03.04.2015 10:00 Uhr

Akinfenwa: Der stärkste Fußballer der Welt

Adebayo Akinfenwa vom AFC Wimbledon überzeugt mit Charme und Körpermasse
Adebayo Akinfenwa vom AFC Wimbledon überzeugt mit Charme und Körpermasse

Die Fußballwelt wird oft von kleinen, quirligen Spielern dominiert. In Ihrer Statur wirken Techniker wie Iniesta, Messi und Götze eher wie Teenager, während sie die schwerfälligen Abwehrrecken der Gegner mit ihrem feinen Ballgefühl durcheinander wirbeln. In Englands vierthöchster Spielklasse jedoch setzt der AFC Wimbledon auf einen Angreifer mit dem doppelten Körpergewicht eines Liones Messi. weltfussball stellt vor: Adebayo Akinfenwa, der stärkste Fußballer der Welt.

Auf der Insel gibt es seit einiger Zeit einen regelrechten Hype um einen Mann, dem zu oft gesagt wurde, er wäre zu schwer für den Fußball. "Bayo", wie seine Mitspieler Akinfenwa rufen, bringt stattliche 110 Kilo auf die Waage. Der gebürtige Londoner drückt nach eigenen Angaben 180 Kilo auf der Hantelbank und könnte damit problemlos zwei bis drei seiner Teamkollegen stemmen.

Er sei schon immer ein großer Typ gewesen, sagt Akinfenwa. Irgendwann habe er seine Liebe zum Kraftsport entdeckt und konnte damit seine andere große Leidenschaft kompensieren: Hähnchenfleisch. In der Trainingsphase verbringt der Stürmer täglich ein bis zwei Stunden im Kraftraum, um an seiner erstaunlichen Physis zu arbeiten. Kann so einer Tore schießen?

Anfeindungen in Litauen

Bayo hat bis jetzt jedem, der Zweifel an seinen fußballerischen Fähigkeiten hegte, die Antwort auf dem Platz gegeben. Zu Beginn seiner Karriere kickte er in Litauen. Als erster farbiger Spieler der Liga musste er sich einigen Anfeindungen entgegenstellen, doch er ließ sich nicht unterkriegen: "In der Phase habe ich gelernt, dass man im Leben einiges überkommen muss - und das auch kann."

Dann die Rückkehr in die Heimat. In 387 Spielen in Englands dritt- und vierthöchster Spielklasse kommt der bullige Brite auf 133 Treffer und 45 Vorlagen. Mit seinen Toren hat er erheblichen Anteil am aktuellen Erfolg seines Arbeitsgebers AFC Wimbledon: Der Klub mit dem drittkleinsten Marktwert der untersten britischen Profiliga hat derzeit nur sieben Zähler Rückstand auf einen Platz für die Aufstiegs-Playoffs im Mai. Doch bereits Anfang des Jahres erlebte Akinfenwa den sportlichen Höhepunkt seiner Karriere.

Treffer gegen den Lieblingsverein

In der dritten Runde des FA Cup traf Wimbledon auf den FC Liverpool, einen der traditionsreichsten und erfolgreichsten Klubs der englischen Geschichte. Bayo ist seit seiner Jugend ein flammender Reds-Fan und an diesem Tag ganz nah dran an seinen Idolen. Um ein Haar verpassen er und sein Team sogar eine Sensation: In der 36. Minute erzielt Akinfenwa den zwischenzeitlichen Ausgleich, nachdem Steven Gerrard den Favoriten kurz zuvor erwartungsgemäß in Führung gebracht hat. Am Ende ist es erneut der Kapitän des LFC, der mit einem Freistoßtor die Verhältnisse gerade rückt und seine Mannschaft in die nächste Runde schießt.

Für Bayo ging mit dem Spiel gegen sein Lieblingsteam ein Traum in Erfüllung, trotz des Ausscheidens. Nach dem Tor schoss der 1,80 Meter große Angreifer noch zahlreiche Selfies mit den Stars aus Liverpool. "Es hat riesigen Spaß gemacht. An diesem Tag war ich einfach ein Riesenbaby", resümierte er später. Ein ganz persönliches Andenken an das Aufeinandertreffen mit seinen Vorbildern sicherte sich der Stürmer auch: Das Trikot von Steven Gerrard. "Ich will Gerrards Shirt. Ich habe den Jungs gesagt, wenn einer von ihnen sein Shirt vor mir bekommen sollte, haben wir ein Problem.", appellierte Akinfenwa vor dem Match an seine Teamkollegen, von denen offenbar keiner zu widersprechen wagte.

FIFA-Phänomen und YouTube-Star

Letztlich sind auch Fußballprofis nur Menschen. Und Adebayo Akinfenwa hat nicht nur eine immense Statur, sondern auch ein großes Herz. Zumindest, wenn man seinem ehemaligen Mitspieler Clarke Carlisle glauben darf: "Bayo ist ein intelligenter, tiefgründiger und emotionaler Mann. In diesem schnelllebigen Geschäft ist er ein Freund fürs Leben." Zudem ist der Stürmer mit dem wuchtigen Körperbau ein Mann vieler Talente. Seinen Ruhm verdankt der Londoner, neben seinem auffälligen Äußeren, der Computerspiele-Serie "FIFA" und dem YouTube-Star "KSI".

2014 rückte Akinfenwa erstmals in den Fokus, als FIFA ihn mit einem Stärkewert von 97 bei 100 Möglichen Punkten offiziell zum stärksten Fußballspieler der Welt krönte. In Internetforen zu dem Spiel und in den sozialen Netzwerken überschlug sich die Begeisterung für den Stürmer mit den Maßen eines Bodybuilders, die Netzgemeinde erhob ihn zu einer sportlichen Version von Chuck Norris.

Modelabel "BeastMode"

Während der Partie gegen Liverpool war der Hashtag zum Stürmer von Wimbledon eines der beliebtesten Themen weltweit. Auch der bekannte YouTuber KSI wurde auf Bayo aufmerksam, gemeinsam drehten die beiden einige Videos, veröffentlichten sie auf der Plattform und steigerten damit weiter die Bekanntheit des sympathischen Kickers - und seines Modelabels "BeastMode".

"BeastMode" ist für Akinfenwa eine Lebenseinstellung. Es bedeutet für ihn, "an sich selbst zu arbeiten und den Grenzen zu trotzen, die andere dir setzen wollen". Ob in seiner Zeit in Litauen oder im Kampf um Anerkennung als Stümer von beeindruckender Statur: Bayo hat bislang all den Hürden zu widerstehen gewusst, die andere in seinem Weg sehen wollten. Mit 32 Jahren hat er immer das Maximum aus seinen Möglichkeiten geholt und ist heute stolz darauf, der stärkste Fußballer unter der Sonne zu sein.

Den Titel würde er unter Umständen auch verteidigen. Zu den Machern von FIFA sagte er, falls er irgendwann nicht mehr die Nummer eins sei, werde er den neuen stärksten Spieler zu einem Wettkampf im Bankdrücken herausfordern.

Kevin Brüssel