29.03.2015 15:03 Uhr

Österreichs letzter Testlauf gegen Bosnien

ÖFB-Teamchef Marcel Koller versprach ein
ÖFB-Teamchef Marcel Koller versprach ein "spannendes und gutes Spiel" gegen Bosnien

Freude ja, Zufriedenheit nein. ÖFB-Teamchef Marcel Koller will auch nach dem 5:0-Kantersieg in Liechtenstein "giftig" bleiben bis die EM-Teilnahme fix in der Tasche ist. Der Fokus gilt bereits dem Freundschaftsspiel am Dienstag (ab 20:30 im weltfussball-Liveticker) gegen Bosnien-Herzegowina, dem letzten Test vor der entscheidenden Phase der Qualifikation

"Es war im Vorfeld wichtig diese Überheblichkeit, die man haben könnte, aus den Köpfen zu bringen", resümierte ÖFB-Teamchef Marcel Koller zwei Tage nach dem 5:0 in Vaduz. Der klare Sieg gegen Liechtenstein war vor allem Einstellungssache. "Ich war begeistert, sie haben sich nicht ablenken lassen von den Medien", lobte Koller seine Spieler.

Der Schweizer hatte es gewiss nicht leicht und wird auch in Zukunft die Euphorie nur schwer bremsen können. Denn die Österreicher sollen dem Klischee zufolge, vor allem was den Fußball anbelangt, nur die Gemütszustände himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt kennen. Wo sich das Pendel aktuell befindet, ist nach dem höchsten Auswärtssieg seit dem 14. Oktober 1951 (8:1 in Belgien) nicht schwer zu erraten. Nicht minder historisch der letzte ebenso hohe Sieg fernab der Heimat: Bei der WM 1954 wurde die Tschechoslowakei in der Schweiz auf neutralem Boden 5:0 bezwungen.

"Ich freue mich nicht für die Statistik, sondern für das Team, die Fans und das Umfeld", tat Koller die Zahlenspielereien ab, räumte aber ein: "Wenn nebenbei Rekorde rausschauen und man in 20 Jahren noch meinen Namen nachlesen kann, dann ist das schön – mehr aber nicht."

Auch mit noch immer heiserer Stimme wird Marcel Koller nicht müde gegen voreilige Selbstzufriedenheit anzureden. Dazu gibt es noch keinen Grund. "Erst wenn es heißt, Österreich ist fix bei der EM dabei. Bis dahin werde ich giftig sein, fokussiert und werde drauf schauen, dass wir das schaffen", versprach der 54-Jährige.

Die jüngsten Ergebnisse gegen die weniger renommierten Fußballnationen wie Liechtenstein, Moldau (2:1) und die Färöer (3:0, 6:0) unterstreichen, dass Koller sich mit seinen Appellen dort Gehör verschafft hat, wo es wichtig ist, nämlich bei der Mannschaft.

Frühe Generalprobe

Der Blick jedoch muss in die Zukunft gerichtet bleiben. Am Dienstag ist mit Bosnien-Herzegowina ein WM-Teilnehmer 2014 im Ernst Happel-Stadion zu Gast. Das freundschaftliche Aufeinandertreffen ist zugleich der letzte Test vor dem Schlüsselspiel in Moskau gegen EM-Qualifikationsgegner Russland im Juni.

"Sie haben eine spielerisch starke Mannschaft, aber auch einen neuen Trainer", erklärte Koller. Nicht zuletzt deshalb werde er sich den 3:0-Sieg über Andorra noch zu Gemüte führen müssen. Starstürmer Edin Džeko von Manchester City erzielte dabei einen Hattrick, alle drei Tore fielen nach Vorlage von Senad Lulić.

Seine grundsätzliche Meinung hat sich der österreichische Teamchef schon bei der Spionagereise zur WM in Brasilien bilden können, wo er den 3:1-Erfolg von Bosnien-Herzegowina über den Iran live miterlebte, gebildet. "Sie sind auch sehr robust, haben viele große Spieler und auch eine hohe individuelle Qualität. Darauf müssen wir in der Defensive reagieren", so Koller. "Sie haben fünf, sechs Spieler, die offensiv sehr aktiv sind", strich der Schweizer die Stärken des Gegners hervor und lobte insbesondere das Duo Džeko-Ibisević, sowie das zentrale Mittelfeld der Bosnier.

Warum Bosnien-Herzegowina in der EM-Qualifikation bisher nur hinterherhinkt und in Gruppe B nur den vorletzten Platz einnimmt, wollte Marcel Koller als Außenstehender nicht beurteilen: "Da bin ich der falsche Ansprechpartner."

Kassenschlager ÖFB-Team

"Es wird ein spannendes und gutes Spiel", versprach Marcel Koller jedenfalls den Fans. "Wir wollen gewinnen und zeigen, dass wir Freundschaftsspiele ernst nehmen." 44.000 Karten wurden vom ÖFB bereits abgesetzt, ein weiteres ausverkauftes Heimspiel ist somit in Reichweite. Zudem vermeldete der Verband auch schon weit über 30.000 verkaufte Abos für die Heimspiele gegen Liechtenstein und Moldau im Herbst.

Debatten über Flexibilität in Taktik und Formation wie sie etwa bei Weltmeister Deutschland geführt werden, kann sich Österreich sparen. Denn Experimente wird es gegen Bosnien-Herzegowina jedenfalls keine geben. "Wir haben nicht die Zeit, groß etwas zu verändern", sagte Koller. Auf etwaige personelle Veränderungen habe er sich auch noch nicht festgelegt, nur so viel stellte er in Aussicht: "Die Idee ist schon den einen oder anderen mal zu testen."

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Sebastian Kelterer