25.03.2015 09:30 Uhr

Mit Rückenwind gegen den Weltmeister

Der Asienmeister fordert den Weltmeister heraus
Der Asienmeister fordert den Weltmeister heraus

Der Weltmeister bittet den Asienmeister zum Tanz. Am Mittwoch empfängt Deutschland die Socceroos zum Testspiel im Fritz-Walter-Stadion in Kaiserslautern (ab 20:30 Uhr im Liveticker). weltfussball stellt den Gegner der DFB-Elf vor und erklärt, warum sich der australische Fußball seit einigen Jahren auf dem Vormarsch befindet.

31. Januar 2015. 105. Minute im Finale der Asienmeisterschaft zwischen Südkorea und Australien: Tomi Juric setzt sich an der Torauslinie gegen zwei Gegenspieler durch. Er bringt den Ball flach in den Fünfer. Dort kann der koreanische Keeper nicht weit genug klären und aus kurzer Distanz schiebt James Troisi die Kugel in die Maschen. Sein Treffer zum 2:1 verwandelt das ANZ Stadium in Sidney in ein Tollhaus und beschert Australien den ersten Asian-Cup-Titel.

Der Erfolg in der kontinentalen Meisterschaft markiert den bisherigen Höhepunkt einer extrem positiven Entwicklung, die der australische Fußball in den letzten Jahren genommen hat. Nachdem die Socceroos vorher nur 1974 an der Weltmeisterschaft teilgenommen hatten, qualifizierten sie sich zuletzt dreimal in Folge für das FIFA-Turnier.

Geschickter Schachzug des australischen Verbands

Der sportliche Erfolg ist eng mit der Entscheidung des australischen Fußballverbandes verknüpft, die ozeanische Konföderation zu verlassen und sich 2006 dem asiatischen Verband anzuschließen. Statt mit Fidschi, Neukaledonien oder Vanuatu bekommt es die Mannschaft von Trainer Ange Postecoglou nun regelmäßig mit Japan, Südkorea oder China zu tun und wird dadurch auf einem ganz anderen Niveau gefordert. Zudem haben es die Mitglieder des asiatischen Verbandes deutlich leichter als die ozeanischen Nationalteams, sich für die WM zu qualifizieren.

Auch auf Vereinsebene profitiert Australien vom Verbandswechsel: Mannschaften aus Down Under treten in der AFC Champions League nun gegen die besten Mannschaften Asiens an und haben sich über die eigenen Kontinentalgrenzen hinaus längst einen Namen gemacht. Mit den Western Sydney Wanderers kommt sogar der aktuelle Titelträger des wichtigsten asiatischen Klubwettbewerbs aus Australien.

Offensivfußball schürt Euphorie

Durch den Höhenflug der Socceroos hat der Fußball seinen Status als Randsportart in Australien längst überwunden. So berichtet der Australier in Diensten von Borussia Dortmund Mitchell Langerak im Interview auf der Website des DFB über den Asian-Cup-Triumph: "Die Euphorie war unglaublich. Das hätte ich in dem Ausmaß nicht erwartet. Jetzt mit diesem Titel ist Fußball auf dem Weg zur Sportart Nummer eins."

Thomas Broich pflichtet dem Torhüter bei. Der ehemalige Bundesligaprofi, der mittlerweile in Brisbane sein Geld verdient und jüngst zum australischen Fußballer des Jahrzehnts gewählt wurde, stellt fest: "Der Fußball hat in Australien unheimlich an Popularität gewonnen. Als ich 2010 hierher kam, war das noch völlig anders. Aber in den vergangenen fünf Jahren ist wirklich viel passiert."

Neben den internationalen Titeln trägt auch die Spielweise der Nationalmannschaft zur wachsenden Beliebtheit des Sports bei. Postecoglou, der das Team 2013 übernahm, lässt einen schnellen und offensiv ausgerichteten Fußball spielen. Damit trifft der Coach offenbar den Nerv der australischen Fans.

Gegen Deutschland muss alles passen

Trotz der positiven Entwicklung ist der Asienmeister gegen Deutschland natürlich krasser Außenseiter. Zwar verfügt das Team mit Kapitän Mile Jedinak, Torwart Mathew Ryan oder Abwehrmann Jason Davidson über einige international erfahrene Spieler, doch muss Australien schon einen absoluten Sahnetag erwischen, um gegen die Elf von Jogi Löw eine Chance zu haben: "Wir müssen zu hundert Prozent konzentriert sein und unser bestes Spiel spielen, dann können wir etwas holen", fasst Langerak die Ausgangslage zusammen.

Nach dem Titelgewinn bei der Asienmeisterschaft wäre ein Erfolg beim Weltmeister der nächste große Coup der Fußballnation auf dem Vormarsch.

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Thomas Eßer