20.03.2015 07:51 Uhr

WM-Termin steht - doch was kommt jetzt?

Bevor die WM in Katar beginnen kann, müssen noch viele Fragezeichen aus dem Weg geräumt werden
Bevor die WM in Katar beginnen kann, müssen noch viele Fragezeichen aus dem Weg geräumt werden

Offenbar ohne größere Diskussionen hat das FIFA-Exekutivkomitee den Termin für die Katar-WM im November und Dezember 2022 durchgewunken. Das Eröffnungsspiel soll am 20. November steigen, das Finale am 18. Dezember am Golf stattfinden.

Die Detailarbeit beginnt für die Funktionäre aber erst jetzt. Getüftelt werden muss an einem Ersatzspielplan für die Ligen, berechnet werden muss zudem die Höhe der Kompensationszahlungen. Tiefer als bislang in die Tasche greifen muss die FIFA auf jeden Fall.

Wieso haben sich die FIFA-Funktionäre genau auf diese Turnierdaten geeinigt?

Dass die WM in den Monaten November und Dezember stattfinden soll, was eigentlich schon seit der Empfehlung durch die Termin-Task-Force im Februar klar. Alle anderen Szenarien hätten noch mehr Probleme bereitet. Das Finale am 18. Dezember ist ein Kompromissangebot an die englische Premier League, die am symbolträchtigen 26. Dezember ihren Spielbetrieb fortsetzen kann und ein kleines Geschenk an das Emirat Katar, das an diesem Tag seinen Nationalfeiertag begeht. Solche Gesten liebt FIFA-Boss Joseph Blatter.

Warum ist es wichtig, dass die WM kürzer dauert als die vergangenen Turniere?

Jeder Turniertag kostet die FIFA Geld. Je länger die nationalen Ligen ihren Spielbetrieb unterbrechen müssen, desto teurer wird es für den Weltverband. Weitere Kürzungsaktionen kann sich die FIFA aber auch nicht leisten, denn die Anzahl von 64 WM-Spielen ist in den TV-Verträgen schon geregelt. Daher kommt auch ein Vorschlag wie vom ehemaligen DFL-Funktionär Andreas Rettig nicht in Betracht, auf das Achtelfinale zu verzichten, um Zeit zu gewinnen.

Um welche Summen geht es denn für die FIFA?

Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat es klar gesagt: Die Zeche für die Katar-WM sollen nicht die Vereine zahlen. Es handelt sich allerdings um einen Präzedenzfall. Daher sind Prognosen schwierig. Spekuliert wird über eine Verdoppelung der ohnehin schon bezahlten Abstellungsprämien für die Klubs, die WM-Spieler stellen. Dieses Geld müsste dann auf alle Vereine umgelegt werden. 2014 belief sich die Abstellungszahlung auf gut 50 Millionen Euro. Dreistellig dürfte der Betrag für 2022 in jedem Fall sein. Ob auch Kontinentalverbände entschädigt werden, wie die Afrikaner, die den Afrika Cup 2023 in den klimatisch ungünstigen Sommer verlegen, ist derzeit nicht bekannt.

Könnten sich die Klubs denn auch verweigern und ihre Spieler nicht abstellen?

Theoretisch ja, praktisch nein. Eine solche Aktion käme einer Revolution gleich. Spätestens wenn die Ligen dem internationalen Spielkalender für das WM-Jahr zugestimmt haben, sind sie auch rechtlich an eine Abstellung gebunden. Ein WM-Ausfall ist aber auch gar nicht im Interesse der Vereine. Auf kaum einer Bühne können ihre Akteure schneller zu Weltstars reifen und ihren Marktwert extrem steigern.

Wie geht es jetzt konkret weiter mit der Katar-WM?

Die Kommission für den internationalen Spielkalender ist jetzt gefragt. Die FIFA kündigte eine baldige Sitzung des Gremiums an, um den Spielkalender für die Zeit von 2019 bis 2022 festzuzurren. Haben die Funktionäre ihre Arbeit vollendet, kann man auch konkret abschätzen, wie gravierend die zeitlichen Verschiebungen in den Spielplänen der Bundesliga sein werden.

Und was ist mit den anderen Vorwürfen gegen Katar zu den Themen Korruption und Menschenrechte?

Die Korruptionsvorwürfe sind im Prinzip erledigt. Zumindest für die FIFA, die den Bericht ihrer Ethikkommission als Freispruch interpretieren kann. Eine Veröffentlichung des sogenannten Garcia-Berichts könnte noch einzelne Personen in Verlegenheit bringen, nicht aber das Turnier verhindern. Die schlechte Menschenrechtssituation im Emirat wird weiter auf der Agenda bleiben und für FIFA-Chef Blatter zum Gradmesser seiner Glaubwürdigkeit werden. Bislang hört sich fast alles nach Lippenbekenntnissen der Katarer an. Turniergegner können diese offene Flanke weiter für Kritik nutzen.

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dpa