01.03.2015 10:23 Uhr

Mainz-Coach Schmidt zahlt Lehrgeld

Das Team von Trainer Martin Schmidt vergab zu viele Chancen
Das Team von Trainer Martin Schmidt vergab zu viele Chancen

Seine Handschrift ist unverkennbar, aber die Tore für den FSV Mainz 05 selbst schießen kann Martin Schmidt halt nicht. Weil seine Angreifer beste Chancen verballerten, kassierte der neue Chefcoach seine erste Lehrstunde in der Bundesliga.

Der 47-jährige Schweizer mit der rauchigen Stimme trug's mit Anstand. "Ich denke nicht, dass das Konstrukt verfällt, weil ich das zweite Spiel verloren habe", meinte Schmidt nach dem unnötigen 0:2 bei 1899 Hoffenheim. Bei seinem Einstand hatte er noch einen Derby-Sieg gegen Frankfurt gefeiert.

Dank der Tore von Kevin Volland (55. Minute) und des Ex-Mainzers Eugen Polanski (76.) gewannen die Kraichgauer vor 24.310 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena - es war im sechsten Anlauf der erste Heimsieg der TSG überhaupt gegen die Rheinhessen.

Erstmal etwas vorsichtig

Beide Teams hatten offenbar zunächst so viel Respekt vor ihren gemeinsamen Spezialitäten - dem schnellen Umschaltspiel und dem frühen Pressing - und gingen erstmal etwas vorsichtig zu Werke. Im Duell der beiden Taktikfüchse Schmidt und Markus Gisdol zeigte sich dann aber schnell, dass die Mainzer unter ihrem Trainer-Neuling viel an Schwung und System gewonnen haben. Yunus Malli, Shinji Okazaki und zweimal die Schalker Leihgabe Christian Clemens vergaben hochkarätige Einschussmöglichkeiten.

"Wir hätten in Führung gehen müssen, dann hätte sich der Tag etwas angenehmer gestaltet. Aber das war eine gute Leistung, die können wir mitnehmen", meinte Schmidt, der Nachfolger von Kasper Hjulmand. "Wir haben ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht und können erhobenen Hauptes die Heimreise antreten", sagte Clemens und trauerte seinen Chancen hinterher: "Mindestens einen davon muss ich machen, dann fahren wir auch mit drei Punkten nach Hause."

Ohne Präzision

Fußball mit Sinn und Verstand, aber ohne Präzision zeigten die Mainzer. Hoffenheims Coach Gisdol war froh, dass sich sein Team unbeschadet in die Pause gerettet hatte. Mit einer taktischen Umstellung - Pirmin Schwegler kam für Sejad Salihovic und bildete mit Sebastian Rudy und Polanski eine Dreifach-Sechs - knackte sein Team dann die Mainzer. "In der ersten Halbzeit war alles so verkrampft", klagte Abwehrchef Ermin Bicakcic, und Volland gab zu: "Das hätte heute in die Hose gehen können."

In der Kabine machte es jedenfalls Klick. "Zwei Dinge waren für mich eklatant: Die taktische Umstellung und die Worte, die der Trainer gefunden hatte", erklärte Sportchef Alexander Rosen als stiller Beobachter in der Halbzeit. "Er hat den Druck völlig rausgenommen und gesagt: Hei, wir erleben die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte. Spielt jetzt einfach mal!"

Nach der Pleitenserie zum Rückrunden-Auftakt hat die TSG in den vergangenen drei Spielen nun sieben Punkte gesammelt und den siebten Tabellenplatz verteidigt. "Das war ein schwer erkämpfter Sieg und der tut uns wirklich sehr, sehr gut", meinte Gisdol erleichtert.

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dpa