14.04.2015 11:42 Uhr

Kevin Kurányi: Jubiläum unter dem Radar

Kevin Kurányi gehört zu den erfolgreichsten Torschützen der Premier Liga
Kevin Kurányi gehört zu den erfolgreichsten Torschützen der Premier Liga

"Einige von euch schütteln jetzt bestimmt ungläubig den Kopf und denken: Was um aller Welt will er in Moskau? Ich habe immer gesagt, dass das Gesamtpaket stimmen muss. Das Gefühl habe ich bei Dynamo. Ein Aspekt ist sicher der finanzielle. Alles andere zu behaupten, wäre heuchlerisch", mit diesen Worten verabschiedete sich Kevin Kurányi 2010 aus der Bundesliga. Fünf Jahre später denkt der Ex-Nationalspieler an eine Rückkehr und hat längst bewiesen, dass er in Moskau nicht nur Kohle scheffeln wollte. Erst kürzlich feierte Kurányi ein ebenso beeindruckendes wie hierzulande unbeachtetes Jubiläum.

12. April 2015, Arena Khimki in Moskau, Minute 45: Dinamo-Standardspezialist Balász Dzsudzsák legt sich das Leder an der Eckfahne zurecht, nimmt kurz Maß und hebelt den Ball mit viel Effet in die Gefahrenzone. Dort sprintet Kurányi im perfekten Moment los, erreicht die Hereingabe einen Tick vor seinem Bewacher Viktor Vasin und knallt das Spielgerät humorlos per Volley in den Knick. Nach 90 Minuten bezwingt Dinamo die Gastgeber aus Saransk letztendlich mit 2:1, erobert einen der begehrten Plätze, die nach Europa führen und sichert sich zumindest Restchancen auf die Teilnahme an der Champions League.

Historische Torquote

Ein Garant des Erfolgs ist dabei Kevin Kurányi. Für den einst bei Bundestrainer Löw in Ungnade gefallenen Angreifer war es bereits der zehnte Ligatreffer in der laufenden Saison und insgesamt die 50. Bude im russischen Oberhaus. Eine Ausbeute, die den geneigten Fußballfan nur mit der Zunge schnalzen lässt. Zur Verdeutlichung: Seit Gründung einer reinrussischen Spielklasse 1992 knippste lediglich Oleg Terekhin (67 Tore) häufiger für die Weiß-Blauen.

Auch in den Geschichtsbüchern hat sich der Deutsch-Brasilianer inzwischen einen Platz erkämpft. Immerhin rangiert der fünfterfolgreichste ausländische Torschütze der russischen Liga an 36. Stelle der ewigen Torjägerliste. Eine Region, die dem Routinier durchaus bekannt sein dürfte, bedeuten seine 111 Treffer in 261 Partien Platz 37 in der Geschichte des deutschen Oberhauses – von den aktuell aktiven Kickern trafen somit nur Miroslav Klose (307/121), Stefan Kießling (339/133), Mario Gómez (236/138) und Claudio Pizarro (378/176) häufiger.

Sehnsucht nach der alten Heimat

Apropos Bundesliga: Auch wenn Kurányis außergewöhnlichen Torjägerqualitäten, nach anfänglich großem Medieninteresse, heute selten mehr als eine Fußnote wert sind, liebäugelt der Torjäger, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, mit einer Rückkehr ins deutsche Profigeschäft. "Dynamo würde gerne verlängern. Aber ich spüre stark, dass die Familie allmählich nach Deutschland zurück will", äußerte sich der frühere Stuttgart- und Schalke-Angreifer unlängst. Wichtig sei bei seiner Entscheidung dabei allerdings nicht nur das Gehalt, sondern vor allem die Perspektive.

Zuvor wird der 52-fache deutsche Nationalkicker aber sicher alles daran setzen, mit Dinamo Erfolge zu feiern. Der Meistertitel scheint Zenit zwar nicht mehr zu nehmen zu sein, doch Platz zwei ist durchaus noch zu knacken.

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Marc Affeldt