11.04.2015 12:31 Uhr

Arsenal: Aufschwung dank Coquelin

Francis Coquelin zieht bei Arsenal die Fäden
Francis Coquelin zieht bei Arsenal die Fäden

"Das Momentum ist auf unserer Seite. Wir wollen gewinnen, gewinnen und weiter gewinnen. Dann haben wir die Qualifikation für die Champions League selbst in der Hand." Arsenal-Coach Arsène Wenger ist optimistisch und hat derzeit auch allen Grund dazu: Die Gunners sind die Mannschaft der Stunde in der Premier League. Am 31. Spieltag feierten sie einen überzeugenden 4:1-Heimsieg gegen den FC Liverpool und kletterten auf Rang zwei.

Arsenal hat zehn der letzten elf Liga-Partien gewonnen und im Jahr 2015 so viele Punkte eingefahren wie kein anderes Premier-League-Team. Der aktuelle Höhenflug hat mehrere Gründe, ist aber vor allem mit einem Namen verbunden: Francis Coquelin.

Talent behutsam aufgebaut

Seitdem der Franzose regelmäßig spielt, geht es mit den Gunners steil bergauf. Coquelin kam in den ersten 15 Spielen der Saison überhaupt nicht zum Zug und stand anschließend in allen Premier-League-Partien für die Gunners auf dem Platz. Er zieht die Fäden vor der Abwehr und hat die Defensive der Londoner deutlich stabilisiert. In den letzten elf Partien hat Arsenal lediglich sieben Gegentore kassiert - fünf weniger als Spitzenreiter Chelsea.

Coquelins Durchbruch ist kein Zufall, sondern von langer Hand geplant. Der Franzose wechselte im Sommer 2008 aus seiner Heimatstadt Laval in die Jugendakademie des FC Arsenal. Dort wurde er sukzessive aufgebaut und sammelte anschließend mithilfe von Leihgeschäften zusätzliche Erfahrungen. So spielte er zwischenzeitlich beim französischen Erstligisten FC Lorient, in der Bundesliga beim SC Freiburg und zuletzt bei Charlton Athletic in der zweiten englischen Spielklasse. Wenger beobachtete die Entwicklung des mittlerweile 23-Jährigen aufmerksam und war von dessen Fortschritten derart begeistert, dass er ihm bereits vor seiner letzten Leihstation einen Platz in der ersten Elf in Aussicht stellte.

Veränderte Spiel-Philosophie und ein starker Özil

Coquelin ist aus der Stammformation nicht mehr wegzudenken. Er harmoniert hervorragend mit seinen Mittelfeldkollegen und sorgt für die nötige Balance zwischen Abwehr und Angriff, die den Londonern lange Zeit gefehlt hat. Arsenals Spiel ist pragmatischer geworden. Wengers Mannschaft spielt im Vergleich zu früher weniger ballbesitzorientiert und kommt verstärkt durch schnelle Gegenangriffe zum Erfolg. Dabei profitieren die Gunners von den schnellen Sommerneuzugängen Danny Welbeck und Alexis Sánchez. Letzterer ist gemeinsam mit Mittelstürmer Olivier Giroud Arsenals treffsicherster Angreifer. Beide haben jeweils 14 Tore erzielt.

Bedient werden die Offensivmänner immer wieder von Mesut Özil. Der deutsche Nationalspieler hat in der Rückrunde zurück zu alter Stärke gefunden und war in den letzten acht Spielen mit drei Toren und fünf Vorlagen an acht Treffern direkt beteiligt. "Alles, was er macht, hat Klasse. Er spielt intelligent und sein Pass-Timing ist fantastisch", spricht Wenger in höchsten Tönen von seinem Spielmacher.

Schon reif für die Meisterschaft?

Die formidable Sieges-Serie und die zuletzt starken Auftritte gegen die Spitzenteams Manchester City (2:0) und Liverpool lassen einige Gunners-Fans von der Meisterschaft träumen. Der Rückstand auf den FC Chelsea beträgt sieben Spieltage vor Saisonende allerdings bereits sieben Punkte. Zudem hat die Mannschaft von José Mourinho noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Kaum vorstellbar, dass sich die Blues die Butter noch vom Brot nehmen lassen. Das sieht auch Wenger so und tritt auf die Euphorie-Bremse: "Der Weg zur Meisterschaft führt nur über den FC Chelsea. Alle Trümpfe liegen bei den Blues", sagte er im Anschluss an den Arsenal-Sieg gegen Liverpool.

Am 34. Spieltag empfangen die Gunners den Lokalrivalen im heimischen Emirates Stadium. Drei Spieltage später geht es zu Manchester United ins Old Trafford. Ansonsten lässt sich Arsenals Restprogramm auf dem Papier eher leicht an. So spielen die Nord-Londoner noch gegen drei Mannschaften, die unter den letzten sechs der Tabelle stehen. Nutzten sie das von Wenger zitierte "Momentum" und fahren weitere Siege ein, ist die direkte Qualifikation für die Champions League durchaus realistisch. Der Meistertitel wäre dagegen schon ein kleines Wunder.

Thomas Eßer