "Wir spielen in unserer Liga oft gegen schwierige Gegner und haben da mehr Erfahrung. Das fehlt Salzburg in Österreich."

Adi Hütter will nach dem Spiel seiner Mannschaft keine Vorwurf machen. "Wir haben alles versucht." Den schnellen Ausgleich bezeichnet Hütter als "ärgerlich" und sieht es dem Fehlen des kopfballstarken Stefan Ilsanker geschuldet. "Das 1:2 war dann der Knackpunkt", so Hütter. Die noch offensivere Ausrichtung erwies sich dabei als der Strohhalm, nach dem ein Ertrinkender greift. André Ramalho konnte den Konter nicht stoppen und Vietto gelang nach toller Vorarbeit durch Giovani Dos Santos das zweite Tor. Spielerisch leicht erzielte der Assistgeber wenig später den Endstand.

Nicht zum ersten Mal wird nach einem Europacup-Aus die gegnerische Mannschaft mit den Begriff clever geadelt. Oder es wird auf die junge Startelf (23,3 Jahre im Schnitt bei Salzburg, 25,0 bei Villarreal) verwiesen. Oder auch gerne auf die Mauertaktik des Gegners. Tatsache ist, die Abgänge des letzten Jahres (Mané, Kampl und Alan) lassen sich selbst mit Red Bull-Millionen nicht so einfach kompensieren. Es wird in der nächsten Europacup-Saison nicht einfacher für Salzburg. Denn attraktiv allein reicht nicht. Schon gar nicht gegen ein cleveres U-Boot.

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Clemens Schotola