15.04.2015 12:12 Uhr

Rampenlicht: Ex-Wolf ganz zahm

Andrés D'Alessandro ist in Brasilien vom Skandal-Talent zum treusorgenden Familienvater geworden
Andrés D'Alessandro ist in Brasilien vom Skandal-Talent zum treusorgenden Familienvater geworden

Raus aus dem Rampenlicht: Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen ehemaligen Wolfsburger, der im Herbst seiner Karriere endlich die hohen Erwartungen erfüllt, einen Pechvogel, der in Down-Under das neue Glück sucht und einen Ex-Bayern, der in der Türkei um die Meisterschaft kämpft.

Immer wieder finden Spieler aus dem Ausland ihren Weg in die Bundesliga, deren Vorschusslorbeeren und horrenden Ablösesummen bei den Fans große Erwartungen wecken. Andrés D'Alessandro war 2003 einer von ihnen. Auf Wunsch vom damaligen Spielleiter Jürgen Rober lotsten VW und die Vereinsführung der Wölfe den damals 21-Jährigen von River Plate zu den Niedersachsen. Die neun Millionen Euro, die für den hoch veranlagten Spielmacher fällig wurden, markierten den zu der Zeit teuersten Transfer der Wolfsburger Vereinsgeschichte.

Leider fiel der Argentinier immer wieder eher durch Disziplinlosigkeiten und Skandale abseits des Spielfeldes auf, anstatt mit Leistung zu überzeugen. In 70 Spielen kam der quirlige Offensivspieler zwar immerhin auf zwölf Tore und 19 Vorlagen. Nach drei Jahren hatte man in der Autostadt aber genug gesehen und verlieh D'Alessandro, erst nach Portsmouth und später nach Saragossa, wo man ihm ein neues Arbeitspapier gab. Doch auch in Spanien hatte man schnell genug von den Marotten des Argentiniers: Am Ende der Spielzeit zog es ihn erst in seine Heimat, um dann nach wenigen Monaten in Brasilien Fuß zu fassen.

Und endlich ist er angekommen. Seit 2008 kickt der mittlerweile 34-Jährige für Internacional und führt die Mannschaft als Kapitän auf den Platz. In 213 Partien war D'Alessandro an 94 Toren direkt beteiligt, darunter 43 eigene Treffer. Zweimal konnte er sein Team sogar zum Gewinn der Copa Libertadores führen. In der laufenden Spielzeit des Wettbewerbes kommt der Ex-Wolfsburger in drei Spielen bereits auf zwei Tore sowie zwei Vorlagen. Angebote aus dem Ausland, auch der Bundesliga, lehnte der Familienvater stets ab: "Heute liegen die Prioritäten anders: Es gibt den Fußball und die Familie. Der geht es hier gut. Meine Kinder sprechen portugiesisch und haben hier ihre Freunde".

Zum Spielerprofil von Andrés D'Alessandro

Alles auf Null in Down-Under

Neues Glück auf einem anderen Kontinent könnte auch ein ehemaliger Hamburger gefunden haben. Fünf Jahre stand Romeo Castelen in der Hansestadt unter Vertrag, brachte es allerdings nur auf 17 Einsätze für den Bundesliga-Dino. Aufgrund von Knieproblemen musste sich der Niederländer mit surinamesischen Wurzeln vier Mal unters Messer legen. Im Sommer 2012 war das Abenteuer Deutschland für den Außenstürmer, der 2007 für 2,5 Millionen aus Rotterdam gekommen war, beendet. Nach zwei kurzen Gastspielen in Russland und in den Niederlanden, machte Castelen vergangenen Sommer den großen Schritt nach Australien.

Zwar läuft es für seinen neuen Verein, die Western Sydney Wanderers, als Tabellenschlusslicht nicht besonders gut. Dennoch gehört der mittlerweile 31-Jährige endlich wieder zum festen Kern eines Teams. Im Dezember lief er für den neuen Arbeitgeber sogar bei der FIFA Klub-WM auf und erzielte dabei ein Tor. Es gefalle ihm im Verein, sagt Castelen, und lobt den Team-Spirit. Man kann ihm nur die Daumen drücken, dass er von weiterem Verletzungspech verschont bleibt.

Zum Spielerprofil von Romeo Castelen.

Fußball-Nomade auf Titeljagd

Wie D'Alessandro war auch ein anderer Argentinier einst für viel Geld in die Bundesliga gewechselt. Der Rekordmeister aus München verpflichtete 2007 für neun Millionen Euro den Mittelfeldakteur José Ernesto Sosa. Nur zwei Tore und vier Vorlagen in 53 Spielen reichten den Bayern allerdings nicht. Daher zog der Offensivakteur in der Folgezeit über Italien und die Ukraine nach Spanien, wo er mit Atlético Madrid die Meisterschaft gewann und sogar im Champions-League-Finale zum Einsatz kam. Da er aber nur auf Leihbasis in der spanischen Hauptstadt kickte, folgte zwangsläufig der Wechsel zurück in die Ukraine. Aufgrund der dortigen Konflikte, wollte Sosa jedoch nicht nach Osteuropa zurückkehren.

In Besiktas Istanbul fand sich letzten Sommer ein dankbarer Abnehmer. Für den türkischen Topklub steht der Ex-Bayer nun regelmäßig auf dem Feld und bildet mit den Ex-Bundesligakickern Gökhan Töre, Olcay Şahan und Demba Ba ein kongeniales Offensivquartett. Als Dritter der Süperlig hat Besiktas mit nur drei Punkten Rückstand auf Lokalrivale Galatasaray noch alle Chancen, am Ende als Sieger dazustehen. José Ernesto Sosa kennt das Meistergefühl bereits aus Madrid und wird sicherlich auf den Geschmack gekommen sein.

Zum Spielerprofil von José Ernesto Sosa.

Kevin Brüssel